Gestalten und Mangel verwalten
Autor: Stefan Fößel
LKR Bamberg, Freitag, 03. Mai 2019
Aus 95 Seelsorgebereichen im Erzbistum Bamberg sollen 35 werden. Überall im Landkreis wird über Namen und Verwaltungssitz der künftigen Einheiten beraten.
Geisberg-Regnitztal soll der künftige Seelsorgebereich 32 heißen, der dann mehr als 18 500 Katholiken von Litzendorf über Strullendorf bis Hirschaid umfasst. Dieser Vorschlag fand zumindest eine deutliche Mehrheit im Übergangsgremium, dem Pfarrer, Pastoralreferenten, Kirchenräte und Pfarrgemeinderäte aus den beteiligten Pfarreien angehören. Knapper fiel die Abstimmung hingegen für den künftigen Verwaltungssitz aus, hier setzte sich Strullendorf mit 19 Stimmen gegen Hirschaid (17 Stimmen) durch. Das letzte Wort in dieser Frage hat freilich der Domberg.
"Man kann sagen, es war eine sachliche Diskussion", sagt der Litzendorfer Pfarrer Marianus Schramm, der zum Koordinator für diesen Seelsorgebereich bestimmt wurde. "Es gibt sicher auch größere Gebiete, dafür haben wir sehr viele Ortsteile, die ihre Traditionen weiter pflegen möchten."
Das Beispiel zeigt, dass es fünf Monate vor dem offiziellen Inkrafttreten der neuen Seelsorgebereiche noch um viel Grundsätzlich-Organisatorisches geht, um gemeinsame Aktenführung oder die Aufteilung von Sekretärinnenstunden etwa. Aber nicht nur: "Das Spirituelle bleibt uns wichtig, wir wollen nach wie vor eine vernünftige Seelsorge ermöglichen", sagt Schramm. "Die Frage wird auch sein: Wie können wir eine offene, einladende Kirche, auch für Kirchenfremde, sein?"
Die Strukturreform ist aus einer gewissen Not heraus geboren, da die Zahl der Priester auch im Erzbistum Bamberg stark rückläufig ist. Im Hirtenbrief, mit dem Erzbischof Ludwig Schick die Reform angestoßen hatte, gab er als eines der Ziele aus, "pastorales Personal gerecht und sinnvoll auf das ganze Erzbistum zu verteilen". Als Konsequenz werden aus bislang 95 Seelsorgebereichen 35 große Einheiten, von denen einige auch zehn oder mehr Pfarreien umfassen. "Hier und da mag sicher der Wege zur nächsten Eucharistiefeier etwas größer werden, aber die Pfarreien als solche bleiben bestehen", sagt Harry Luck, Pressesprecher des Erzbistums. Erleichterung versprechen sich die Pfarrgemeinden von hauptamtlichen Verwaltungskräften am jeweiligen Verwaltungssitz, die für die neuen Seelsorgebereiche eingestellt werden sollen. Für jeden wird ein Leitender Pfarrer ernannt.
Was den Stichtag im September angeht, beruhigt der Litzendorfer Pfarrer: "Es wird sich auch nicht von heute auf morgen etwas ändern." Hinsichtlich der künftigen Gottesdienstgestaltung wird man sich in den jeweiligen Pastoralteams noch einige Gedanken machen, etwa über Eucharistiefeiern im Rotationsprinzip und Wortgottesdienste andernorts.
"Es war schon so, dass der Domberg die Pfarreien mit einbezogen hat, auch wenn man manches erst allmählich erfahren hat", sagt Schramm. Es gebe auch Diözesen, wo der Bischof über Nacht solche Entscheidungen treffe, ohne die Gemeinden groß nach ihrer Meinung zu fragen.
"Diese Reform ist sicher aus der Not heraus geboren und wohl nicht als Idealfall zu sehen. Eher schon als Mangelverwaltung", sagt Pfarrer Schramm. Für eine grundsätzliche Problemlösung seien wohl "Reformen von weiter oben" erforderlich, was zum Beispiel die Zulassungsbedingungen für das Priesteramt angehe.