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Funklochpleite in der Bamberger Panzerleite


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Montag, 28. April 2014

In der Panzerleite gibt es Stellen, wo Menschen zum Telefonieren auf den Balkon müssen. Warum? Weil ihr Handy ihnen sagt: kein Empfang. Ein Besuch im Funkloch.
Auf der Suche nach dem Handy-Netz: Rainer Regenberg vor seiner Wohnung in der Panzerleite 83  Foto: Sebastian Martin


Es liegt mitten in Bamberg. Also nicht ganz. Es liegt im Berggebiet. Ohne dass sich das widerspricht: Es ist quasi ein kleines Tal im Berggebiet in der Panzerleite. "Wir sind im Tal der Ahnungslosen", sagt Rainer Regenberg und lacht. Das meint der 65-Jährige halb im Scherz, halb meint er es ernst, denn hier in der Panzerleite 83 geht nun wahrlich gar nichts mehr. Da ist nichts. Kein Empfang. Doch, jetzt - "ein Balken", ruft Rainer Regenberg und reckt sein Smartphone in den Himmel. Hinter ihm steht sein Mercedes. Ein ehemaliges Taxi, das Regenberg bis zu seiner Rente selbst gefahren hat. Darin ist ein Autotelefon. "Mit Verstärker auf dem Dach", sagt Regenberg. Doch auch in seinem Auto hat er kaum Empfang.

Auch im Auto kaum Empfang

Rainer Regenberg weiß genau, wo die Funklöcher in seiner Straße sind. Er ist die Strecke oft genug hoch und runter gefahren. Und auch jetzt geht die Demonstrationsfahrt los. "Hier, jetzt sind es zwei Balken, damit kann ich kaum telefonieren." Regenberg zeigt auf das Display seines Autos. Tatsächlich zwei. Dann geht es weiter, den Berg hoch nach links. Jetzt wird's besser. Dann wieder schlechter. Es geht über die Viktor-von-Scheffel-Straße bis zum Babenberger Ring. "Ab hier ist es gut, wenn man die Kirche sieht." Regenberg zeigt auf den Turm von St.Urban, der links zwischen den Häusern zu sehen ist. Soweit so gut.

Mobilfunkmast und Empfang weg

Seit rund zwei Jahren gehe es nun schon so hier an der Panzerleite, sagt Rainer Regenberg, als er das Auto wieder bei sich vor dem Haus abstellt. Damals sei der Pachtvertrag eines Mobilfunkmastes hier in der Gegend ausgelaufen, das habe er auf Nachfrage bei der Telekom - sein Mobilfunkanbieter - erfahren. Seitdem der Mobilfunkmast weg ist, ist auch der Empfang weg.

Das bestätigt Jutta Danek, die Nachbarin von Regenberg. Auch sie ist Telekom-Kundin. Sie erzählt, dass ihr eine Kollegin an Weihnachten Grüße per Sms gesendet hatte. Die Kollegin sei schon fast beleidigt gewesen, weil sie nicht reagiert habe. Ging aber nicht: Sie habe die Sms schlichtweg zu Hause nicht empfangen. "Ich hab's nur an, wenn ich nicht zu Hause bin." Sie hat sowieso kaum Empfang. Doch ihren Mann trifft es noch viel mehr, schließlich hat er ein Geschäftshandy auf dem er erreichbar sein muss. Doch das gestaltet sich schwierig: "Mein Mann muss den Weinberg hinter dem Haus hoch, um zu telefonieren." Ulkige Szenen müssen sich hier abspielen.

Er wechselt nicht mehr

"Auf dem Balkon bekomme ich noch ein bisschen Empfang", sagt Nachbar Rainer Regenberg. In der Wohnung sei kaum etwas zu machen. Ans Telefonieren ist nicht zu denken. Oft schon hat er mit der Telekom Kontakt aufgenommen. "Am Ende haben sie mir gesagt, ich soll den Anbieter wechseln." Vielleicht ein Frustrierter in irgendeinem Call-Center? Doch die Frage ist berechtigt, warum wechselt Regenberg nicht einfach den Anbieter?

"Ich finde, dass die Telekom schon besser ist als viele andere Anbieter." Er habe schließlich auch das Gesamtpaket mit Fernsehen, Internet, Mobilfunk von der Firma mit Hauptsitz in Bonn. Und wenn man älter wird, wechselt man auch nicht mehr so schnell den Anbieter, sagt Regenberg. So ist das.

Telekom sucht auch hier Masten

Bei der Telekom sagen sie: "Wir versuchen hier Abhilfe zu schaffen." Man suche tatsächlich nach einem neuen Standort, teilt Sprecher Markus Jodl mit. Doch bisher noch ohne Erfolg. Das freut diejenigen, die sich gegen Mobilfunkmasten zur Wehr setzen, wie zum Beispiel auch erfolgreich in Bamberg-Bughof geschehen. "Ich verstehe die Leute, deshalb muss die Telekom auch einen Platz finden, wo es für alle in Ordnung ist", sagt Jutta Danek. Leichter gesagt als getan.

Sie und Rainer Regenberg hoffen jedenfalls, dass sich vielleicht schon bald ein neuer Standort findet. Dann müssen sie wenigstens nicht mehr zum Telefonieren auf die Straße. Wobei sie mit ihrem Problem nicht alleine sind: Wie Jutta Danek sagt, hat auch ihr Sohn Probleme mit dem Empfang, wenn er zu Besuch bei seiner Mutter ist, und der hat einen Vertrag mit O2 abgeschlossen.