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Gerettet: Kulturfest Canalissimo darf stattfinden


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Dienstag, 17. Mai 2016

Der Untergang ist abgewendet. Ein anderer Veranstalter springt in die Bresche, um Canalissimo nicht sterben zu lassen: Tom Land geht in die Offensive.
Kein Damoklesschwert schwebt mehr über Canalissimo. Foto: Archiv Matthias Hoch


Totgesagte leben länger. Sah's im vergangenen Jahr ganz so aus, als würde Bambergs Kulturfest aus Kostengründen sang- und klanglos untergehen, so gibt's jetzt good news fürs Partyvolk: Ein neuer Veranstalter tauchte auf und übernimmt Canalissimo. Zum elften Mal steigt das viertägige Event - mit Musik, Kunst, Gondelfahrten und einer venezianischen Nacht - vom 21. bis 24. Juli am Alten Kanal.



Nicht zum ersten Mal sitzt Tom Land, der neue Veranstalter, bei Canalissimo mit im Boot. Für die technischen Belange des Festivals war der Inhaber von Live Promotions zuvor schon zuständig, damit in Sachen Bühnentechnik, PA etc. nichts aus dem Ruder läuft. "Im vergangenen Jahr fragte mich nun Werner Richter als bisheriger Veranstalter, ob ich Lust hätte, künftig die gesamte Organisation zu übernehmen." Land sagte zu. "Schließlich darf Canalissimo als schönstes Bamberger Fest nicht sterben."



Steigende Kosten

Warum aber stand das romantische Wasserfest auf der Kippe, das 2015 seinen 10. Geburtstag feierte? Steigende Kosten machten dem Team um Werner Richter als bisherigem Veranstalter zu schaffen, gerade auch angesichts zunehmender Sicherheitsauflagen. Nahezu verdoppelt habe sich der finanzielle Aufwand im Vergleich zu 2010, berichtete der Organisator. "Das ist normal, daran sind wir gewöhnt", meint Richters Nachfolger, dessen Firma sich eben auch in dem Bereich engagiert: "Um einen Großteil der Auflagen können wir uns selbst kümmern, was die Kosten im Rahmen hält." Bei diversen Open Airs hätte Live Promotions diesbezüglich Erfahrungen gesammelt - "vor allem im nordhessischen Raum waren wir aktiv".



So soll's für Canalissimo heuer ein professionelles Sicherheitskonzept bis hin zu Evakuierungsplänen geben. "Der Sicherheitsdienst wird aufgestockt und den Besucherzahlen entsprechend während der Veranstaltung gegebenenfalls noch verstärkt." Auch an den Bierständen gäbe es Ordner, die auf Probleme aller Art reagieren könnten und mit der Festivalleitung in Kontakt stehen. Rettungskräfte seien im Einsatz, um übers Gelände zu patrouillieren.



Früher Schluss

Und was unternimmt Land in Sachen Lärmbelästigung, über die sich mancher Anwohner in den vergangenen
Jahren wieder und wieder beklagte? "Wir haben unsere Öffnungszeiten dementsprechend geändert." Zapfenstreich ist heuer am Donnerstag und Sonntag erstmals schon um 22 Uhr sowie am Freitag und Samstag um 23 Uhr, während im vergangenen Jahr Canalissimo an allen Abenden erst gegen 23.30 Uhr ausklang.

Als Entschädigung winkt Besuchern eine neue "Kunstmeile", die der Organisator plant. "Wir beleuchten den Uferweg zwischen Schleuse 100 und Nonnenbrücke, um Werke auszustellen": Arbeiten von Insassen der JVA Ebrach. Bamberger Musiker sollen bei Canalissimo wieder im Blickpunkt stehen, darunter die Blauen Jungs und die Fab Five. Die "venezianische Nacht" lebt auf und manches mehr, was Festivalfans zu lieben lernten. "Es geht mir eben nicht darum, Canalissimo umzustricken, sondern die Tradition zu wahren und allenfalls an Feinheiten zu feilen." Beispielsweise gewann Land Esther Jung - bekannt über "The Voice of Germany" - fürs erste Kulturfest unter seiner Regie und Tenor Pieter Roux. Der gebürtige Südafrikaner wird auf einer illuminierten Gondel singen.


Weiter im Einsatz

Einer, der sich über den Fortbestand von Canalissimo besonders freut, ist Werner Richter. "Ich habe einen Nachfolger gefunden, der das Fest im bisherigen Sinne weiterführt und über einen geeigneten beruflichen Background verfügt: Das hatte ich mir gewünscht", sagt der Bamberger, der das Kulturfest vom Stand des Café Abseits aus weiter begleitet. "Tom Land kann auf meine Unterstützung zählen."



Kommentar: Neuer Kapitän, altbewährter Kurs


Aufschnaufen bei Fans von Canalissimo: Eine liebgewonnene Bamberger Tradition wird nicht zu Grabe getragen - wie schon kleinere Feste, die mittlerweile Geschichte sind. Ein Veranstaltungsprofi übernimmt das Kulturevent, das den Alten Kanal alle Jahre wieder aus dem Dornröschenschlaf reißt, um ihn mit viel Musik zum Klingen zu bringen.

Zugegeben: Canalissimo hatte in der Vergangenheit zu kämpfen. Auch mit Petrus, der den Start des Wasserfestes mehr als einmal ins Wasser fallen ließ. Aber die Veranstalter trotzten dem Wettergott und Anwohnern, die gegen Canalissimo wetterten, weil sie sich in ihrer wohlverdienten Ruhe gestört fühlten.Bis die Kosten völlig aus dem Ruder zu laufen drohten, nachdem sie sich seit 2010 offenbar schon nahezu verdoppelt hatten.
Jetzt ist ein neuer Steuermann an Bord und packt diverse Probleme an. Auf die Anwohner geht Tom Land zu. Ein professionelleres Sicherheitskonzept präsentiert der Open-Air-Veranstalter mit entsprechender Erfahrung. Dabei bleibt der Neue auf altem Kurs, statt die Veranstaltung gänzlich umzustricken. Hört sich gut an. Canalissimo lebt!