Güßbach, die Bahn und der Fitnesswahn
Autor: Johannes Michel
Breitengüßbach, Sonntag, 05. Februar 2017
Fünf Stunden lang wurden die Besucher der Elferratssitzung in der Hans-Jung-Halle bestens unterhalten.
Nach einem Jahr Pause gab es in diesem Jahr wieder eine Elferratssitzung in Breitengüßbach. Rund fünf Stunden lang ließen sich die Besucher in der ausverkauften Hans-Jung-Halle unterhalten - von Gardetänzen, einem Bauchredner, dem Comedian "Das Eich" und vom traditionellen Breitengüßbacher Wappenmännla in der Person von Hans-Jürgen Schmaus. Und das Wappenmännla legte wieder einmal die Finger in die offenen Wunden.
Erst im Dezember hatte sich mit Hans-Jürgen Schmaus eine neue Besetzung für das Breitengüßbacher Wappenmännla gefunden - Ambros Karmann, in den vergangenen Jahren das Wappenmännla, war 2015 unerwartet verstorben. Daher fiel 2016 auch die Elferratssitzung aus. Städtebaukonzept, ICE-Baustelle, Schienenersatzverkehr - politische Themen gab es seitdem zu Genüge fürs Wappenmännla abzuarbeiten. Wobei: Im Gemeinderat gehe es ja recht harmonisch zu, seit der Gemeinde eine Frau als Bürgermeisterin vorstehe. Dennoch: Es lasse sich nun mal nicht allen recht machen. Etwa den Anwohnern im Osten Breitengüßbachs, die schon ganz fuchsig würden, weil vielleicht eine Umgehungsstraße um ihr Wohngebiet entstehen könnte. Oder in der Hauptstraße, wo es um die Verkehrsberuhigung gehe, viele aber das Prinzip verfolgten: "Wasch mich, aber mach mich net nass!"
Kemmerns "staubige Brüder"
Ja, Breitengüßbach sei nun einmal durch den ICE-Bau und die Lärmschutzwände nun in Ost und West getrennt. Wobei die Baustelle ja auch begeistert hat: "Jeden Sonntag sind die Leute spaziert in Massen, auf den dreckigen Eisenbahntrassen." Und einen Seitenhieb auf Kemmern konnte sich das Wappenmännla auch nicht verkneifen: "Über unsere Brücke wollten sie net rüber, des war zu weit für die staubigen Brüder" - nachdem Kemmern für den Bahnübergang, der im Rahmen des ICE-Ausbaus wegfiel, eine Ersatzbrücke bekam, die einmal als gemeinsame Lösung am Breitengüßbacher Kreisverkehr geplant war. Dort gibt es nämlich nun erstmal keine, wenn die Behelfsbrücke wieder abgebaut wird.Eröffnet wurde die Elferratssitzung am Samstagabend pünktlich um 19.11 Uhr mit dem Einzug des Elferrats unter Sitzungspräsident Stefan Neubauer. Er konnte, nach vielen Jahren, auch wieder ein Tanzmariechen begrüßen. Xenia Nüsslein hatte erst ihren zweiten großen Auftritt als Solotänzerin und zeigte gleich ihr Können.
Anschließend übergab Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder die "Gemaglockn" an den Elferrat, nachdem sie eine kleine Büttenrede vorgetragen hatte. Auch sie thematisierte die ICE-Baustelle: "Diejenigen, die am wenigsten betroffen, wollten auf Waschkarten für ihre Autos pochen." Um den Tourismus anzukurbeln, forderte sie einen ICE-Halt für Breitengüßbach.
Gleich zwei Auftritte, vor und nach der Pause, hatte Bauchredner Erwin Motschenbacher zu absolvieren. Im ersten Teil hatte er seinen Vogel Coco mit dabei ("Mein Name ist Erwin - und ich bin aus Friesen" - "Mein Name ist Coco - und ich bin aus Plüsch"), im zweiten Teil holte sich Motschenbacher Hilfe aus dem Publikum - den Zweiten Bürgermeister Hubert Dorsch, den Dritten Bürgermeister Alexander Porst sowie Gemeinderat Manfred Herl, die einen Schnellkurs im Bauchreden belegen durften: Sie mussten dabei allerdings nur ihren Mund bewegen, für die Stimme sorgte Motschenbacher - was zu diversen Verwirrungen führte.
Ein Highlight des Abends waren die beiden Fitnessdamen Tina Baumstark und Steffi Drechsel, die ein Ehepaar spielten, das versucht, durch Gymnastik die Folgen des Alters zu bekämpfen. Das ist eine gar nicht so einfache Sache, vor allem, wenn vom Partner immer wenig hilfreiche Kommentare von der Seite kommen: "Du schwitzt net, das ist dein Fett, was da greint." Als Publikumskandidat" durfte Gemeinderat Alois Ludwig mit den beiden Yogaübungen auf der Bühne vorturnen.