Große Bühne für die Kandidaten aus dem Stimmbezirk Bamberg-Land
Autor: Stefan Fößel
LKR Bamberg, Freitag, 28. Sept. 2018
Zu Themenkomplexen von A wie Asyl bis W wie Wirtschaft konnten die Direktbewerber in der Aula der Strullendorfer Volksschule Position beziehen. Nicht zuletzt über die Migrationsfrage wurde leidenschaftlich diskutiert.
Schnell reden und möglichst viel Inhalt in die erlaubten 100 Sekunden packen oder besser weniger sagen und das Gesagte wirken lassen? Beide Strategien erfreuten sich großer Beliebtheit beim zweiten Duell der Direktkandidaten, dieses Mal für den Stimmkreis 401 Bamberg-Land (Landkreis Bamberg ohne Hallstadt, Bischberg, Gundelsheim, Lisberg, Oberhaid, Viereth-Trunstadt, Priesendorf, Stegaurach und Walsdorf).
Holger Dremel (CSU), Uwe Metzner (SPD), Georg Lunz (Bündnis 90/Grüne), Florian Köhler (AfD), Martin Wünsche (FDP), Verena Scheer (FW) und Andreas Tränkenschuh (Linke) stellten sich den Fragen von Annette Schreiber (Fränkischer Tag) und Marc Peratoner (Radio Bamberg), aber auch die 80 Zuhörer der Podiumsdiskussion brachten sich mit Fragen ein.
In der kurzen Vorstellungsrunde konnte Realschullehrerin Scheer unter anderem kleinere Klassen und mehr Lehrer sowie Unterstützung für die Landwirte fordern, Pädagogik-Student Tränkenschuh "großen Nachholbedarf im Bereich der Bildung in Bayern" ausmachen, Malermeister Lunz für "eine vernünftige Umweltpolitik" werben, sich Personalleiter Wünsche für "Vielfalt und Toleranz in einer offenen Gesellschaft" aussprechen, Vermessungstechniker Metzner "viele Baustellen" von Schulen bis Breitband benennen, Hufschmied Köhler sich für das "Streben nach Freiheit" und den Rechtsstaat aussprechen und Polizist Dremel seine Schwerpunkte Sicherheit und Zukunft des ländlichen Raums anreißen.
Beim ersten und größten Diskussionspunkt, dem Themenkomplex Migration/Asyl/Integration gingen die Einschätzungen erwartungsgemäß weit auseinander. Einig in der Ablehnung von Ankerzentren sind sich unter anderem die Vertreter von Freien Wählern, Linken, Grünen, SPD, während Köhler (AfD) und Dremel (CSU) darauf hinwiesen, dass sich durch diese Zentren die Asylverfahren deutlich beschleunigt hätten, auf durchschnittlich drei Monate. "Ankerzentren sind die richtige Einrichtung, auf eine schnelle Entscheidung kann dann entweder die Unterbringung in einer dezentralen Einrichtung oder die Rückführung ins Heimatland erfolgen", sagt Dremel.
Tränkenschuh (Linke) wies auf hausgemachte Migrationsursachen wie "fehlgeleitete Entwicklungspolitik" und Waffenexporte hin, Lunz (Grüne) auf das Potenzial der Migranten: "Das Handwerk sucht händeringend nach Auszubildenden, ich habe auch einen Flüchtling eingestellt."
Für Wünsche (FDP) kommt ein Einwanderungsgesetz mit 15 Punkten nach kanadischem Vorbild in Betracht, wer nicht anerkannt wird, müsse aber auch das Land verlassen. Metzner (SPD) würdigte die Integrationsarbeit der vielen Ehrenamtlichen und sprach sich für dezentrale Einrichtungen aus. "Schön, dass sich alle so einig sind", warf Köhler (AfD) ein. Asyl bedeute Schutz auf Zeit, wer sich integrieren möchte, solle ein Arbeitsvisum beantragen. Dass dies eben nicht so einfach funktioniere, versuchte der Linken-Kandidat am Beispiel zweier minderjähriger Afghanen zu verdeutlichen.