Druckartikel: Gab es vor Messerattacke in Bamberg eine Morddrohung?

Gab es vor Messerattacke in Bamberg eine Morddrohung?


Autor: Peter Groscurth

Bamberg, Mittwoch, 01. Juli 2015

Der Nachbar des getöteten Michael G. schildert gegenüber inFranken.de, was in der Tatnacht in der Ladenpassage in der Langen Straße 6 passiert ist.
Eine kleine Engelsskulptur, Kerzen, Blumen und auch drei Fläschchen Bier erinnern am Tatort an Michael G. Fotos: Peter Groscurth


Die Trauer um Michael G. (35) nach dessen gewaltsamen Tod in einer Laden-Passage in der Langen Straße reißt nicht ab. Seine Fußball-Kameraden haben sich nach dem Training am Tatort getroffen, legten dort am Dienstagabend einen grün-weißen Wimpel ihres Vereins, des SC 08 Bamberg, ab. An diesem Ort gedenken Menschen und Passanten, blicken auf die Fotos und die Botschaften, die dort hinterlassen wurden.

"Eine Seele von Mensch"

Rückblick: In der Nacht auf Freitag war der gelernte Maurer dort nach einem Streit niedergestochen worden und starb an den Folgen seiner Verletzungen am Sonntag in einer Klinik. Freunde beschreiben Michael G. als "eine Seele von Mensch". Ein Bekannter meint außerdem: "Unfassbar! Nicht zu begreifen! Eine schreckliche Tat löscht das Leben eines jungen Menschen einfach aus."

Was aber hatte zu der Messerattacke geführt? Warum musste der Vater einer kleinen Tochter sterben? Fragen, denen derzeit auch Polizei und Staatsanwaltschaft nachgehen.

Ein Nachbar von Michael G. war Augenzeuge des grausamen Verbrechens, er leistete dem schwerverletzten Opfer Erste Hilfe, bis der Notarzt am Tatort eintraf. Gegenüber inFranken.de schildert er am Ort der Messerattacke seine Erlebnisse. Nur schwer kommen ihm dabei die Worte über die Lippen, immer wieder stockt dem Mann die Stimme, er ringt nach Worten und sieht die Bilder der Tatnacht vor seinem inneren Auge.
"Es war wohl gegen 3 Uhr, als Michael bei uns klingelte", erinnert sich der Nachbar zurück. Das spätere Opfer hatte vorher wohl den Hausschlüssel verloren und rüttelte, nachdem ihn der Mieter aus dem zweiten Stock ins Haus gelassen hatte, an der Tür seiner eigenen Wohnung.

Laut den Erinnerungen des Augenzeugen habe das den mutmaßlichen Täter gestört, der sich in einem Büro in der ersten Etage des Anwesens aufgehalten hat. Hier kam es zu einem Wortgefecht - und plötzlich habe der Kontrahent von Michael G. ein Messer gezückt und es seinem Gegenüber mehrfach in Brust und Bauch gerammt.

Vor der Haustüre brach das Opfer zusammen und blutete stark", sagt Michael G.s Nachbar und blickt zu Boden, wo nun Blumen liegen und Kerzen brennen. Wie sich das Opfer dorthin schleppen konnte, kann der Augenzeuge nicht erklären. Während der Messerstecher in der Tatnacht davon rannte, habe der Zeuge die blutende Wunde versorgt und den Schwerverletzten reanimiert.

Wollte Ende Juni ausziehen

Bei all diesen Erinnerungen ist zu spüren, wie sehr die Geschehnisse den Nachbarn mitnehmen. Er erzählt außerdem, dass der mutmaßliche Messerstecher zwei Tage vor dem Angriff Michael G. mit einem Messer und einem Baseballschläger bedroht haben soll. Dabei sollen unter anderem die Worte "Ich bringe dich um" gefallen sein.

Diesen Vorfall bestätigt auch eine Bekannte des Toten. Michael G. habe nach der Drohung mit der Mutter des mutmaßlichen Täters gesprochen und sie gebeten, ihren Sohn zur Vernunft zu bringen, fügt die Frau an. "Dieser Streit und die Drohungen haben ihm zugesetzt. Micha wollte Ende Juni aus der Wohnung in der Langen Straße ausziehen", berichtet die Bekannte.

Fakt ist, dass der mutmaßliche Täter (35) derzeit wegen des Verdachts auf Totschlag in Untersuchungshaft sitzt. Staatsanwalt Christopher Rosenbusch hält sich mit weiteren Auskünften zur Tat und den möglichen Motiven bedeckt. Er bestätigte lediglich, dass der Tatverdächtige Aussagen zu den Vorwürfen gemacht habe. Ob der Mann zum Zeitpunkt der Messerattacke unter Drogen wie Crystal Meth stand, dazu macht Rosenbusch keine Angaben. Am Tatort wird es hingegen noch lange dauern, bis Normalität einziehen wird. An der Tür zum Schuhgeschäft in der Passage hängt bis auf weiteres ein Schild, auf dem steht: "Vorübergehend geschlossen."