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Gemeinsam den Waldumbau angehen


Autor: Hans Werner Penning

, Mittwoch, 09. März 2011

In Windischletten gaben Waldbesitzer und Jagdpächter ein Beispiel, wie man die vom Klimawandel ausgelösten Anforderungen erfüllen könnte. Voraussetzung: Alle Beteiligten müssen dazu ihren Beitrag leisten.
Muster-Waldbegehung im Revier Windischletten. Eine Lichtung wird neu aufgeforstet und kann vom Hochsitz  aus vom Jäger überwacht werden. Foto:  Richard Kaiser


Seit etwa 25 Jahren hat Friedel Groh die Jagd von Windischletten schon gepachtet, etwa 400 Hektar Wald und Flur. Die Forstreform findet er richtig. "Im Jahr 2003 machten Trockenheit und Borkenkäfer doch erhebliche Probleme", erinnert er sich. Auch deshalb wurden die jährlichen Abschusszahlen für Rehwild vor Jahren von neun auf jetzt 14 pro Jahr erhöht und Friedel Groh hat in den vergangenen drei Jahren sogar eines mehr geschossen - 43 insgesamt. Ob mehr Abschüsse angesichts der Wanderbewegungen des Wilds aber die richtige Methode sind, daran seien Zweifel angebracht, sagt er.

Fit gemacht werden für den Klimawandel sollen die Wälder im Bamberger Land. Starke Stürme und bisher nicht gekannte Niederschlagsmengen vor allem im Winter haben in den vergangenen Jahren die Schwachstellen aufgezeigt. Vor allem in reinen Nadelholzbeständen waren die Schäden groß. Den "Waldumbau" propagieren deshalb die Forstleute. Soll der gelingen, müssen alle Beteiligten ihren Beitrag leisten, sagt Forstdirektor Hans Schmid, beim Amt für Landwirtschaft und Forsten Bamberg zuständig für die Betreuung der Privatwälder.

Doch das ist leichter gesagt als getan - zu unterschiedlich liegen oft die Interessen von Jägern, Waldbesitzern und Forstleuten. Erstes Ziel Schmids war es deshalb, alle Beteiligten zusammenzubringen, zwar nicht an einen Tisch, aber immerhin zu einer "Muster-Waldbegehung". So geschehen im Jagdrevier Win dischletten. Neben Jagdgenossen (also Waldbesitzern) und Jägern nahm auch der Jagdberater am Landratsamt, Peter Thum, teil.
"Wenn der Waldumbau glücken soll, brauchen wir engagierte Jäger, die mit den Waldbesitzern Hand in Hand arbeiten", betont Angelika Morgenroth, Vorsitzende der Jagdgenossenschaft Windischletten. Manche Jäger sähen die Jagd vor allem als sportliche Herausforderung, doch das genüge nicht. Sie müssten sich ihrer Verantwortung bewusst werden. 2008 habe der Sturm "Emma" in der Region etwa 1000 Festmeter Nadelholz zu Fall gebracht, das meiste davon in reinen Fichtenbeständen, die durch Trockenheit und Borkenkäfer geschwächt waren. Gerade dort müssten Laubbäume hinzukommen, solle der Wald in Zukunft den Unbilden der Witterung trotzen.

Doch junge Bäume sind für Rehe und Hasen vor allem in winterlichen Zeiten der Not eine willkommene Atzung und überleben deshalb allzu oft die ersten Jahre nicht. Etwa 3000 Euro kostet es, einen Hektar Wald einzuzäunen, und nicht nur deshalb ist dies für Angelika Morgenroth nur die zweitbeste Lösung. "Besser ist es, die jungen Pflanzen gemeinsam zu schützen", appelliert sie an die Jägerschaft. Was im Klartext bedeutet: Zumindest für einen bestimmten Zeitraum von zwei, drei Jahren sollte man die Abschusszahlen erhöhen und damit den jungen Bäumen die Chance geben, aus dem "Gröbsten" herauszuwachsen.

Keineswegs auf das Revier Windischletten beschränken will Jagdberater Peter Thum vom Landratsamt die Probleme mit dem Waldumbau. "Landkreisweit ist bei der Waldverjüngung ist ein stärkerer Schutz notwendig", spricht sich auch Thum für kooperatives Handeln der Jägerschaft aus. Es genüge oft schon, die Jagdtaktik anzupassen. "Wild ist sehr schnell lernfähig. Wenn es in einer Schonung einmal geknallt hat, gehen Rehe da längere Zeit nicht mehr hin", ist seine Erkenntnis. "Man kann vieles tun, wenn der Wille dazu da ist."
Sehr zufrieden mit der "Muster-Begehung" zeigte sich am Ende Forstdirektor Schmid. "Das kann eine Methode sein, die uns beim Waldumbau weiterhilft." Verstärkt sollen deshalb in naher Zukunft solche Treffen zwischen den Beteiligten auch in anderen Revieren arrangiert werden - vor allem dort, wo Umbauvorhaben anstehen.