Große Rohre sollen Kanäle in Bamberg vor Überlauf schützen
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Donnerstag, 28. August 2014
Alte Rohre liegen in Bamberg teilweise seit 100 Jahren im Boden. Sie halten dem Bedarf nicht mehr Stand. Und müssen ausgetauscht werden - wie in der Hallstadter Straße.
Am Dienstag war nicht ans Arbeiten zu denken. Da wo Johannes Schauer steht, wäre er Anfang der Woche ertrunken. 1,80 Meter hoch stand das Wasser nach den starken Regenschauern in der Nacht. Der Polier der Tiefbaufirma Pfister steht mitten im neuen Kanalrohr, jetzt im Trockenen. Nur noch ein Rinnsal läuft zwischen seinen Füßen durch. Zwei Meter Durchmesser hat die Röhre. 12,5 Tonnen schwer, drei Meter lang. Insgesamt auf 200 Metern Länge werden die Bauelemente in fünf Metern Tiefe unter der Hallstadter Straße verbaut. Die Kanalsanierung läuft.
"Wir sind jetzt in der vierten Woche", sagt Herbert Luft, Bauleiter vom zuständigen Entsorgungs- und Baubetrieb der Stadt Bamberg (EBB). Er steht oben, vor der Baugrube. Alles laufe nach Plan bei den Arbeiten. Es sind Arbeiten an einer der Hauptschlagadern der Kanalisation. Insgesamt zehn sogenannter Hauptsammler gibt es in Bamberg.
13 Millionen Kubikmeter pro Jahr
Herbert Luft hat die Kanalisation im Kopf. Und wenn nicht im Kopf, dann zumindest auf einem Plan in seinem Büro. Doch eins weiß er sicher: 320 Kilometer lang ist die Entwässerungsanlage der Stadt. Hier kommen im Jahr bis zu 13 Millionen Kubikmeter Abwasser zusammen, die Menge fließt in die Kläranlage. Zehn bis maximal 15 Prozent davon stammt aus dem Bereich Hallstadter Straße.
Der alte Kanal, der derzeit ausgetauscht wird, habe die Menge an Wasser schlicht nicht mehr gepackt, sagt Herbert Luft. Der alte Kanal bestand aus zwei Rohren. Eines mit gerade mal 40 Zentimetern Durchmesser wurde 1914 eingebaut. Ein zweites Rohr wurde 1961 ergänzt. Doch auch das hat gerade mal einen Durchmesser von einem Meter. Bei trockenem Wetter und leichtem Regen sei das kein Problem. Schließlich fließt das Abwasser aus den Hausanschlüssen nur in einer Höhe von 20 Zentimetern durch die Kanalrohre Richtung Sammelbecken unter der Skater-Anlage an der Europabrücke und von dort später zur Kläranlage im Industriegebiet.
Doch bei einem starken Regen wie in der Nacht von Montag auf Dienstag sieht die Sache ganz anders aus: Das Wasser staut sich dann zurück. Das Sammelbecken kann nicht genug Wasser aufnehmen. Was folgen könnte, ist klar: Nicht umsonst stehen auch manchmal Unterführungen in Bamberg unter Wasser.
Deshalb braucht es größere Rohre. Viel größere. Solch ein Rohr, wie das, in dem Polier Johannes Schauer steht. In die alten hätte er gerade mal kriechen können. Als Rückstauraum reichen sie längst nicht mehr aus. Bei den neuen Rohren sieht das anders aus: Sie können die vierfache Menge an Wasser aufnehmen. Aus den 1800 Kubikmeter, die in das Sammelbecken am Margaretendamm passen, werden bei Regen dann schnell 20 000 Kubikmeter.
Kreisverkehr dank Baustelle
Rund 750 000 Euro kostet der Kanalbau in der Hallstadter Straße. Es ist der letzte Bauabschnitt des "Bypasses" in die Lichtenhaidestraße, wie es Claus Reinhardt, Sprecher des Baureferats, formuliert. Denn der alte Kanal in der Lichtenhaidestraße konnte nicht ausgetauscht werden: Die Verkehrsbehinderungen wären zu massiv gewesen. Nachvollziehbar: Allein der kurze Abschnitt der Hallstadter Straße zwischen Thorackerstraße und Kronacher Straße erfordert eine Sperrung der Strecke.
Die Umleitung erfolgt derzeit über den Laubanger. Hier wurde an der Kreuzung zur Dr.-Robert-Pfleger-Straße ein Kreisverkehr eingerichtet, damit der Verkehr besser abfließt. Laut Reinhardt sind Signale bei der Stadtverwaltung da, dass dieser bleiben könnte.
Doch noch ist der Kreisel nur provisorisch. Die Baustelle in der Hallstadter Straße dauert bis Mitte November. Man liege im Zeitplan, sagt Herbert Luft vom EBB. Doch: Es darf nicht regnen. Sonst steht der Arbeitsplatz von Polier Johannes Schauer unter Wasser.