Druckartikel: Gegen Ausflugsschiffe regt sich in Klein-Venedig Widerstand

Gegen Ausflugsschiffe regt sich in Klein-Venedig Widerstand


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Mittwoch, 11. März 2015

Ausflugsfahrten auf der Regnitz stehen bei Bamberg-Besuchern hoch im Kurs. Kurz vor Saison-Beginn ist fraglich, ob die Personenschifffahrt Kropf heuer wieder mit drei oder nur noch mit zwei Schiffen verkehren darf. Aus Klein-Venedig, der malerischen Häuserzeile am Fluss, regt sich Widerstand.
Bald beginnt in Bamberg wieder die Saison der Ausflugsschiffe. Ob das Motorschiff "Franken" (vorne links) auch künftig dazu gehört, ist noch fraglich. Foto: Ronald Rinklef


Man sieht es der Regnitz vor Klein-Venedig nicht an, wie hoch hinter den Kulissen die Wellen schlagen. Seit Monaten herrscht ein Tauziehen darum, ob die Personenschifffahrt Kropf ihr kleinstes Schiff, die "Franken", weiter betreiben darf. Oder, ob die befristete Genehmigung im April enden wird.

Entscheiden muss Bambergs Umweltreferent Ralf Haupt. Auf seinem Schreibtisch im Rathaus liegt der Kropfsche Antrag für eine Betriebsgenehmigung für die nächsten fünf Jahre. Ihm liegt aber auch ein Einspruch aus der Nachbarschaft vor: Eine Familie, die in Klein-Venedig wohnt, sieht sich durch den Schiffsverkehr vor allem in ihrer Gesundheit beeinträchtigt. Sie fürchtet, dass es noch mehr Abgase und Lärm geben wird, wenn die MS "Franken" dauerhaft in Bamberg bliebe.

Über Lärm und Abgase verärgert

Das Problem aus Sicht der Nachbarn ist, dass es "Am Kranen" nur einen Anleger gibt. Wenn der belegt ist, würden die anderen Schiffe mit laufendem Motor warten, bis sie anlegen können.

Teilweise reiche der "Stau" der Wasserfahrzeuge bis vor ihren Garten; die von den Schiffen erzeugten Abgase und den Motorlärm bekämen sie allemal ab, klagt die Familie, die nicht genannt sein möchte. Die Belastung hat nach ihren Angaben zugenommen, seit es drei Passagierschiffe gibt und öfters als früher zwei gleichzeitig "Am Kranen" ankommen.

Bei der Bamberger Personenschifffahrt, die 2014 ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert hat und das einzige Unternehmen ihrer Art in Oberfranken ist, weist man die Vorwürfe von nebenan zurück. Von einer Mehrbelastung und Gesundheitsgefährdung durch die Schiffe könne keine Rede sein, sagen Christl Kropf und ihr Sohn Markus Kropf, einer der Kapitäne.

Sie sind überzeugt, dass der Schwerlastverkehr in der Kapuzinerstraße die Luft im Gebiet mehr belastet als es die Schiffe tun; deren Abgase würden sich auf dem Fluss schnell verflüchtigen.

Die MS "Franken" verkehrte laut Markus Kropf nur während der Gartenschau-Monate täglich. Der Pendelverkehr auf der Regnitz vom Kranen zur Erba-Insel war nicht nur zu einer kleinen Attraktion am Rande der Landesgartenschau selbst geworden, sondern hatte auch die Straßen rund um den Schauplatz des Großereignisses entlastet.

2013 und 2014 sei das Schiff nur zu besonderen Anlässen und zu Stoßzeiten wie an Wochenenden und Feiertagen, wenn Bamberg vor lauter Touristen aus allen Nähten platzt, im Einsatz gewesen. So wolle man es auch in Zukunft halten, sagt Familie Kropf. Ein ständiger Einsatz aller drei "Dampfer" ist demnach nicht vorgesehen. Die größeren Schiffe könnten zudem nicht an der Erba-Insel anlegen.

Argumente dafür und dagegen

Das kleinste Fahrzeug in der Flotte würde das Unternehmen auch gerne deshalb behalten, weil es viele Fans haben soll. Insbesondere Familien mit Kindern würden bevorzugt das nur 60 Personen fassende Schiff nehmen.

Die Betreiber machen sich noch aus einem weiteren Grund für den Verbleib der "Franken" stark: Man hätte einen Ersatz für den Fall, dass eines der größeren Schiffe - "Stadt Bamberg" und "Christl" - ausfallen würde.

Ralph Haupt muss bald entscheiden. Der April ist nicht mehr weit, die Zeit drängt. Noch hofft er, dass sich in Klein-Venedig ein Kompromiss finden lässt, durch den die Wogen geglättet werden.

Doch die Fronten scheinen verhärtet. Familie Kropf etwa hält den Nachbarn vor, sie hätten bei der Entscheidung für ihr Wohnhaus an der Regnitz "ja gewusst, dass sie an eine Wasserstraße gezogen sind".

Umgekehrt hört man den Vorwurf an die Adresse des Unternehmens, dort sei man nicht in der Lage, die An- und Abfahrtszeiten Am Kranen so zu koordinieren, dass Wartezeiten der Schiffe im Fluss vermieden werden. Das sei ein "unhaltbarer Zustand".

Bambergs Umweltreferent kann, wie er sagt, die Argumente der Familie nachvollziehen, die sich gegen einen Weiterbetrieb der "Franken" verwahrt. Er sieht bei der Abwägung aber auch die wirtschaftlichen Interessen der Schiffs-Eigner . Und er kennt den Standpunkt der städtischen Touristiker: Die sind froh, dass es die Schiffe gibt, weil sie in Spitzenzeiten zum Entzerren der Besucherströme in den Straßen der Alt- und Innenstadt beitragen.

Klage legt Genehmigung auf Eis

Sicher ist: Gibt der Umweltreferent dem Antrag auf eine Verlängerung der Betriebserlaubnis statt, riskiert die Kommune eine Klage. Die Beschwerdeführer haben für diesen Fall bereits gerichtliche Schritte angekündigt.

Eine Klage würde dazu führen, dass die Genehmigung auf Eis und die "Franken" vor Anker läge, bis das zuständige Verwaltungsgericht Bayreuth beziehungsweise die letzte Instanz entschieden hat.

Und bis dahin dürfte noch sehr viel Wasser die Regnitz hinunter fließen.