Druckartikel: Gemeinsam wachsam gegen Rechts

Gemeinsam wachsam gegen Rechts


Autor: Andrea Spörlein

Hirschaid, Mittwoch, 23. März 2016

"Demokratie stärken - Rechtsradikalismus bekämpfen" heißt die Schau der Friedrich-Ebert-Stiftung im Schloss Sassanfahrt.
Martin Becher erläutert Ausstellungsbesuchern die verschiedenen Infotafeln. Foto: Renate Spörlein


Auf 18 Schautafeln will die Ausstellung "Demokratie stärken - Rechtsradikalismus bekämpfen" vor den Gefahren von Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus warnen und auf Symbole, Unterstützerstrukturen und Netzwerke hinweisen. Der Betrachter kann sich hier aber auch über regionale Aktivitäten, Tarnlisten und Organisationen sowie über die Geschehnisse rund um die NSU-Morde informieren. Die Wanderausstellung soll gleichzeitig ein Beitrag zu den "Internationalen Wochen gegen Rassismus" in und um Bamberg sein.

Martina Mitterhuber, die Leiterin des Menschenrechtsbüros der Stadt Nürnberg, eröffnete die Schau in Vertretung des Nürnberger Oberbürgermeisters Ulrich Maly (SPD). Sie würdigte das Engagement der Marktgemeinde Hirschaid im Rahmen der "Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg", in der Hirschaid bereits seit 2012 Mitglied ist, und forderte einen gesellschaftlichen Diskurs gegen Rassismus

und menschenverachtende Gewalt.

Für sie habe die Ausstellung, die schon seit über 20 Jahren zu sehen ist und immer wieder aktualisiert wird, nichts von ihre Aktualität und Brisanz verloren. Verzeichnete man doch im letzten Jahr einen Anstieg der Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund um ein Drittel im Vergleich zu 2014. Besorgniserregend ist für Mitterhuber die Verknüpfung von Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und den sogenannten Wutbürgern. Sie forderte einen engen Schulterschluss der staatlichen Organe mit der Zivilgesellschaft und sprach "der AfD jegliche Problemlösungskompetenz ab".

Klare und deutliche Worte fand auch Hirschaids Bürgermeister Klaus Homann (CSU). Er sprach davon, wie wichtig es sei, sich mit dem rechtem Gedankengut zu befassen, um zu erkennen, wie "menschenverachtend und demokratiefeindlich diese Ideologie ist". Homann forderte dazu auf, "Flagge zu zeigen, wenn an Stammtischen, im Freundeskreis und überall anderswo rechtsradikales Gedankengut gepredigt oder fremdenfeindliche Witz erzählt werden". Wer dazu schweigt, so Homann, "signalisiert Zustimmung und stärkt rechte Demagogen".
Ein Grußwort der Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) sprach Nilden Vardar vom Referat 125 und informierte über das Bundesprogramm "Demokratie leben - Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit".

Martin Becher stellte das Bayerische Bündnis für Toleranz mit Sitz in Bad Alexandersbad vor. Hier sind mittlerweile 60 bayernweit tätige Organisationen und Institutionen versammelt, von den Kirchen, den Gewerkschaften, über die kommunalen Spitzenverbände bis hinzu zur bayerischen Schützenjugend. Der Geschäftsführer erläuterte die Notwendigkeit, Prävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen, damit "Neonazis in keinem Bereich der Gesellschaft Fuß fassen können". Für ihn ist das Phänomen Rechtsradikalismus mit dem Bild eines Eisbergs zu vergleichen. Lediglich ein Siebtel des Eisbergs liegt oberhalb der Wasseroberfläche. Weit gefährlicher ist der Eisberg da, wo man ihn nicht so genau sieht.

Anhand von regionalen Beispielen stellte Becher da, wo rechtsextremes und antidemokratisches Gedankengut in der "Mitte der Gesellschaft" schon angekommen ist. Im Hinblick auf die aktuelle Flüchtlingssituation warnte er davor, sich einreden zu lassen, "dass der Staat am Ende seiner Handlungsfähigkeit steht". Nach seiner Ansicht darf sich die Gesellschaft an Ereignisse, wie sie rund um die Verbrechen der NSU geschehen sind, nicht gewöhnen. Die Gleichheit und die Gleichwertigkeit der Menschen seien universelle Rechte, die es zu bewahren und zu schützen gelte.

Nach den einführenden Worten konnten die zahlreich erschienenen Besucher unter fachkundiger Führung von Martin Becher die Ausstellung besichtigen. Zeit blieb aber auch für den Austausch mit den Referenten und für Gespräche.

Für die stimmungsvolle musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgte der Frauengospelchor "The Newcomers" unter der Leitung von Maria Kauzner.

Die Ausstellung ist bis zum 3. April zu besichtigen. Am Ostersamstag ist sie von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Sonderöffnungszeiten können bei Annette Schäfer unter Telefon 09543/4401870 oder per E-Mail annette.schaefer@hirschaid.de vereinbart werden.