"Gruselige" Jazz-Experimente
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Dienstag, 19. April 2016
Zur Walpurgisnacht gibt's in Bamberg "Gruseljazz und unangenehme Texte". Ein unkonventionelles Event erwartet das Publikum in der Alten Seilerei.
Die Walpurgisnacht naht. Was in Bamberg aber keine "Hexen" über den Domberg dem "Tag der Arbeit" entgegentanzen lässt. Immerhin erwartet uns diesmal zu dem Anlass ein schaurig-schönes Experiment, das in der Alten Seilerei über die Bühne geht: "Gruseljazz & unangenehme Texte" präsentieren Andreas Thamm, Juan S. Guse, Pascal Richmann, Benjamin Quaderer und die "Mofagang" am 30. April. Und jeder, der Lust auf eine außergewöhnliche Erfahrung hat, sollte sich den Termin vormerken.
"Gruseljazz": Klingt bizarr. Wer steht hinter der "Mofagang", die in der Walpurgisnacht schaurige Improvisationen spielt? Stephan Goldbach, Philipp Hawlitschek und Marius Buck, die in Saarbrücken Musik studieren und sich als Outdoor-Freejazz-Band zusammenschlossen, wie Andreas Thamm als Veranstalter des Abends berichtet. Mit Kontrabass, Posaune und Schlagzeug widmet sich das Trio dem Bamberger Publikum. "Dabei bekommt man die ,Mofagang' normalerweise kaum zu hören, die im Wald ihren Freejazz am liebsten ohne Zuhörer spielt."
Aus der Situation heraus
Wie Goldbach und Hawlitschek stammt Thamm aus Bamberg. Und veröffentlichte im vergangenen Sommer erst mit Juli Zucker "Fernweh ist 'ne Scheißidee" - ein "Sachbuch mit Geschichten über verkorkste Urlaube". Ja, an skurrilen Einfällen mangelt es dem Autor nicht, der nun mit seinem Walpurgisnacht-Experiment in der Alten Seilerei aufwartet: "Einem Experiment, das es in dieser Form nur einmal gibt." Schließlich würden sich die Improvisationen der "Mofagang" aus der Stimmung und düsteren Atmosphäre entwickeln, die die Geschichten der beteiligten Autoren an dem Abend erzeugen.
Kommen wir vom "Gruseljazz" also zu den "unangenehmen Texten", die auch aus Thamms Feder flossen. Er stellt dem Publikum eine Kurzgeschichte vor, die "in menschliche Abgründe blickt". Immerhin befasste sich der Bamberger, der in Hildesheim Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus studierte, "lange auch mit Serienkillern".
Hannover und Leipzig
Noch aus Studienzeiten kennt Thamm die restlichen Autoren, die in der Alten Seilerei lesen. Darunter Juan S. Guse, der im vergangenen Jahr seinen Debütroman "Lärm und Wälder" veröffentlichte. Mittlerweile lebt der Preisträger des Open Mike und des Hallertauer Debütpreises in Hannover. Aus Leipzig kommt Pascal Richmann nach Bamberg, der ebenfalls mehrfach ausgezeichnet wurde, aus Liechtenstein Benjamin Quaderer: "Er schreibt in Berlin an seinem Debütroman und war zuletzt als Drehbuchautor am Kurzfilm ,Osten' beteiligt, der bei der Berlinale lief."
Wie "unangenehm" die Kurzgeschichten der Literaten werden, das stellt sich erst am 30. April (ab 19 Uhr) heraus. "Denn vorbereitet wird sonst so wenig wie möglich. Das Programm - mit der Musik als organischem Teil - kann also ganz wunderbar werden oder kläglich scheitern", so Andreas Thamm. Eine Rolle spielt an dem Abend dabei auch eine "Flasche mit Hochprozentigem, die zuletzt leer sein sollte". Na denn, prost!