Griechenland-Kennerin aus Bamberg: "Deutsche sind willkommen"
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Freitag, 31. Juli 2015
Die frühere Reisebüro-Besitzerin Ehrengard Vergin-Glückmann kennt Hellas besser als die meisten Bamberger. Zurück von einem sechswöchigen Aufenthalt appelliert sie an Unentschlossene, dem Land durch Besuche zu helfen.
Wer noch überlegt, wohin in den Sommerferien die Reise gehen soll, dem legt Ehrengard Vergin-Glückmann Griechenland ans Herz.
Sechs Wochen war die frühere Inhaberin eines Bamberger Reisebüros im Juni und Juli mit Ehemann Günter Glückmann auf dem Festland und den Inseln unterwegs. Sie fuhren mit dem eigenen Auto, waren am Kfz-Kennzeichen als Deutsche also zu erkennen. Wer glaubt, sie wären schief angesehen worden oder auf Vorbehalte getroffen, weil sie aus dem Land von Angela Merkel und Wolfgang Schäuble kommen, irrt: Die Menschen waren und sind nach ihren Worten so gastfreundlich wie eh und je - auch gegenüber deutschen Urlaubern.
Falsches Bild
Auch wenn in den Medien ein anderes Bild gezeichnet werde - es gebe keine Schmähungen oder Aggressionen gegen Deutsche. Sie könnten sich dort so willkommen und sicher fühlen wie vor der Griechenland-Krise, berichtet Vergin-Glückmann.
Sie hat sich an die Lokalredaktion gewandt, weil ihr diese Botschaft wichtig ist: "Wer jetzt noch überlegt, wohin die Reise gehen soll, kann sich getrost für Griechenland entscheiden." Sie würde sich wünschen, wenn die deutschen Urlauber jetzt den griechischen Menschen durch ihr Kommen ganz bewusst zeigen würden, "dass
Deutschland anders ist, als es die Politik glauben machen will".
Außerdem braucht Griechenland nach den Beobachtungen der Bambergerin gerade in der Krise die Touristen. Der Fremdenverkehr sei eine der letzten Einnahmequellen in dem einst so beliebten Urlaubsland.
Keine Sicherheitsbedenken
Niemand müsse Angst vor Überfällen haben oder fürchten, an Geldautomaten leer auszugehen, versichert die Griechenland-Kennerin. Den Einheimischen gehe es zwar erkennbar schlechter, aber um ihre Sicherheit hätten sie und ihr Mann in den sechs Wochen keinen Augenblick bangen müssen. Sie kann nur raten, sich selbst davon zu überzeugen und den Griechen offen und unvoreingenommen zu begegnen.
Was ihr auch sehr positiv aufgefallen ist: "Keiner jammert!"
Vergin-Glückmann beherrscht die griechische Sprache und kennt Land und Leute eigenen Angaben zufolge seit rund 40 Jahren von unzähligen Reisen und Aufenthalten. Es tut ihr erkennbar weh, dass sich auf den Urlaubsinseln die Touristen rar machen - auch, aber nicht nur die Deutschen. Selbst für die Hochsaison im August seien die Hotels nicht ausgelastet.
Das wird auch von drei Bamberger Reisebüros bestätigt, bei denen die Lokalredaktion nachfragte. Unterschiedliches hörten wir auf die Frage, ob Griechenland heuer als Reiseziel gemieden wird.
Unterschiedliche Reaktionen
"Jetzt ganz normal" sei das Griechenland-Geschäft, hieß es zum Beispiel bei Schiele - Betonung auf "jetzt": Nach dem Attentat auf ein Urlauberhotel in Tunesien hätten etliche Kunden auf Griechenland umgebucht.
Im Tui-Reisebüro beobachtete man eine andere Entwicklung: Dort hat die Griechenland-Krise mehr Leute zum Umbuchen bewogen als der Anschlag in Sousse. Unsere Gesprächspartnerin bestätigte zugleich aus eigener Erfahrung, dass auf Korfu, das sie vor 14 Tagen besuchte, der Touristenansturm spürbar geringer sei als in den Vorjahren.
Im L'Tur-Büro berichtete man, das Interesse an Griechenland sei nicht wirklich zurück gegangen. Aber der Informationsbedarf der Kunden sei größer geworden.