Gelbe Säcke sind in Bamberg sehr begehrt
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Sonntag, 19. Oktober 2014
Bamberg habe einen extrem hohen Verbrauch an Beuteln für Verpackungsmüll, heißt es bei der Firma Remondis. Sie führt ihn auf die unkontrollierte Abgabe der Rollen zurück. Die Stadt steht aber zum Selbstbedienungsprinzip.
Alle Jahre wieder: Wer im letzten Quartal keine gelben Säcke mehr hat, muss auf Nachschub warten. Der Karton für Selbstabholer vor der Infothek im Rathaus Maxplatz ist zur Zeit ständig leer oder gar nicht da. Den Eindruck jedenfalls muss gewinnen, wer mehrfach dort war und jedes Mal leer ausgegangen ist.
Tatsächlich würden auch zur Zeit zwei Mal pro Woche zehn Kartons mit je 50 Rollen geliefert, versichert Ulrike Siebenhaar von der Pressestelle. Doch sie seien stets innerhalb eines Tages vergriffen.
Die erhöhte Nachfrage im Herbst hat etwas mit dem Semesterbeginn zu tun. Alle Studierenden, die sich in diesen Wochen bei der Stadt anmelden, nehmen gelbe Säcke mit. Auch Nicht-Studenten beschränken sich nach Angaben von Rathaus-Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar selten auf eine Rolle, sondern trügen oft fünf Stück weg.
Geizen will man in der Stadtverwaltung trotzdem nicht mit den Behältnissen.
Gelbe Säcke für den Umzug?
Ein Blick in die Abfalleimer neben Pfandautomaten scheint das zu belegen. Findige Bürgerinnen und Bürger packen angeblich ihre Kübelpflanzen draußen winterfest mit gelben Säcken ein. Studenten sollen sie zudem gern als Umzugsverpackung nützen.
Offiziell darf nur Verpackungsmaterial hinein, das mit dem "grünen Punkt" gekennzeichnet ist. Es ist schließlich die Verpackungsindustrie, die über das "Duale System" die Entsorgung übernimmt. Die Stadt Bamberg arbeitet auf diesem Gebiet mit der Firma Remondis aus Lünen zusammen.
Dort kennt man den hohen Bedarf der Bamberger an gelben Säcken und beklagt ihn zugleich. Pia Rohlmann von der Unternehmenskommunikation teilte auf Anfrage mit, dass jeder der 45 500 Bamberger Haushalte am Beginn eines Jahres eine Rolle mit 13 Stück erhält. Nach der Ausschreibung für das Gebiet müssten 1,6 Millionen Stück reichen. Nach heutigem Stand würden mindestens 1,9 Millionen bis Jahresende gebraucht.
Hoher Schwund
Wie hoch der Verlust ist, könne man nicht so einfach sagen, weil beim Einsammeln nicht nach Stück, sondern Tonnen abgerechnet wird, sagt Rohlmann. Man wisse aber: "Der Schwund ist in Bamberg aber sehr groß." Er betrage etwa 30 Prozent.
Ursache ist laut Remondis die nicht kontrollierte Abgabe. Das fördere den "Missbrauch" der Säcke für alle möglichen Zwecke. In anderen Kommunen würden die Rollen nur auf Nachfrage ausgehändigt und nicht frei zugänglich für jedermann angeboten. Leider sei die Stadt Bamberg bisher nicht bereit gewesen, ihre Praxis zu ändern.
Rathaus-Sprecherin Siebenhaar bestätigt, dass man die kontrollierte Abgabe an den Schaltern der Infothek gedanklich durchgespielt, aber verworfen habe. Man halte das für unpraktisch, sowohl aus Bürgersicht als auch für die Mitarbeiter. Der Unmut wäre ihrer Meinung nach noch größer, wenn sich Leute anstellen müssten und dann trotzdem leer ausgehen. Es soll daher bei der Selbstbedienung bleiben. Sie appelliert an alle, "pro Haushalt maximal zwei Rollen mitzunehmen - und das auch nicht alle vier Wochen".
Für den Nachschub ist Remondis zuständig. Von dort heißt es, dass Bamberg sein Jahreskontingent schon erhalten habe. Der Mehrverbrauch müsse durch zusätzliche Bestellungen gedeckt werden. Die Lieferzeit der Hersteller könne bis zu drei Monate betragen.