Gesundheitszentrum statt Schellerer-Klinik
Autor: Friederike Stark
Bamberg, Freitag, 07. Februar 2020
70 Jahre nach der Eröffnung der Schellerer-Klinik wird es keine Operationen mehr am Heinrichsdamm geben. Die 20 Betten, die es bisher in der Klinik am Heinrichsdamm gab, ziehen in den vierten Bettenturm an den Bruderwald.
Wehmut ist zu spüren. Vermischt mit Stolz auf das, was war. Vor 70 Jahren, am 6. Februar 1950, öffneten sich die Türen zur Klinik Dr. Schellerer. "Eine von zehn Privatkliniken, die es damals in Bamberg gab", sagt Dr. Klaus Schellerer, Sohn der Klinikgründer Dr. Heinrich und Margarete Schellerer. Und die einzige, die sich gehalten hat. Heute, sieben Jahrzehnte später, zieht die Klinik mit ihren aktuell 20 Betten in den vierten Bettenturm des Klinikums Bamberg am Bruderwald.
Ganz zur Freude von Xaver Frauenknecht, dem Geschäftsführer der Sozialstiftung Bamberg. "Uns freut es, dass die Patienten, die bisher in der Klinik am Heinrichsdamm untergebracht waren, nun in einem Maximalversorger-Krankenhaus ihren Aufenthalt verbringen können."
Klinik zieht um
Die Klinik am Heinrichsdamm soll nun das Gesundheitszentrum am Heinrichsdamm werden. Dafür würden der Operationssaal stillgelegt und die Krankenzimmer an den Bruderwald verlegt. "Der Unterbringungsstandard wird sich aber nicht verändern. Es wird weiterhin nur Ein- und Zweibettzimmer geben", verspricht Frauenknecht und zieht dabei schwungvoll den Vorhang in einem der Patientenzimmer am Heinrichsdamm zur Seite. "Nur auf den schönen Ausblick werden die Patienten künftig verzichten müssen", sagt er und sein Blick schweift über die Dächerlandschaft Bambergs, den Main-Donau-Kanal und die Luitpoldbrücke.
Wohnortnahe Versorgung
Aus der Klinik selbst soll nun ein Gesundheitszentrum werden. Frauenknecht: "Das Schlagwort ist wohnortnahe Versorgung." Die psychiatrische Ambulanz, die bisher in der Klinik am Michelsberg untergebracht ist, wird in die Räume der Schellerer-Klinik ziehen. Zusätzlich soll ein Quartiersbüro eingerichtet werden, eine zentrale Anlaufstelle, in der Patienten ambulante Unterstützung und Hilfe finden. Eine Einrichtung, die der neuen Geschwindigkeit im Gesundheitsbereich entgegenkommen soll. "Früher lag ein Patient nach einer Gallenblasen-OP rund 17 Tage in der Klinik. Heute sind es nur noch zwei Tage", erklärt Frauenknecht. In Zukunft könne eine Gallenblasen-OP sogar ambulant erfolgen. "Mögliche Nachsorge-Termine können dann im nächst gelegenen Quartiersbüro wahrgenommen werden", beschreibt Frauenknecht die Zukunft.
"Außerdem soll ein Hygienetechnologie-Kompetenzzentrum entstehen", erklärt Frauenknecht. In diesem Kompetenzzentrum soll beispielsweise das Reinigungspersonal der Sozialstiftung geschult werden. "Wir wollen aber unsere Kompetenz auf diesem Feld auch anderen Firmen verkaufen."
Bereits vor 15 Jahren hatte die Sozialstiftung die Klinik Dr. Schellerer gepachtet und zur Klinik am Heinrichsdamm umbenannt. Zusätzlich wurde das MVZ (Medizinische Versorgungszentrum) Dr. Schellerer gegründet.
Sieben Jahrzehnte ist es her, dass Dr. Heinrich und Margarete Schellerer die Klinik mit zwölf Betten eröffneten. In den 60er Jahren erwarben die Schellerers das Nachbarhaus Heinrichsdamm 2 und vergrößerten ihre Klinik auf 24 Betten. 1974 starb Heinrich Schellerer und stellte seine Söhne Klaus und Wolf vor die Frage, ob sie die Klinik übernehmen. "Ich war gerade Anfang 30, als ich die Entscheidung traf, die Klinik zu leiten", erinnert sich Klaus Schellerer. Zehn Jahre später schloss sich sein Bruder Wolf, inzwischen mit dem Titel Professor in der Tasche, ihm an und stieg in die Klinik- und Praxisleitung mit ein.