Druckartikel: Gegenwind für Klaus Stieringer: Stadtmarketing soll sich erklären

Gegenwind für Klaus Stieringer: Stadtmarketing soll sich erklären


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Freitag, 09. Oktober 2020

Elf Millionen gab die Stadt zuletzt an freiwilligen Leistungen für Vereine und Institutionen aus. Ein kleiner Teil davon verspricht die Neuauflage einer brisanten Debatte.
Fotos: Freepik/adobestock.com, Riegerpress, Barbara Herbst, Stadtmarketing Bamberg


Der Antrag datiert vom 5. Oktober und ist ein anderes Wort für Ohrfeige. Urheber ist die CSU-BA-Fraktion, Zielscheibe die Galionsfigur von Veranstaltungen wie Bamberg zaubert oder dem Blues- und Jazz-Festival: Klaus Stieringer, bekannt als Geschäftsführer von Stadtmarketing und SPD-Fraktionschef in Personalunion.

Manche sprechen von einem Nebenkriegsschauplatz, doch die Debatte spielt vor einem ernsten Hintergrund: In Corona-Zeiten soll hart gespart werden. Muss nun auch Stieringer um den städtischen Zuschuss von zuletzt 70 000 Euro bangen?

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Stadtmarketing-Chef Kritik ausgesetzt sieht, doch dieses Mal kommt sie von ungewohnter Seite: "Uns gegenüber haben Bamberger Kaufleute die Frage aufgeworfen, was Stadtmarketing derzeit genau macht. Von einigen Werbeplakaten und einem Spendenaufruf abgesehen, konnten wir hierauf keine befriedigende Antwort geben. Bamberg zaubert und das Blues- und Jazz-Festival sind ja ausgefallen, und die Gelder flossen trotzdem", sagt Peter Neller.

Der Vorsitzende der CSU-Fraktion und die unterzeichnenden Stadträte Ursula Redler, Gerhard Seitz und Stefan Kuhn traktieren die Bamberger Institution mit unbequemen Fragen. So wollen sie angesichts fragwürdiger Wahlkampfanzeigen Stieringers wissen, ob der Verein neutral ist. Sie fragen nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis und wollen Zahlungsströme aufgedeckt wissen. Gibt es Grund zum Misstrauen? Neller spricht von einer Selbstverständlichkeit und der Kontrollaufgabe des Stadtrats: "Unsere Fragen sind keine Majestätsbeleidigung. Wir wollen wissen, was an den an uns herangetragenen Vorwürfen ist. Und wir fordern eine Evaluierung von Stadtmarketing."

Hört man Klaus Stieringer, wird es an den nötigen Informationen gewiss nicht mangeln, wenn es im November um die sprichwörtliche Wurst geht. "Wir erzählen gerne, was wir machen und haben das in der Vergangenheit auch immer wieder im Stadtrat getan", sagt der Chef von sieben fest angestellten Mitarbeitern. Er verhehlt auch nicht, dass ihn die Kritik ärgert, ausgerechnet in einem Jahr wie diesem, und dass sie von einer Fraktion kommt, die ihn viele Jahre unterstützt habe. Im Corona-Jahr sei seine Mannschaft so gefordert wie lange nicht. "Wir haben in den vergangenen Monaten über 200 Einzelgespräche mit Händlern geführt. Da ging es um die Nöte in Krisen-Zeiten und die Sicherung von Existenzen. Und auch ohne die einschlägigen Großveranstaltungen habe Stadtmarketing mehr denn je zu tun. Stieringer spricht von dem seit zwei Monaten laufenden Festival der Straßenkünstler, dem Kulturfest auf der Böhmerwiese und der Image-Kampagne "Wir sind wieder da". Auch der verkaufsoffene Sonntag sowie die Organisation der Events im nächsten Jahr, vom Faschingsumzug bis zum Weinfest, kosteten bereits Zeit.

Den Etat von Stadtmarketing beziffert Stieringer mit einer halben Million Euro. Der Löwenanteil des Geldes werde in normalen Jahren durch Sponsoren und Einnahmen eingespielt. Die Beiträge von knapp 300 Mitgliedern würden den Zuschuss der Stadt seit Jahren übertreffen. Dennoch, räumt Stieringer ein, sei Stadtmarketing auf die öffentliche Förderung und die daraus resultierende Planungssicherheit angewiesen: "Ohne das Geld wäre unsere Arbeit in Frage gestellt."

Wird es also auch künftig Großveranstaltungen geben mit den Besuchermassen, die sie nach Bamberg bringen? Was der Debatte zusätzliche Spannung verleiht, ist die Frage nach der Haltung der Grünen. Die Fraktion, die jahrelang erfolglos die Kürzung der Stadtmarketing-Zuschüsse und mehr Transparenz gefordert hatte, hat sich mit ihrem Kooperationspartner SPD auf einen Kompromiss, also Zielvereinbarungen, geeinigt: "Da sind wir ganz bei der CSU", sagt Jonas Glüsenkamp. Der grüne Bürgermeister erkennt die Leistungen von Stadtmarketing gerade in den letzten Monaten an. Doch er sieht auch, dass es in der Stadt viele Kritiker gibt. Vorhersagen, wie die Debatte laufen könnte, könne er angesichts der Sparzwänge nicht: "In einem Jahr wie diesem stehen alle freiwilligen Leistungen auf den Prüfstand."