Gundelsheim: Alle Plakate nur in einem Bereich
Autor: Anette Schreiber
Gundelsheim, Freitag, 06. März 2020
Nur in bestimmten Bereichen: Gemeinden wie Gundelsheim und Stegaurach setzen der Flut von Wahlplakaten Grenzen.
Sie hängen traurig von den Masten, flattern im Wind, oder sind teils schon weit vor dem 15. März am Boden: Wahlplakate. Gerade im Endspurt wurde in so mancher Landkreisgemeinde plakatiert, was das Zeug hält. Gundelsheims Bürgermeister Jonas Merzbacher (SPD) schüttelt heute den Kopf, wenn er zurückdenkt, wie im Bürgermeister-Wahlkampf vor sechs Jahren sein Mitbewerber und er sich zu überbieten versuchten. Zwar hatte der Gemeinderat schon 2013 per Satzung beschlossen, dass der Bereich der Hauptstraße im öffentlichen Bereich zwischen den beiden Brücken frei von Wahlkampfplakaten gehalten werden soll. Doch beide Anwärter aufs Amt legten Kreativität an den Tag. Merzbacher brachte ein Megaplakat von etwa neun mal acht Metern knapp jenseits der Brücke an einer Scheunenwand an. Sein Herausforderer Christian Wolf nutzte ein ganzes Gerüst für sein Plakat. "Wir halfen uns damals sogar noch gegenseitig beim Anbringen", schmunzelt Merzbacher.
Kein Wettrüsten
Doch Gundelsheim will kein Wettrüsten im schmuck hergerichteten Ortskern und auch nicht in den anderen Straßen. So kam Merzbacher letztes Jahr die Idee, dass alle auf einer einzigen, begrenzten öffentlichen Fläche ihre Plakate anbringen dürfen. Bei der aktuellen Wahl und grundsätzlich.
Weil die Gemeinde derzeit an der Hauptstraße 7 bis 9 ein Projekt umsetzt, steht hier ein Bauzaun. Ideal also, den Beschluss in die Praxis umzusetzen. Geschlossen stellte sich das Gremium hinter den Mäßigungsbeschluss und die entsprechende Ergänzung der Wahlwerbungssatzung.
Kurzfristig stellte im Februar eine Gruppierung einen Antrag, wonach sie an den drei Ortseingängen Plakate aufgestellt hätte. Doch nach der schriftlichen Ablehnung durch den Gemeindewahlleiter wurde der Antrag dann zurückgezogen. So bleibt es bei der Lösung, zumindest im öffentlichen Raum. Was auf Privatgrund passiert, ist hier wie andernorts eine andere Sache.
Zur Effektivität der Gundelsheimer Satzung meint Merzbacher, "mehr Plakate bringen nicht unbedingt auch mehr Stimmen". Wie geht es aber dann für den SPD-Unterbezirksvorsitzenden zusammen, dass im Gros der anderen 35 Landkreisgemeinden durchaus ein Vielfaches an Plakaten hängt, auch von den Sozialdemokraten? "Ganz einfach, es ist immer so, wenn die anderen plakatieren, dann muss die SPD das freilich auch."
Ressourcen schonen
Gundelsheims Zweiter Bürgermeister Robert Martin steht voll und ganz hinter der in seiner Gemeinde nun umgesetzten Praxis, die übrigens erst jüngst vom gesamten Gremium bestätigt wurde. Schon aus Gründen des Umweltschutzes befürwortet der Fraktionssprecher der Bürgergemeinschaft Gundelsheim (BG) diesen Weg. "Es ist hervorragend weil ressourcenschonend," mit Wahlplakaten produziere man schließlich nur Müll. Für die kurze Zeit, die sie hängend komme viel Abfall zusammen, stellt er fes. Man müsse den Ort "nicht zuplakatieren und verschandeln", findet Martin, der im Hauptberuf Klimaschutzbeauftragter des Landkreises ist.
Eine weitere Gemeinde, die sich in Sachen Plakatierung Gedanken gemacht hat, ist Stegaurach. Hier gibt es zwar keine eigene Satzung. Der Gemeinderat hat jedoch fraktionsübergreifend "intern beschlossen", so Bürgermeister Thilo Wagner (FW/FL), sich gewisse Beschränkungen aufzuerlegen.