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Gegen Kaffeebecher-Müll: Initiative "Bambecher" will Pfandsystem


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Sonntag, 20. August 2017

Immer mehr Menschen machen sich Gedanken über Müll durch "Coffee to go"-Behälter Gleichzeitig steigt die Zahl der Gastronomen, die Mehrwegbecher annehmen.
Jonas Glüsenkamp und Andreas Eichenseher von der Initiative "Bambecher" glauben an ein Mehrwegbecher-System.  Foto: Matthias Hoch


Der Eindruck stimmt: "Ja, das ist ein Riesen Thema in Moment. Auch Cafébesitzer haben Interesse", sagt Nadja Rakowski aus dem städtischen Umweltamt. Jonas Glüsenkamp von der ehrenamtlichen Initiative "Bambecher" bestätigt: "Wir machen das jetzt seit drei, vier Monaten und haben ein wahnsinniges Feedback bekommen." Eine Rückmeldung auf die Frage: Wie kann Müll durch Pappbecher vermieden und gleichzeitig die Umwelt geschont werden?

Vor kurzem ging im Nachbarlandkreis Kulmbach der "Kulmbecher" an den Start. Die Idee: Der Kunde kauft sein Getränk im Mehrwegbecher und kann diesen leer getrunken im nächsten Partnercafé abgeben. Dort gibt es dafür einen Pfandbon, den der Käufer beim nächsten Heißgetränk wiederum einlösen kann. Er erhält dann einen sauberen "Kulmbecher" im entsprechenden Partnercafé. 16 Gastronomen beteiligen sich bereits an der Aktion.
Wird der "Bambecher" einen ähnlichen Weg einschlagen? "Wie das Mehrwegbechersystem aussehen wird, ist noch nicht entschieden", sagt Andreas Eichenseher von der gleichnamigen Initiative. Das ist der Unterschied zu Kulmbach: Der "Bambecher" ist - noch - kein Trinkgefäß, sondern eine Gruppierung aus Ehrenamtlichen. Sie setzt sich unter anderem aus Vertretern der Grün-Alternativen Liste Bamberg sowie "Change e.V." zusammen.
Jonas Glüsenkamp deutet an: "Es könnte auf ein Pfandprojekt ähnlich wie in Kulmbach herauslaufen." Gleichwohl wolle man den Gastronomen nichts vorschreiben, sondern verschiedene Möglichkeiten aufzeigen, ergänzt Andreas Eichenseher.

So habe vor knapp zwei Wochen ein Treffen zum Thema "Pfandstrategien" stattgefunden. Aktuell sind die "Bambecher"-Leute auf der Suche nach Sponsoren. Trotzdem ist nach Ansicht von Glüsenkamp und Eichenseher auch die Stadt in der Pflicht - "in Freiburg und Kulmbach hat das ja auch funktioniert", sagen sie. In Sachen Sponsoring sei man unter anderem mit der Wirtschaftsförderung und dem Stadtmarketing in Kontakt. Glüsenkamp merkt in Hinblick auf eine mögliche finanzielle Unterstützung an: "Es soll ein lokales Projekt bleiben." Dabei sei der Ansatz in erster Linie die Müllvermeidung.


Millionen Becher in Bamberg

320 000 Einweg-Becher werden in Deutschland stündlich verkauft, in Bamberg seien das schätzungsweise 2,5 Millionen im Jahr, schreibt die "Bambecher"-Initiative auf ihrer Internetseite. In einem besonders bei Studierenden beliebten Café in der Austraße würden am Tag teilweise bis zu 300 "Coffee to go"-Becher rausgehen, sagt Glüsenkamp.

"Gerade, wenn sich die Studenten jeden Tag einen Kaffee zum Mitnehmen holen, könnten sie doch eigentlich ihren eigenen Behälter mitbringen", meint die Mitarbeiterin eines weiteren Cafés in der gleichen Straße. Dort werden überhaupt keine Einwegbecher ausgegeben. In den eigenen Mehrwegbecher kann man sich sein Heißgetränk dagegen sehr wohl füllen lassen.
Gerade in Hinblick auf Bambergs Studierende ist es laut der "Bambecher"-Vetreter wichtig, dass das Studentenwerk Würzburg Partner beim Vorantreiben des Projektes ist. "Die sind sehr motiviert", deutet Andreas Eichenseher an.

Das Bewusstsein über den "to go"-Wahn nehme generell zu, sagt ein Gastronom am anderen Ende der Austraße. Auch er ist bei den "Bambecher"-Gesprächen dabei. Wie bei vielen seiner Kollegen, bekommen Kunden mit Mehrwegbecher ihren Kaffee oder Cappuccino etwas günstiger, "als Belohnung", sagt der Cafébesitzer. Er stellt klar: Würde nicht eh schon über ein Mehrwegbecher-System nachgedacht werden, "würde ich eigene anschaffen". Bei aller Begeisterung für Mehrweg weiß der Gastronom aber auch: "Das Verhältnis liegt momentan bei einem Viertel Mehrweg zu drei Viertel Einweg." Ein Verhältnis von 50:50 hält er für realistisch.

Auch andernorts fällt die gestiegene Nachfrage auf, etwa in der Keßlerstraße. "Die Leute bringen ihre Mehrwegbecher in allen erdenklichen Größen mit. Das passt vom Milchkaffee bis zum Eiskaffee alles rein - und es gibt Rabatt", sagt eine Gastronomie-Mitarbeiterin.

Jonas Glüsenkamp und Andreas Eichenseher lassen sich ihre Behälter vor Ort gleich befüllen. Darauf pappen schwarze Aufkleber mit dem Logo der Initiative - "so wird auch der eigene Becher auch zum Bambecher", sagt Glüsenkamp.

Bei diesen Gastronomen wird der mitgebrachte Mehrwergbecher aufgefüllt
(kein Anspruch auf Vollständigkeit der Liste):

Bäckerei Fuchs
Bäckerei Johann Ohland & Co.
Bäckerei Loskarn
Biobäckerei Postler
Bäckerei Seel
Cafe Cador
Cafe Esspress
Café Haberkamp
Café Leander
Café Müller
Café Niko
Café Zuckerl
Denn's Biomarkt
Der Beck
Fika Café
Hofcafé
Krumm&Schief
Mokka Makan
Pia's Café
Rösterei M.A.G.
Stadtproviant
Stilbruch
Trosdorfer Landbäckerei
Vitamin X
Wicked´N´Mellow
yo&mi
Zuckerstück
OMV-Tankstelle
Hallstadter Straße 103
Tante Emma Laden
Michelsberg 37
Bäckerei Oppelt im Ertl-Zentrum
Finanzamt Bamberg

Quelle: infranken.de, Umweltamt der Stadt Bamberg, Bambecher.de; kein Anspruch auf Vollständigkeit!