Druckartikel: Großveranstaltung ohne finanziellen Nutzen?

Großveranstaltung ohne finanziellen Nutzen?


Autor: Corina Erk

Bamberg, Sonntag, 05. Mai 2013

Eine Studie der Universität Bamberg hat ergeben: Die Sportgroßveranstaltung im Herzen des Weltkulturerbes hat als regionales Event einen geringeren direkten wirtschaftlichen Einfluss auf die Stadt, als erhofft.
Am Sonntag, 5. Mai, gehen insgesamt 12.000 Läufer beim Weltkulturerbelauf in Bamberg auf die Strecke. Eine Studie der Uni Bamberg hat jetzt ergeben, dass der Lauf jedoch kaum wirtschaftlichen Einfluss auf die Stadt hat. Fotos: Michael Gründel


Rund 12.000 gemeldete Läufer, etwa 40.000 Zuschauer an der Strecke. Diese Zahlen sollten doch dafür sorgen, dass bei den Bamberger Restaurantbetreibern und Barbesitzern, in den Geschäften und bei den Hoteliers die Kassen klingeln, wenn am Sonntag der Startschuss für den 6. Weltkulturerbelauf fällt. Dass der direkte Wirtschaftserfolg dieses Großevents allerdings nicht ganz so zufriedenstellend ausfällt, wie es sich mancher vorgestellt hat, darüber gibt nun eine Studie der Universität Bamberg Aufschluss.

Erste Ergebnisse stellte Björn Ivens, Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Marketing, bei der Tagung "Sportveranstaltungen als Instrument der Imagedarstellung von Regionen und als Wirtschaftsfaktor" vor, die anlässlich des Weltkulturerbelaufs 2013 in Bamberg stattfand. Gastgeber der Konferenz war der Landkreis Bamberg, vertreten durch Landrat Günther Denzler.

Gemeinsam mit Tourismusbeauftragten anderer Länder, etwa aus der Region Jelenia Góra in Polen, sollte die Frage erörtert werden, wie Sportveranstaltungen zur Imagebildung einer Region beitragen können und welche positiven Wechselwirkungen für Wirtschaft und Tourismus sich daraus ableiten lassen.

Ivens, der in seinem Vortrag Ergebnisse aus der Befragung der Teilnehmer am Weltkulturerbelauf erläuterte, charakterisierte den typischen Läufer des Bamberger Großereignisses aus einer Stichprobe von 250 Personen wie folgt: männlich, etwa 45 Jahre alt, gut ausgebildet, häufig Büroangestellter und zumeist aus Bamberg Stadt oder Land kommend. Er suche die persönliche Herausforderung und den Wettbewerb mit anderen. Zahlreiche der Befragten nehmen bereits zum dritten bis fünften Mal am Lauf teil. Generell sei die Zufriedenheit der Läufer mit der Atmosphäre in der Domstadt, der Organisation und der Streckenführung sehr hoch.

Tagestouristen entscheiden über finanziellen Erfolg

Entscheidend für den finanziellen Effekt des Weltkulturerbelaufs sei aber, so Ivens, dass 60 Prozent der Befragten lediglich Tagestouristen seien. Gewinne durch Übernachtungen werte er aufgrund der Zahlen als verschwindend gering, zumal diejenigen Läufer, die tatsächlich in Bamberg schlafen, dies zumeist bei Verwandten oder Freunden täten. Die Erhöhung der Zahl der Übernachtungsgäste in der Domstadt ist also durch den Weltkulturerbelauf nur bedingt zu erreichen.

Die ernüchternde Erkenntnis lautet vielmehr: Der ökonomische Effekt des Weltkulturerbelaufs für den Hotelbereich geht gegen Null. Restaurantbesitzer und Barbetreiber profitieren, so Ivens, jedoch durchaus von der Veranstaltung. Die Langzeitwirkung des Laufs, der ein Gesamtbudget von rund 350.000 Euro hat (80.000 Euro fallen für die Shirts der Läufer an, der zweitgrößte Posten beträgt 40.000 Euro für die Zeitmessung), wie Martin Sage vom Organisationsteam referierte, liege vor allem darin, dass viele Teilnehmer eine überaus positive Einstellung zur Stadt haben. So kämen sie nach dem Großereignis wieder als Besucher nach Bamberg zurück.

Patrick Backer vom Tourismus & Kongress Service Bamberg zog ein ähnliches Fazit wie Ivens: Wenngleich das "Übernachtungsvolumen aufgrund des Laufs eher gering" sei, habe dieser doch den Nebeneffekt, dass Zuschauer wie Teilnehmer als Touristen zurückkämen, um die Stadt zu entdecken.