Druckartikel: Gegen Bamberg gearbeitet? Stieringer kritisiert IHK-Präsident Trunk

Gegen Bamberg gearbeitet? Stieringer kritisiert IHK-Präsident Trunk


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Donnerstag, 19. November 2015

Ist das digitale Gründerzentrum für Bamberg nur ein "kleiner Fisch" gemessen an den Aussichten eines vielgliedrigen Technologietransferzentrums? Der Einsatz des IHK-Präsidenten Heribert Trunk für Hof ruft in Bamberg Kritiker auf den Plan. Sie sitzen in der SPD, aber auch in der CSU.
Bei einer Pressekonferenz zum geplanten Technologietransferzentrum demonstrierten sie noch Einigkeit (v.l.): Heribert Trunk, OB Andreas Starke (SPD) und Christian Lange (CSU). Doch hinter den Kulissen brodelte es.  Foto: Ronald Rinklef


Bamberg bekommt 4500 Flüchtlinge mit geringer Bleibewahrscheinlichkeit. Als Trostpflaster will der Freistaat zehn bis zwölf Millionen Euro in ein digitales Gründerzentrum stecken. Und das selbst dann, wenn Bamberg beim noch anstehenden Ausschreibungsverfahren gegenüber der ebenfalls Interesse zeigenden Stadt Hof den Kürzeren ziehen sollte. Dann soll es einfach eine zweite Runde geben, sagte Sozialministerin Emilia Müller (CSU).

Was eine gute Nachricht für den Wirtschaftsraum Bamberg ist, ist es für den IHK-Präsidenten Heribert Trunk nicht uneingeschränkt. Der hat sich seit Monaten dafür eingesetzt, Vorsitzender des Wirtschaftsbeirats der Stadt Bamberg zu werden.

Doch Trunks Aussichten, eine Mehrheit jenseits der SPD bekommen, haben am Dienstag einen herben Rückschlag erhalten. Grund: Die Delegation aus Bamberg war dem Vernehmen nach einigermaßen konsterniert, von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hören zu müssen, dass sich der Bamberger Heribert Trunk massiv dafür eingesetzt habe, dass Hof den Zuschlag für ein digitales Gründerzentrum erhält. Erst durch Nachverhandeln sei es möglich gewesen, Seehofer eine Zusage für Bamberg zu entlocken. Trunks erklärter Gegner Klaus Stieringer (SPD) nutzte die Gelegenheit, dem IHK-Präsidenten noch in dessen Abwesenheit in der Stadtratssitzung vor den Bug zu fahren: "Für nicht wenige Teilnehmer der Delegation hat sich der IHK-Präsident mit diesem Alleingang aus dem Kreis der Bewerber als möglicher Vorsitzender eines Wirtschaftsbeirats herauskatapultiert", sagte Stieringer.

Auch in der CSU schrumpft der Rückhalt für den energiegeladenen Unternehmer: "Das war ein Eigentor, das Trunks Aussichten auf null sinken lässt", stellt CSU-Fraktionschef Helmut Müller nüchtern fest. Er will die im Dezember geplante Wahl Trunks nun zurückstellen.

Ist es wirklich so, dass sich der Bamberger Heribert Trunk, der als IHK-Präsident allerdings für ganz Oberfranken zuständig ist, für Hof und damit gegen seine Heimatstadt ausgesprochen hat? Trunk war dazu am Donnerstag keine konkrete Aussage zu entlocken. In einer Pressemitteilung äußert er sich hoch erfreut darüber, dass Oberfranken anders als andere Bezirke nun Aussichten auf zwei digitale Gründerzentren hat. Gleichzeitig empfiehlt er beim Wohnungsbau und auch beim geplanten Technologietransferzentrum in Bamberg mehr Druck zu machen.

Hintergrund: Trunk glaubt mit einem solchen Zentrum mit den Abteilungen Gesundheitswirtschaft, Denkmalpflege, Schule der Zukunft, digitaler Tourismus und Digitalisierung in Kunst und Kultur ein ganz großes Rad für Bamberg zu drehen, während er die Bewerbung für ein digitales Gründerzentrum eher für einen Nebenkriegsschauplatz hält. In einem Brief an OB Starke schrieb er: "Es sei hier daran erinnert, dass es beim Gründerzentrum um einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag geht, beim Technologietransferzentrum dagegen eine dreistellige Millionensumme im Raum steht. "