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Fünf Jahre Haft für verunglückten Bankräuber von Burgwindheim


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Mittwoch, 21. August 2013

Ein 23-jähriger Bamberger überfiel vor Jahresfrist die Raiffeisenbank Burgwindheim und verunglückte auf der Flucht schwer. An den erlittenen Verbrennungen wird er sein Leben lang leiden. Das haben die Richter berücksichtigt.
Nur noch Schrottwert hatte das ausgebrannte Fluchtauto des Bankräubers nach dem Unfall auf der B 505. Foto: Andreas Dorsch/Archiv


Sein Schlusswort war kaum hörbar: "Jeden Tag bereue ich die Tat" sagte Florian N. (Name von der Redaktion geändert) am Mittwoch Mittag leise, ehe sich die Zweite Strafkammer des Landgerichts Bamberg zur Urteilsberatung zurückzog.
Sein Verteidiger hatte soeben auf dreieinhalb Jahre Freiheitsstrafe plädiert, der Staatsanwalt auf sechs Jahre.

Eineinhalb Stunden später verkündete Vorsitzender Richter Manfred Schmidt die Entscheidung der Strafkammer: Der Bankräuber von Burgwindheim (Landkreis Bamberg) muss weitere fünf Jahre hinter Gitter.

Er war gerade 24 Stunden auf freiem Fuß gewesen, als er am 31. August 2012 die Raiffeisenbank in Burgwindheim (Landkreis Bamberg) überfiel.
Mehr als vier Jahre Jugendstrafe in Ebrach hatte er hinter sich und beging gleich die nächste und bislang gravierendste Straftat in seinem 23-jährigen Leben: einen Raubüberfall, für den er sich eine täuschend echt aussehende Softair-Pistole, eine Strumpfmaske und ein Auto gekauft hatte, das er für die Tat auch noch mit gestohlenen Kennzeichen ausstattete.

Auch vom Schicksal gestraft

Das Urteil gegen den gebürtigen Bamberger wäre noch höher ausgefallen, wäre er nicht im Zusammenhang mit der Tat schon vom Schicksal gestraft worden. Die Richter berücksichtigten, dass N. ein Leben lang unter seinen Verbrennungen leiden wird.

Er zog sie sich bei einem Verkehrsunfall zu, mit dem seine Flucht vor der Polizei abrupt zu Ende gegangen war: 60 Prozent seiner Haut verbrannten, als er auf der Flucht vor der Polizei in einen Baustellenabschnitt der B 505 raste, mit einem Sattelzug kollidierte und sein "Twingo" Feuer fing.

Bei dem Arbeiter, der ihn aus dem brennenden Auto zog und ihm so das Leben rettete, bedankte sich der Angeklagte am zweiten und letzten Prozesstag. Der Mann war als Zeuge geladen.

N. wurde wegen schwerer räuberischer Erpressung schuldig gesprochen, außerdem wegen Diebstahls (der Kfz-Kennzeichen) in Tateinheit mit Urkundenfälschung (Anbringen der gestohlenen Nummernschilder) sowie der vorsätzlichen Gefährdung des Straßenverkehrs. Von einer "Harakiri-Fahrt", erst auf der Autobahn A 3 und dann auf der B505, sprach der Vorsitzende Richter.


Schaden nach Unfall liegt bei 50.000 Euro

Laut Volker Fürbeth, Gutachter für Unfallrekonstruktion, ist N. auf der B505 mit mindestens 107 "Sachen" in den Sattelzug gerast. Erlaubt waren an dieser unübersichtlichen Bau- und Engstelle 30 km/h! N.s Auto war danach völlig kaputt, an Lkw und Leitplanke entstanden für fast 50.000 Euro Schaden.

Der Sachverhalt war in diesem Verfahren nicht das Problem, zumal der Angeklagte alles zugab. Schwieriger für die Kammer sei die Suche nach dem richtigen Strafmaß gewesen, erläuterte Schmidt in der mündlichen Urteilsbegründung.

Selten habe man es mit solchen Extremen zu tun wie in diesem Fall: auf der einen Seite ein Angeklagter, der scheinbar unbeeindruckt von allen Vorstrafen am Tag nach der letzten Haftentlassung einen Banküberfall plant und durchführt;
auf der anderen Seite Tatfolgen, die den Angeklagten sein Leben lang zeichnen und beeinträchtigen werden.

Wörtlich sagte der Vorsitzende Richter: "Auch wenn die Unfallfolgen selbst verschuldet waren, kommt man nicht umhin, ein gewisses Mitleid zu fühlen."

Seiner Krankenakte zufolge ist N. s Haut am ganzen Körper großflächig verbrannt. Er hat einen mehrmonatigen Aufenthalt in einer Spezialklinik und zwei Operationen hinter sich, die nächste steht an. Der 23-Jährige erhält drei Mal wöchentlich eine Brandnarbentherapie und muss täglich eingecremt werden, damit die Spannung der Haut erträglich ist. Zum Schlafen braucht er Schmerzmittel.

Bank hatte 60.000 Euro vorrätig

Bei dem Überfall erbeutete N. nur 800 Euro. Er hatte sich mit dem Inhalt des ersten Geldfachs zufrieden gegeben, das die Bankangestellten auf seine Aufforderung hin öffneten.
Um an mehr Geld zu kommen - zur Tatzeit sollen rund 60.000 Euro vorrätig gewesen sein - hätte er sich gedulden müssen.

Die Beute und die Waffe wurden später im ausgebrannten Fluchtfahrzeug sichergestellt.