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Grundsteinlegung für Marktscheune in Hallstadt


Autor: Sarah Seewald

Hallstadt, Sonntag, 27. Oktober 2013

Seit dem Jahr 2005 gibt es im Herzen der Stadt keine Möglichkeit zur Nahversorgung mehr. Das soll sich mit der Marktscheune ändern. Mit großem Bahnhof erfolgte die Grundsteinlegung, die Eröffnung ist für 2015 geplant.
Die Hallstadter kamen in großen Scharen, um bei der Grundsteinlegung für die Marktscheune dabei sein zu können.Fotos: Barbara Herbst


Kein Pfund Mehl, kein Kaffee, keine Taschentücher: Seit 2005 sind diese alltäglichen Haushaltsgegenstände für die Bürger aus Hallstadt nicht mehr zu Fuß erreichbar. Das soll sich in den nächsten Jahren wieder ändern. Ein sichtbares Sigbnal dafür, dass sich das ändert, war die Grundsteinlegung für die Marktscheune.

"Dieser Tag heute hat eine gewisse historische Tragweite für Hallstadt", hebt Bürgermeister Markus Zirkel (SPD) hervor. Die Marktscheune ist das Leuchtturmprojekt für Hallstadts Neue Mitte. Symbol auch für eine starke Innenentwicklung und ein Signal in Richtung demografische Entwicklung: Mit einer Einkaufsmöglichkeit direkt vor Ort sollen ältere Bürger wieder selbstständig einkaufen, aber auch junge Familien, die sich in Hallstadt niederlassen wollen, finden ab 2015 ein attraktives, lebendiges Stadtzentrum vorfinden.

Die örtliche Nahversorgung ist das Eine. Für die Hallstadter bedeutet die Grundsteinlegung der Marktscheune weitaus mehr: "Wenn ich von diesem Projekt spreche, brennt wirklich Feuer in meinem Herzen", schwärmt Bürgermeister Zirkel und erklärt: "Ich weiß, dass das Ende der Nahversorgung im Jahr 2005 nicht nur bedeutete, dass man keine alltäglichen Dinge mehr in Hallstadt besorgen konnte, sondern auch, dass ein sozialer Treff weggebrochen ist."

Marktscheune soll auch Ort der Begegnung werden

In Gesprächen mit den Bürgern erfahren die Planer, dass es nicht nur an einer Einkaufsmöglichkeit, sondern an einem Ort der Begegnung in Hallstadt fehle. Die Marktscheune als kommunales Nahversorgungsprojekt auf der einen Seite, und Kultureinrichtung auf der Anderen.

Neun Architektur- und Planungsbüros aus Deutschland und Österreich versammelten sich 2009 zu einem Architekten-Workshop in Hallstadt. "Das ganze Bürgerhaus war voller Architekten und Stadtplaner", erinnert sich die Architektin Anke Schettler. Die Stadt Hallstadt hatte sich für ihre Neue Mitte etwas ganz Besonderes ausgedacht: "Das waren drei verrückte Tage in Hallstadt. Die Situation war für uns alle neu", während Ausschreibungen normalerweise anonym ablaufen und jeder Architekt in seinem Büro tüftelt, "konnten einem in Hallstadt alle über die Schulter schauen und die Konkurrenz wartete direkt hinter der nächsten Papp-Stellwand."

Das Gewand, die skulpturale Erscheinung, der Marktscheune entsteht "im Gasthaus bei Greta", erzählt Anke Schettler. Während alle im Rathaus vor sich hin arbeiteten, begab sich Anke Schettler mit ihrem Team direkt ins Zentrum des Geschehens. Der direkte Kontakt mit den Bürgern, fränkisches Essen und Bier, diese Kombination ist mit Sicherheit nicht ganz unschuldig daran, dass das Architektenteam aus Weimar schließlich die Ausschreibung für sich entscheiden konnte.

"Am Abend kamen wir ins Rathaus zurück: trunken, von Ideen", blickt Schettler auf die etwas andere Art von Ausschreibung zurück. Das Architektenbüro hat es verstanden, die Marktscheune als Knoten im Ortskern zu integrieren. Es sind Details in der Planung, die zeigen, dass die Architekten verstanden haben, was zu Hallstadt passen könnte: Wie zum Beispiel die hohen Giebel, "die in Hallstadt die wichtigen Häuser kennzeichnen", so Schettler, aber auch die Keramikfassade in den Naturtönen passt zum Bild. Erst recht, wenn man den gepflegten Garten im Nachbarsgrundstück bestaunt. Nicht immer sei es einfach, ein solches Projekt durchzubringen. Einige Skeptiker gebe es immer noch.

Bürgermeister Zirkel versteht, "dass wer in Schichtarbeit arbeitet, auch mal seine Ruhe braucht", und wünscht sich, dass Anliegen immer direkt an ihm herangetragen werden. "Die Türen und Ohren stehen offen", Hallstadt sei bedacht, für die bevorstehende Bauphase Lösungen bei Problemen zu finden.

700 Quadratmeter

Eine Tiefgarage bietet Platz für 81 Stellplätze, die Ein- und Ausfahrt soll über die Mainstraße erfolgen. Auf rund 700 Quadratmetern findet man in Zukunft wieder alles für den Kühlschrank und die Vorratskammer - direkt vor der Haustüre. Die künftige Nahversorgung wird von dem regionalen Unternehmer Werner Massak mit Edeka im Hintergrund betrieben werden. Bäcker, Metzger und ein abgegrenzter Bistrobereich sollen das kulinarische Angebot zusätzlich ergänzen und gleichzeitig einen Ort der Begegnung schaffen.

Eine Besonderheit der Marktscheune: Im Obergeschoss ist Raum für rund 370 Sitzplätze in einem großen Saal, der bei Bedarf auch mit einer flexiblen Wand getrennt genutzt werden kann. Die Kombination aus "Kulturboden" und Daseinsvorsorge "verbessern die Lebensbedingungen" der Hallstadter Bürger, so Zirkel.

Etwas Geduld ist noch gefragt. Im ersten Halbjahr des Jahres 2015, oder wie Bürgermeister Zirkel sagt, "dann wenn die Sonne wieder scheint und man gerne draußen sitzt" soll die Marktscheune eröffnet werden. Zur Einweihung gibt es dann auch den Segen, auf den der Bürgermeister schon während der Bauphase vertraut. "Mögen die Arbeiten hier alle unfallfrei bleiben", sagt er, bevor es zur symbolischen Grundsteinlegung kommt.

Mit einer Kapsel, gefüllt mit Klassikern, wie dem Amtsblatt, einem Euro-Münzsatz, einem Hallstadt-Taler, sogar ein Seidla der Brauerei Eichhorn und ein kleines Holzkreuz - aber auch eine aktuelle Ausgabe des FT - wird der Grundstein in den Boden eingelassen. Lange bleibt der Grundstein nicht liegen. Die Organisatoren haben sich etwas Besonderes ausgedacht: Jeder Besucher darf sich mit dem symbolischen Grundstein ablichten lassen. Für das Fotoalbum. Was sich im ersten Moment überzogen anhört, leuchtet dem Außenstehenden spätestens dann ein, wenn man die alten Damen und Herren in der ersten Reihe am Bauzaun beobachtet. Wie sie mit einem Einweg-Fotoapparat in der Hand die Eröffnung festhalten - ein ganzer Film, 36 Bilder, bestimmt für ein Stückchen Hallstadter Ewigkeit. Oder wie hatte Bürgermeister Markus Zirkel auch gesagt: "Ein Fundament auf Dauer".