Gala: Bosch-Chef lobt Bamberger Werk
Autor: Matthias Litzlfelder
Bamberg, Freitag, 18. Juli 2014
Volkmar Denner spricht bei der Gala zum 75-jährigen Bestehen von einem Standort, auf den sich das Unternehmen bei Innovationen verlassen könne. Die Zukunft gehöre dem Elektroantrieb. Der Übergang dahin werde auch Bamberg fordern.
Die Anfänge liegen gar nicht weit auseinander. Als Musiker der Deutschen Philharmonie Prag und weitere Kriegsflüchtlinge 1946 die Bamberger Symphoniker gründeten, war die Firma Bosch schon einige Jahre hier ansässig. Quasi mit Kriegsbeginn hatte Bosch 1939 das erste Außenwerk eingerichtet, begann in Bamberg die Fertigung von Zündkerzen. 1946 waren schon einige Millionen davon vor Ort produziert.
Gestern Abend, 68 Jahre später, trafen Orchester und Unternehmen aufeinander. Die bedeutendste Kulturinstitution der Stadt musizierte für den größten Arbeitgeber. In ihrem "Wohnzimmer", dem Keilberth-Saal der Konzert- und Kongresshalle, wo der Festakt anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Bamberger Bosch-Werks stattfand, umrahmten die Symphoniker mit Werken von Mozart, Schostakowitsch, Smetana und Brahms die musikalische Reise durch die Geschichte des Werks.
1200 geladene
Bosch-Konzernchef Volkmar Denner griff in seiner Ansprache die Entwicklung des Common-Rail-Systems in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre als Beispiel für Leidenschaft und Begeisterung heraus. Damals hätten die Entwickler in Feuerbach und die Fertigungsmannschaft in Bamberg unter Hochdruck gearbeitet und nach unkonventionellen Lösungen gesucht, um Prozesse stabil zu halten und den Serienhochlauf der neuen Dieseleinspritztechnik auf den Weg zu bringen.
"Es ist immer auch die Motivation der Mitarbeiter, die bei neuen Erzeugnissen zu Mikrometerpräzision in Millionenstückzahlen führt", sagte Denner vor den rund 1200 geladenen Gästen. Das Bamberger Werk habe stets "unsere Innovationen mit großen Anstrengungen zuverlässig auf die Straße gebracht". Nur mit dem besonderen Antrieb der Mitarbeiter werde Bosch auch in Zukunft neue Antriebssysteme auf die Straße bringen können.
Zukunft mit Zellen-Technikum
Der alternative Antrieb der Zukunft werde dabei die Elektromobilität sein. Sie werde jedoch nicht über Nacht kommen, "sei es, weil wir die Effizienz des Verbrennungsmotors noch deutlich steigern können, sei es, weil wir die Kosten des Elektroantriebs noch deutlich senken müssen", sagte der Bosch-Chef. Die Zukunft habe in Bamberg aber mit dem Technikum für Lithium-Ionen-Zellen und der Serienfertigung für Batteriesysteme schon begonnen. Langfristig werde der Übergang in die Elektromobilität "auch ein Werk wie Bamberg fordern".
Know-how für Batterie-Produktion
Geschäftsführungsmitglied Rolf Bulander lobte Bambergs "Kompetenz im Sinne von Qualität und Verlässlichkeit über Millionenstückzahlen hinweg" - gerade bei kritischen Neuanläufen.
"Wenn du etwas sehen willst, von dem du nicht geglaubt hast, dass es funktioniert, dann musst du nach Bamberg gehen", sagte Bulander. Die künftige Herausforderung hier sei es, "den Verbrauch von Verbrennungsmotoren bis zum Ende des Jahrzehnts nochmals um 20 Prozent zu senken, zugleich aber neue Technologien auf die Straße zu bringen, etwa für den Elektroantrieb".
Das Werk verfüge aber jetzt schon über Know-how, das sich auf die Batterie-Produktion übertragen lasse. Bulander nannte unter anderem das Drucken auf Keramik, wie es heute für das Sensorelement der Lambda-Sonde benötigt werde.
Franken vereint im Werk
Werkleiter Hans Hoffmann lobte den Gemeinschaftssinn im Werk, wo "Ober-, Mittel- und Unterfranken zusammenarbeiten". "Fränkisch und zugleich weltweit vernetzt - das ist Bosch in Bamberg", sagte Hoffmann.
Der kaufmännische Chef erinnerte auch an Krisenzeiten wie zuletzt 2008, als Bosch Kurzarbeit anmelden musste und "fast nichts zu tun" gehabt habe. Die Krise habe die Mannschaft aber zusammengeschweißt. Mitarbeiter und Werk zeichneten sich durch ihre Wandlungsfähigkeit aus. "Nicht immer ganz freiwillig, das gebe ich zu - manchmal bedarf es auch etwas Drucks von außen", sagte Hoffmann. Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) verwies darauf, dass die Stadtentwicklung im Osten durch Bosch maßgeblich beeinflusst wurde. Er dankte am Ende seiner Rede "für viele Gewerbesteuer-Millionen, die der Stadt zugeflossen sind".
Verbandspräsident Alfred Gaffal gratulierte Bosch im Namen der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Und Betriebsratsvorsitzender Hans Wolff erinnerte als Abschlussredner unter anderem an "die Generationen von Familien, die dieses Werk seit 1939 mit aufgebaut haben".