Für ein Miteinander in Bamberg
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Mittwoch, 25. Sept. 2019
Der Migranten- und Integrationsbeirat der Stadt feiert 25-jähriges Bestehen und die 25. Interkulturellen Wochen.
Wie bunt und vielfältig Bamberg ist, wird schon in der Zusammensetzung des Migranten- und Integrationsbeirats (Mib) der Stadt deutlich: Ein kompetentes, ehrenamtliches Team von 22 Männern und Frauen aus 18 Herkunftsländern wie Albanien, China, Eritrea, Griechenland, Portugal, Syrien, Türkei oder USA. 2018 zum fünften Mal demokratisch gewählt, vertritt der Mib die 15 600 Bürger, Ausländer und Deutsche mit Migrationshintergrund aus insgesamt 133 Ländern. Dies entspricht 20,26 Prozent der Bamberger Gesamtbevölkerung.
Im Großen und Ganzen funktioniert es zwischen den Alteingesessenen und Zugereisten aus aller Herren Länder: "Wir haben immer etwas getan, dass das Leben miteinander und nicht gegeneinander klappt", schreibt Mohamed Hédi Addala dem MIB eine entscheidende Rolle zu. Eine Rolle, die dieser Beirat seit nunmehr 25 Jahren spielt, und dem Addala seit der ersten Stunde angehört: Zunächst ab 1994 als stellvertretender Vorsitzender, seit 2000 ununterbrochen bis heute Erster Vorsitzender.
Der Integrationskraft des 74-jährigen Tunesiers ohne deutsche Staatsangehörigkeit, der seit 1975 in Bamberg wohnt, ist wohl das weitgehend gute Klima gegenüber Fremden zu verdanken. Das räumt sein Stellvertreter Marco Depietri ohne zu zögern ein. Der promovierte Dozent für Italienisch und Koordinator von Austauschprogrammen an der Universität Bamberg ist gleichwohl dankbar, dass der gesamte Mib aus überaus engagierten Menschen besteht, "der unser Haus gut aussehen lässt, das Fundament ist stabil", sagt der 48-Jährige gebürtige Italiener Depietri.
Brückenbauer
Die beiden Männer - die Iranerin Mitra Sharifi-Neystanak komplettiert den Vorstand - nennen den Mib einen "Brückenbauer zwischen den Migranten, der Stadtverwaltung und der Öffentlichkeit". Bei zahlreichen Veranstaltungen und runden Tischen, in Gremien und Arbeitsgruppen gibt er Migranten und ihren Interessen eine Stimme, macht auf Probleme aufmerksam und arbeitet an Lösungsmöglichkeiten mit. "Wir können zuhören und beraten, wo Migranten Hilfe bekommen", verweist Depietri auf die regelmäßigen Sprechstunden für diesen Personenkreis - unabhängig von Herkunft und Religion. In allen Weltsprachen von Arabisch bis Spanisch können sich Hilfesuchende an den Mib wenden. Mohamed Hédi Addala leistet diesen Dienst zwar seit vielen Jahren. Doch aus dem Nähkästchen plaudert er nur ungern. Denn das Besprochene "nehme ich ins Grab", lächelt er, spricht von Diskretion und führt lediglich allgemeine Probleme an wie Aufenthaltserlaubnis, Arbeitssuche, Kinderbetreuung oder Wohnungsmangel, Sprachunterricht, Gleichberechtigung von Mann und Frau - und immer wieder die notwendigen Dokumente für Eheschließungen.
Das 25-jährige Jubiläum des Mib findet zu einer Zeit statt, die der Gründungsphase des Beirates nicht unähnlich ist. Dieser wurde 1994 gegründet, als Deutschland viele Bürgerkriegsflüchtlinge aus Jugoslawien aufgenommen hatte. Heute sind es Flüchtlinge aus anderen Ländern und Kontinenten, die in Bamberg Heimat suchen. Damals hatten "die Republikaner" Zulauf, heute die AFD. Damals wurde von der DGB-Jugend und kirchlichen sowie politischen Organisationen ein "Runder Tisch gegen Ausländerfeindlichkeit" ins Leben gerufen, der nach einigen Wogen im Stadtrat schließlich in den Ausländerbeirat mündete.
Breite Zustimmung
Seit 2006 heißt dieser Ausländerbeirat nun Migranten- und Integrationsbeirat, genießt Zustimmung quer durch alle Stadtratsfraktionen, einschlägigen Ämtern und Behörden, gemeinnützigen Vereinen und Verbänden: Die Arbeit für ein friedliches, tolerantes Leben in Bamberg eint die unterschiedlichsten Kräfte.
Das wird auch deutlich in den jetzt laufenden Interkulturellen Wochen, die ebenfalls 25. Jubiläum feiern können. Unter dem Motto "Zusammen leben, zusammen wachsen" gibt es rund 100 Veranstaltungen. Ein farbenfroher Reigen aus Angeboten, die die Faszination von Kulturen und ihren Trägern anschaulich machen. Schirmherr der Wochen ist Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD). Er dankt dem Mib für seinen großen Einsatz in den letzten 25 Jahren und hofft "für die kommenden 25 Jahre".