Großes Kino im Zirkuszelt
Autor: Bertram Wagner
Bamberg, Montag, 01. Februar 2016
1400 begeisterte Besucher sorgen für ausverkaufte Veranstaltungen beim Zirkus-Varieté im Giovanni-Zelt des Jugendwerks Don Bosco.
Die sechste Auflage der Benefiz-Veranstaltung trug den auf den ersten Blick etwas irreführenden Namen "Dixiland". Damit war nicht etwa das Dixieland im amerikanischen New Orleans gemeint war, sondern eine Baustelle der ganz außergewöhnlichen Art. Denn hier dominierten Akrobatik, Tanz, Artistik und Jonglagen, was bei den kleinen und großen Zirkusfans Begeisterungsstürme hervorrief.
"Das ist ja schon Weltniveau!", frohlockte Emil Hartmann, Leiter des Don Bosco Jugendwerks, am Sonntagabend nach dem dritten "Mobile"-Finale, bei dem die gesamten künstlerischen Utensilien im Gleichgewicht hingen und ein Gefühl der Balance vermittelten. Und dies war auch die Intention, die sich der "Kopf" und "Macher" dieser Veranstaltung, Jörg Treiber (Schorsch Bross), auch wünschte. "Ein Gleichgewicht wie im richtigen Leben, alle sollten miteinander verbunden sein.
Auch tiefsinnige Programmpunkte
Auf der Baustelle waren in den 25 Programmpunkten viele kleine, auch sehr tiefsinnige Geschichten versteckt. "Oft entfachten sich die Jubelstürme aus der Stille heraus", so Treiber, der neben der Regie auch bei einigen Nummern seine Klasse unterstrich. So balancierte er zwischen Mund und Nase als Zimmermeister drei Hämmer, stand auf einem Dixi-Klo und war dabei in einer Fünfer-Jonglage eingebunden, bei der über ein Dutzend Keulen auf der Baustelle durch die Lüfte flogen.Apropos Lüfte: Natalie Horn wand sich atemberaubend durch einen "Aerial Ring", das Duo Sara Wunderer/Victoria Heinz unterstrich eindrucksvoll, dass Hängematten und Tücher nicht nur zum Relaxen geeignet sind, sondern auch für akrobatische Kunststücke und Diana Forker zeigte sich am Trapez von ihrer besten Seite.
Ohne direkte Boden-Berührung blieben auch die Ein- und Hochradfahrerinnen: Doris und Antje Benda sowie Simona Hoffmann sind bei der Zirkus-Varieté schon eine Institution. Diesmal wirbelten sie als Putzfrauen über die Baustelle und wurden ihrem Ruf als Ausnahmekönnern wieder einmal gerecht. Kabarettist Mäc Härder nannte in seinem Fazit voller Begeisterung nicht umsonst die drei radelnden Reinigungskräfte zuerst: "Das Einrad-Trio war wieder grandios, die Keulen-Jonglage beeindruckend, da hätte ich selber gerne beim Fünfer-Pasing mitgemacht, dazu einige sehr schöne Akrobatik-Nummern, eine kuriose Kraftnummer und ein anrührendes Finale, das für mich der magische Moment des Abends war."
Als echter "Eyecatcher" erwies sich der von Klaus Mayr an einer Schnur befestigte Poi, der für herrliche Lichtermanipulationen sorgte. Dazu Jonglage in den verschiedensten Formen: Lichtermann Klaus Mayr ließ Eimer kreisen, Mellissa Löser und Lotta Schanz zeigten mit den Ampelfarben für eine Balljonglage, die von der Abstimmung und dem Rollenwechsel lebte.
Yoga der besonderen Art
Als Dominik Oestreicher die Zuschauer zu einer Yoga-Runde aufforderte und alle sich bereitwillig von ihren Sitzen erhoben, erschien diese Bewegungstherapie noch ganz harmlos. Als er sich jedoch an einer Zeltbefestigung in die Waagrechte begab, waren die Gäste natürlich voll überfordert. Ihnen stockte fast der Atem, als er als menschliche Fahne keinen Boden mehr unter den Füßen hatte. "Das macht man nicht aus dem Stegreif, dazu bedarf es neben Kraft auch viel Körpergefühl", so der Baustellen-Yoga-Lehrer.
Werner Stenger ließ mit seiner Eisenbieger-Nummer - passend zur Baustelle - eine alte Zirkus-Kunst wieder aufleben, bog Stahl mit Händen, Kopf und Zähnen und sprengte auch Eisen-Ketten. Auf ihre Muskelkraft konnten sich auch Dominik Münch und Philipp verlassen, die mit ihren Partnerinnen Alexandra Gottswinter und Anke Schön Akrofiguren vollführten, die nicht nur im "Dixiland" für Erstaunen sorgten. Auch die Rahmenbedingungen passten: Angefangen von der Live-Musik - natürlich mit "Dixie" im "Dixiland" - über die Beleuchtungs-Effekte bis zur Baustellen-Deko. Auf der "Baustelle" wurde sogar mit Zimmerhämmern auf Dartscheiben geworfen - und Schorsch Bross traf ins Schwarze. Der "spannende Prozess" der Vorbereitung hat lange gedauert und sich gelohnt: Mehr Kreativität und Herzblut gehen kaum.