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Geistliche Kicker: Bamberger ist Manager der Klerus-Auswahl


Autor: Anna Lienhardt

LKR Bamberg, Mittwoch, 20. August 2014

Helmut Kormann ist Manager der Bayerischen Klerus-Fußballauswahl. Das heißt: Elf katholische Geistliche auf dem Rasen. Sie spielen für den guten Zweck. Dem Papst und Erzbischof Schick haben sie auch schon Trikots geschenkt.
Die Spielerin aus einer Damenmannschaft hat es der Klerus-Auswahl schwer gemacht: Pfarrer Stefan Sangl aus der Diözese Regensburg im Duell auf dem Fußballplatz. Fotos: Helmut Kormann


"Die meisten von uns kennen sich nur in Sporthosen", sagt Helmut Kormann und lächelt. Ein Satz, hinter dem mehr steckt - auch die Tatsache, dass die Spieler der Klerus-Auswahl aus ganz Bayern zusammen kommen. Und sich dementsprechend selten sehen. Training? Schwierig.

Die Kicker treffen sich eine Stunde vor dem Spiel. Dann wird ausgemacht, wer welche Position einnimmt und wie die Taktik aussehen soll. Stets ist klar: Es wird gemacht, was der Coach sagt. Das ist Hans-Jürgen Heidenreich, seines Zeichens Trainer des SV Memmelsdorf.

Heidenreich, der in seiner aktiven Zeit unter anderem beim 1. FC Nürnberg gespielt hat und Trainer beim FC Eintracht Bamberg war, lobt die Klerus-Auswahl. "Die hören genau zu, was du sagst und nehmen das an.

Das Außergewöhnliche an dieser Mannschaft ist: Sie spielen ehrenamtlich und für den guten Zweck", sagt Heidenreich.

Elf Pfarrer zusammen bekommen
Aber wie kam es überhaupt dazu, dass sich eine Bayern-Auswahl aus katholischen Geistlichen gegründet hat? Helmut Kormann holt aus: "Seit über 25 Jahren gibt es in Bayern sogenannte Klerus-Meisterschaften. Das sind Fußball-Meisterschaften zwischen den Diözesen." Von 2001 bis 2006 hat auch die Erzdiözese Bamberg ein Team gestellt, Kormann die Organisation übernommen. "Da habe ich irgendwann gemerkt, dass ich größte Schwierigkeiten hatte, elf Pfarrer, die Fußball spielen, zusammen zu bekommen", sagt er.

Anderen ging es genauso - "das hat zu tun mit dem Priestermangel", vermutet Kormann. Also wurde zunächst das Reglement der Klerus-Meisterschaften geändert: In einer Mannschaft mussten mindestens drei Priester spielen, der Rest durfte mit Seelsorgern, Gemeinde- und Pastoralreferenten aufgefüllt werden. Allerdings: Bei den Meisterschaften gehe es natürlich auch um sportlichen Ehrgeiz, wie Kormann anmerkt. Es solle aber nicht sein, dass dann gerade die drei Pfarrer auf der Bank sitzen müssen.

2006, bei einer Klerus-Meisterschaft in Augsburg, kam ihm dann die Idee: "Ich habe in den anderen Mannschaften geschaut, wo überall ,echte' Pfarrer mitspielen und mir überlegt: Man könnte doch eine Klerus-Auswahl bilden" - die für einen caritativen Zweck spielt. Aktuell gehen die Einnahmen aus den Begegnungen in den Senegal, in ein Hausaufgaben-Betreuungsprojekt für Kinder und Jugendliche aus schwierigen häuslichen Verhältnissen.

80.000 Euro in acht Jahren eingespielt
Rund 80.000 Euro spielten die Geistlichen in den vergangenen acht Jahren ein. Die Spenden kommen bei Benefiz-Spielen zusammen. Da treten die geistlichen Kicker zum Beispiel gegen eine Truppe aus lokalen Prominenten an, haben schon gegen das Team des Radiosenders "Antenne Bayern", den "FC Sternstunden" oder den "FC Bundestag" gespielt. "Das war in Berlin, gegen lauter Abgeordnete", sagt Kormann.

Besonders beeindruckt ist er von der Rom-Reise seiner Klerus-Auswahl. Im Juni hat sie gegen eine Mannschaft der Schweizer Garde gespielt. "Wir haben leider 2:3 verloren. Allerdings waren die Schweizer Gardisten im Durchschnitt auch 20 Jahre jünger als wir", erklärt Kormann.

Er ist immer noch begeistert von der Stimmung und den mitgereisten 140 Fans der katholischen Fußballer, die ihre Mannschaft angefeuert hatten. "Und wir haben tatsächlich eine Audienz beim Papst bekommen und wurden namentlich von ihm begrüßt!" Der hat indirekt einen Gruß zurück bekommen: Ein Trikot der Klerus-Auswahl mit der Nummer 20.

Die Nummer 22 besitzt schon ein anderer. Einer, der sich für die Audienz eingesetzt hat: Bambergs Erzbischof Ludwig Schick. Er ist zugleich Ehrenspieler der bayerischen Klerus-Auswahl. "Die beiden Male, die wir in Bamberg gespielt haben, ist er zum Zuschauen gekommen", sagt Kormann.

2015 Klerus-Meisterschaft in Bamberg
Auch 2015 wird seine Anwesenheit erhofft. Dann findet nämlich eine Klerus-Meisterschaft in Bamberg statt. Da werden die Spieler, die sich aus der Auswahl kennen, Konkurrenten sein. Doch vorher möchte Helmut Kormann wieder ein Benefiz-Spiel auf die Beine stellen. Dann werden sie wieder kommen, die Geistlichen aus Regensburg, München, Eichstätt, Passau - und der eine Diakon, der aus dem Erzbistum Bamberg in der Auswahl spielt.

Obwohl die Kleriker nur vier bis fünf Spiele im Jahr in der Auswahl bestreiten, werden sie wieder zu einer Mannschaft zusammen wachsen. "Individualisten werden zu Teamplayern", sagt Kormann. Oder wie es Trainer Heidenreich ausdrückt: "Wir haben einen sehr guten freundschaftlichen Kontakt." Er weiß: "Es ist nicht selbstverständlich, dass die Geistlichen regelmäßig eine Strecke von 200 bis 300 Kilometern fahren. Das kostet Geld und Zeit. Ich bekomme auch Einblicke in ihren Alltag, sie sind Manager von Kirchengemeinden, die zusammen gelegt wurden, und haben viel zu tun."

Auf dem Platz allerdings sind sie Spieler. Was sie begeistert: Zuschauer oder eine Blaskapelle, die zum Einmarsch spielt. Kormann selbst kickt nicht. Der Schulrat im Kirchendienst ist der Manager, wie er sagt. "Das gehört auch zu meinem Selbstverständnis", sagt er und erzählt dann: "Einmal, da haben Kinder die Mannschaften auf das Feld geführt. Das war eine unglaublich tolle Atmosphäre, wie bei einem Länderspiel."