Es tut sich was beim ÖPNV. Die neueste Entwicklung: Stadt und Landkreis Bamberg denken nun offen darüber nach, einen Zweckverband Nahverkehr zu schaffen. Vorbilder gibt es einige. Protokoll einer vorsichtigen Annäherung.
Bei Zweckehen ist es üblich, dass nackte Zahlen den Ausschlag geben, am Ende Ja zu sagen. Bei Stadt und Landkreis Bamberg bahnt sich eine solche Vernunftbeziehung beim Thema Mobilität an.
Die Statistik zeigt die Gründe: Rund 38 000 Menschen pendeln zur Arbeit nach Bamberg. Wie die Arbeitsagentur mit Daten von 2018 zeigt, wohnen fast 24 000 von ihnen im Landkreis Bamberg. Doch es geht auch umgekehrt: 12 000 fahren für die Arbeit raus aus der Stadt, 4500 davon peilen eine Arbeitsstelle im Landkreis an.
Enorme Verkehrsströme. Dabei erfassen sie noch gar nicht, wenn der Kemmerner am Wochenende für den Einkaufsbummel nach Bamberg fährt - oder der Städter hinaus nach Kemmern in den Biergarten.
Mühsames Geschäft
ÖPNV ist ein beliebtes Wahlkampfthema, aber in der Umsetzung ein mühsames Geschäft. Verträge, Kostenfallen, Vorschriften: Alles hängt irgendwie miteinander zusammen. Nur eines von mehreren Beispielen: Ein Regionaler Busbahnhof gilt als großer Wurf, doch der Bahnausbau bremst den Wurfarm.
Kein Wunder also, dass Landrat Johann Kalb (CSU) kürzlich in den Kreisgremien offen über die Gründung eines Zweckverbandes nachdachte. "Es ist naheliegend, jede Möglichkeit der Zusammenarbeit zu prüfen. Regionaler ÖPNV lässt sich nur gemeinsam zielführend gestalten", sagt er noch heute.
Die Idee ist geboren, steckt aber noch in den Kinderschuhen. "Ein Zweckverband ist eine Möglichkeit der Zusammenarbeit von Kommunen. Landkreis und Stadt Bamberg arbeiten auch im ÖPNV bereits gut zusammen. So ist es zum Beispiel bereits jetzt Beschlusslage, die Verkehre, die uns gemeinsam betreffen, auch gemeinsam zu planen", erklärt Kalb auf Nachfrage. "Ob es einer neuen Form der Zusammenarbeit bedarf und welche Rechtsform sich am besten eignet, bedarf der intensiven Diskussion." Ein Zweckverband sei nur ein Beispiel für eine mögliche Rechtsform.
Auch Vertreter der Stadt und der für den ÖPNV zuständigen Tochterfirma Stadtwerke haben zuletzt für die Idee Sympathien gezeigt, wenn auch nicht ganz so offen wie der Landrat. Auf Nachfrage antwortet die städtische Pressestelle vorsichtig positiv: "Wir sind seit einigen Monaten im engen Austausch mit dem Landkreis, um die Zusammenarbeiten im ÖPNV noch enger zu gestalten." Insbesondere bei der Erstellung der Nahverkehrspläne, deren Aufstellung derzeit weitestgehend im jeweiligen Zuständigkeitsbereich erfolge, könne man sich eine "gemeinsame Steuerungs- und Koordinierungseinheit gut vorstellen". Gerade bei den ein- und ausgehenden Linien über die Stadtgrenzen hinweg könnten hierdurch weitere Verbesserungen im Angebot und in der Taktung erreicht werden.