Druckartikel: Gärtnertradition gehört zu immateriellem Kulturerbe in Bayern

Gärtnertradition gehört zu immateriellem Kulturerbe in Bayern


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Freitag, 16. Oktober 2015

Der innerstädtische Erwerbsgartenbau in Bamberg ist offiziell in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Die Gärtner fühlen sich geehrt und wagen zu hoffen: Vielleicht rückt ja ein neuer Unesco-Titel in greifbare Nähe?
Nicht nur Wahrzeichen wie der Dom oder der Michelsberg, auch die Gärtnerstadt ist Teil des Welterbes. Foto: Zentrum Welterbe Bamberg/Jürgen Schraudner


Pankraz Deuber ist immer noch ganz begeistert: "Das ist eine besondere Ehre, erst recht, wenn man das Niveau und die anderen Teilnehmer betrachtet." Deuber ist nicht nur BUB-Stadtrat, sondern auch Vorsitzender des Vereins Gärtner- und Häckermuseum. Er war bei der Feierstunde in der Münchner Residenz dabei.

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hat dort das Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes vorgestellt. Insgesamt 13 Bräuche, Feste und Handwerkstechniken sind aufgenommen worden. Zum Beispiel die bayerische Brautradition nach dem Reinheitsgebot, die Passionsspiele Oberammergau oder die Limmersdorfer Lindenkirchweih - und: der innerstädtische Erwerbsgartenbau in Bamberg.


Auszeichnung mit ideellem Wert

Pankraz Deuber und Hubertus Habel, Leiter des Gärtner- und Häckermuseums, haben die Urkunde vom Minister entgegengenommen. Kaufen können sie sich davon nichts. Das Landesverzeichnissoll den "reichhaltigen Kulturformen in Bayern eine angemessene Plattform geben" und "das Bewusstsein der Menschen" für die Traditionen schärfen, wie Spaenle in einer Mitteilung zitiert wird.

Etwas wert ist die Auszeichnung trotzdem: Die Bamberger Gärtnertradition habe "einen wichtigen Schritt getan, um von der Kultur- und Bildungsorganisation der Vereinten Nationen, der Unesco, als kulturelles Erbe der Menschheit anerkannt zu werden", betont Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD).

Teil des Welterbes ist die Gärtnerstadt mit ihren historischen Gärtnerhäusern und den dahinter liegenden Hausgartenflächen ja bereits. Nächstes Ziel ist also ein "Unesco immaterielles Weltkulturerbe."

Patricia Alberth, Leiterin des Zentrums Welterbe Bamberg, erklärt den Weg dorthin: Die Bundesländer erstellen zunächst Länderlisten. Der Freistaat hat beispielsweise die Bewerbungen sortiert und das Verzeichnis mit jenen 13 Ausdrucksformen erstellt, zu denen nun auch der Erwerbsgartenbau gehört. Jedes Bundesland kann dann jährlich zwei Einträge für die bundesweite Liste melden, aus der sich die Unesco-Nominierungen speisen.

Dieses Jahr wählte die bayerische Expertenkommission die "Limmersdorfer Lindenkerwa" und die "Passionsspiele Oberammergau" aus. Doch Patricia Alberth hat Hoffnung, dass auch die Gärnterstadt einmal an der Reihe ist. "Eine internationale Anerkennung dieses Brauchtums wäre nur konsequent." Ob der Erwerbsgartenbau im kommenden Jahr einer der beiden Vorschläge für die bundesweite Liste sein wird, ist noch offen.

Die Bamberger Professorin für Europäische Ethnologie, Heidrun Alzheimer, ist Mitglied der bayerischen Expertenrunde, die die Vorschläge auf den Tisch bekommt. Wie schätzt die Kulturwissenschaftlerin die Chancen ein? Eine solche Prognose abzugeben, sei unlauter, antwortet sie auf FT-Anfrage. Die Entscheidung "liegt ganz im Ermessen des nationalen Gremiums und hängt auch ab vom Gewicht der jeweiligen Mitbewerbungen".


Unesco auf internationaler Ebene

Erst auf internationaler Ebene kommt dann die Unesco ins Spiel, wie Welterbe-Managerin Patricia Alberth anmerkt. Sie findet: Auch die Tatsache, dass Bambergs Gärtnertradition nun zu Bayerns immateriellem Kulturerbe gehört, ist bereits "ein Signal". Nun seien die Akteure gefragt. Die Bamberger, die bei ihren Gärtnern einkaufen und Besuchern erklären: Bambergs Wahrzeichen, das sind nicht nur der Dom, das Alte Rathaus oder der Michelsberg.

Patricia Alberth ist auf jeden Fall gespannt. War sie doch viele Jahre lang selbst bei der Unesco und hat die Prozesse hautnah erlebt. "In Bamberg hat man diese wunderbare Verbindung von beidem."
Einer, der im Welterbe die Tradition mit Leben füllt, ist Jung-Gärtner und SPD-Stadtrat Sebastian Niedermaier. Er freut sich, dass vor allem vom Erwerbsgartenbau die Rede ist. "Damit ist klar: Wir sind keine Hobbygärtner, sondern wir leben davon." Er empfindet die bayernweite Auszeichnung als "Wertschätzung". Ob er damit auch wirbt, weiß er noch nicht.

"Es kommen jeden Sommer mehr Touris in die Gärtnerstadt", stellt er fest. "Die machen Fotos und nehmen vielleicht mal ein paar Karotten für unterwegs mit. Ich brauche hier vor allem die Bamberger, die bei mir einkaufen."

Auch Patricia Alberth sagt: Das Zentrum Welterbe unterstützt den Gärtner- und Häcker-Verein. Und die Bamberger sollten die Gärtner unterstützen - "damit diese auch in Zukunft ihre Arbeit verrichten können".
Mit der Kaufkraft der Einheimischen ist Pankraz Deuber aktuell recht zufrieden. "Der Verbraucher denkt jetzt öfter auch wieder an einheimische Produkte."
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