Großprojekt findet gutes Ende
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Freitag, 10. Januar 2020
Am Sonntag feiert die Gemeinde von St. Gangolf mit dem Erzbischof den Abschluss der vierjährigen Renovierungsarbeiten in Bambergs ältester Kirche.
Sogar die überregionale Süddeutsche Zeitung fragte vor einiger Zeit, was denn in Bamberg los sei. Denn seit 2009 waren fast alle der großen Kirchen in der Stadt "in restauro", einige sogar als einsturzgefährdet geschlossen. Der Oberen Pfarre am Kaulberg folgte ohne Atempause die Kirche St. Martin am Grünen Markt, gleichzeitig die zur Aula der Universität umgewidmete Dominikaner-Kirche im Sand mit dem größten Dachwerk der Stadt. Und über allem thront die Klosterkirche St. Michael mit ihren bedrohlichen Rissen. Die Karmelitenkirche St. Theodor wartet auf Sanierung, die Heilig-Grab-Kirche hat sie bereits hinter sich.
Und nun kam auch noch St. Gangolf dazu! Bambergs älteste erhaltene Kirche aus dem frühen 11. Jahrhundert thront etwas abseits der ausgetretenen Touristenpfade in der Theuerstadt mit ihrer gedrungenen Zweiturmfassade, der heiteren Rokoko-Ausstattung und der Legenden umwobenen Göttlich-Hilf-Figur. Im Reigen der Bamberger Denkmäler und Gotteshäuser stellte die uralte Gangolfskirche schon immer etwas Besonderes dar.
Pfarrer ist überwältigt
So verwundert es nicht, dass am Sonntag, 12. Januar, alles, was Rang und Namen in der Stadt hat, zum Festgottesdienst mit Erzbischof Ludwig Schick um 10.30 Uhr auftauchen wird. Pfarrer Marcus Wolf ist schlichtweg überwältigt, wer sich alles angemeldet hat. Bambergs drei Bürgermeister sind beispielsweise dabei.
Der gute Abschluss der vierjährigen Generalsanierung von St. Gangolf soll zünftig gefeiert werden. Und damit auch das glückliche Ende einer Bauphase, in der die Gemeindemitglieder ins Exil der Heiliggrabkirche ausweichen und Werktagsgottesdienste im Pfarrheim gefeiert werden mussten. "Jetzt ist unsere St. Gangolfs-Kirche wieder komplett nutzbar", freut sich Pfarrer Wolf nach drei intensiven Bauabschnitten von Sommer 2016 bis Ende 2019. Und er ist froh, dass die "sehr, sehr sorgfältig arbeitenden Handwerker" unfallfrei auch aus schwindelnder Turmhöhe herausgekommen sind. Für sie und die beteiligten Firmen zumeist aus Bamberg und der Region wird es am 21. Januar ein Dankesessen geben.
Selbstredend, dass Architekt Alwin Zenkel und seine rechte Hand Heike Diehl dabei sein werden. Mit Herzblut, Könnerschaft, Fachwissen, Geduld, Akribie haben sie die umfassenden Maßnahmen geplant und durchgeführt. "Für mich war die St. Gangolfs-Kirche mein letztes Projekt und der Abschluss am Berufsende als Architekt", sagt Alwin Zenkel.
Gemeinsam mit Pfarrer Wolf führt er durch das Gotteshaus. Erinnert an die Sensation des Frühsommers 2017, die Restaurator Peter Turek nach Abnahme der Ziegeleindeckung verkünden konnte: In schwer zu erreichenden Flächen in den Gewölbezwickeln fanden sich Überreste der romanischen Ausmalung von St. Gangolf, wie sie vor dem gewaltigen Brand von 1185 erfolgte. "Der entdeckte perspektivische Mäanderfries mit gemalten Büsten von Heiligen findet nichts Vergleichbares in der Bamberger Kunstgeschichte des frühen 12. Jahrhunderts", weiß Zenkel.
Faszinierende Komposition
Er zeigt auf das Kuppelgemälde "Verkündigung und Krönung Mariens", das nach sorgfältiger Restaurierung wieder in seiner kompositorischen und farblichen Schönheit erstrahlt. Der Architekt erklärt die Neugestaltung und Zusammenführung der Göttlich-Hilf-Kapelle und Anna-Kapelle zu einem Raum: Werktagskirche und Taufort mit einem Altar im Zentrum. Die künstlerische Ausgestaltung stammt von Albert Ultsch: eine faszinierende Komposition aus einem vergoldeten Stahlreif als Symbol des Endlosen, Ambo, Brüstung, Bestuhlung. "In den gottesdienstlichen Feiern gibt es so ein Gemeinschaftsgefühl", ist Pfarrer Marcus Wolf überzeugt.