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Gestank in Bamberg: Kompost braucht mehr Luft


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Sonntag, 23. November 2014

Im Sommer gab es ungewöhnlich viele Beschwerden über die Kompostanlage. Der Betreiber und das städtische Umweltamt glauben die Ursachen erkannt zu haben und versprechen Abhilfe.
Jürgen Stubenrauch (rechts) beobachtet die aktuellen Arbeiten an den Belüftungsflächen. Ibn den Zwischenräumen am Boden verlaufen Rohre, aus denen bei Bedarf Luft in zu feuchten Biomüll geblasen werden kann. Foto: Ronald Rinklef


Seit 18 Jahren wohnt Peter Gack in der Titusstraße im Stadtteil Gaustadt. In der ganzen Zeit habe er dort nur ab und zu etwas von der Kompostierungsanlage an der Rheinstraße gerochen, berichtet der GAL-Stadtrat. Anders in diesem Sommer: "2014 war's extrem!"

Der unangenehm-süßliche Geruch von verrottendem Biomüll lag in den vergangenen Monaten tatsächlich häufig in der Bamberger Luft. Sensible Nasen nahmen ihn nicht nur in Gaustadt wahr, wohin der Wind die Emissionen aus der Rheinstraße besonders häufig weht. Sogar aus Bamberg-Ost und der Innenstadt gab es Klagen.
Inzwischen scheint klar zu sein, warum die Geruchsbelästigung heuer außergewöhnlich groß war: Es landete - aus verschiedenen Gründen - mehr nasses Material als sonst in der Kompostierungsanlage der Firma Eichhorn.

"Überall, wo Feuchtigkeit ist, kommt keine Luft hin", erklärt Jürgen Stubenrauch, der technische Betriebsleiter. Anders ausgedrückt: Mangelnde Durchlüftung fördert das Wachstum von Bakterien, es bilden sich Fäulnis und Gestank.

Viel Regen, neue Fahrzeuge

Das regenreiche Frühjahr war eine Ursache für den hohen Feuchtigkeitsgehalt des Materials, das tonnenweise aus Stadt und Landkreis Bamberg auf der Kompostierungsanlage landete. Der Grünschnitt sei relativ nass angeliefert worden, sagt Stubenrauch. Hinzu kam ein unerwarteter Effekt durch den Einsatz neuer Trommelfahrzeuge bei der Biomüllabfuhr im Bamberger Land: Durch die Drehbewegungen der Trommel wird das Material stärker verdichtet und das Wasser ausgepresst. Bei der Weiterarbeitung auf der Anlage erwies sich dies als Nachteil.

Der Vorteil der neuen Fahrzeuge ist laut Stubenrauch: Sie haben ein größeres Fassungsvermögen. Die Firma komme mit weniger Fahrten aus, das sei ökonomisch und ökologisch sinnvoll. Deshalb ist nicht etwa daran gedacht, die Fahrzeugflotte zu ändern, sondern die Probleme mit dem verpressten Inhalt durch nachgeordnete technische und organisatorische Schritte zu lösen.

Das Unternehmen und das städtische Umweltamt glauben, auf dem richtigen Weg zu sein. Wie der aussieht, legte Herbert Schütz, der Leiter des städtischen Umweltsamts, im Umweltsenat dar. Es sind vor allem zwei Maßnahmen, die Abhilfe schaffen sollen. Erstens: Unter den frisch angelieferten Biomüll soll verstärkt grobes Material wie Astschnitt gemischt werden, so dass auf den Mieten eine lockere Mischung liegt, in die möglichst viel Sauerstoff eindringen kann. Und zweitens: Es werden auf der Anlage gerade zusätzliche Belüftungsflächen im Freien geschaffen. Ihr Boden besteht aus Betonplatten mit Lüftungsrohren dazwischen, über die bei Bedarf Luft in das gelagerte Grüngut geblasen werden kann.

Die Stadträte begrüßten die Informationen und eingeleiteten Maßnahmen. Es sei wichtig, so der Tenor, dass die Anlage möglichst geruchlos arbeitet, um ihre Akzeptanz nicht zu gefährden.

Fakt ist: Seit sie in den 1980er Jahren an der Rheinstraße genehmigt und gebaut wurde, ließen sich in der Umgebung immer mehr Unternehmen nieder. Seit einigen Jahren rückt auch die Wohnbebauung immer näher heran. Zum Beispiel auf der Erba-Insel - ein Aspekt, der den Freien Wählern wichtig erschien, als sie Anfang Oktober den Antrag an OB Andreas Starke (SPD) stellten, die Geruchsbelästigung durch die Kompostieranlage bald im Stadtrat behandeln zu lassen.

Arbeitsplan nach Windrichtung

Im Kompost- und Erdenwerk Bamberg, wie das Unternehmen der Firma Eichhorn in der Rheinstraße 4 b offiziell heißt, nimmt man die Problematik nicht auf die leichte Schulter. Stubenrauch zählt eine ganze Reihe von Schritten auf, mit denen man schon seit Jahren versuche, die Emissionen zu minimieren. Geruchsintensivere Arbeiten wie das Umsetzen von verrottendem Material findet nach Angaben des technischen Betriebsleiters nur noch bei geeigneter Luftströmung statt - im Idealfall bei Südwind, weil der die Geruchsschwaden in Richtung Autobahn weht, also weg von der Stadt. Das Unternehmen plant solche Arbeiten laut Stubenrauch mit Hilfe einer längerfristigen Windvorhersage, wie sie Flugsportler nutzen. Außerdem mache man häufig Kontrollfahrten vor und nach solchen Arbeiten, um eventuelle Geruchsbelästigungen zu erkennen, zu identifizieren - "sind's wirklich wir?" - und zu dokumentieren. Der Betriebsleiter sagt aber auch: "Einen gewissen Anlagengeruch wird es immer geben."

Im Umweltamt hofft man, dass mit der beschriebenen Vorgehensweise die schlimmste Geruchsbelästigung von der Kompostierungsanlage passé ist. Weil man laut Amtsleiter Schütz die Beschwerden aus der Bevölkerung sehr ernst nimmt, wurden für alle Fälle Ansprechpartner benannt.

Rufnummern für Beschwerden

Wenn es Bürgern mal wieder stinkt, können sie sich ab sofort telefonisch an folgende Beschäftigte des Umweltamts wenden: Bernd Hemmer, Telefon 871712, und Anke Prietz, Telefon 871716, sowie die Nummer 871713.