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Frensdorfer Trachtenmarkt: Von wegen altmodisch


Autor: Evi Seeger

Frensdorf, Sonntag, 10. Mai 2015

Borten und Knöpfe, Handschuhe und Hüte waren am Muttertagssonntag in Frensdorf zu bewundern. Dabei zeigte sich, dass Trachten keineswegs altmodisch sein müssen.
So ein Kranz schmückt ungemein. Da der Stand ständig umlagert war, scheinen Blütenkränze zur Zeit groß im Trend zu sein. Foto: Evi Seeger


Die Kleider von Sandra Janine Müller sind zunächst einmal bunt. "Trachten Punk" nennt sie ihre Kreationen auch. Sie spielt mit historischen Vorbildern. Mit der traditionellen alten Tracht, der "hohen Tracht" wie man sie beispielsweise in der Fränkischen Schweiz zu den "hohen" Festtagen trug, haben ihre Kleider nicht mehr viel gemein. Birgit Jauernig, nicht nur Leiterin des Frensdorfer Bauernmuseums, sondern auch oberfränkische Trachtenberaterin, nahm den 19. Oberfränkischen Trachten- und Spezialitätenmarkt zum Anlass, um zu zeigen, wie facettenreich Trachtenkleidung sein kann.

Der Markt auf dem Gelände des Landkreis-Museums war dazu das genau richtige Forum. Die prächtigsten Stoffe wurden feilgeboten. Dazu alles, was die Tracht erst komplett macht: Borten und Knöpfe, Handschuhe, Schmuck und Hüte.

Und wer nicht selbst schneidern konnte, der konnte bei einer der anwesenden Trachtenschneiderinnen seine ganz persönliche Tracht in Auftrag geben.

Hüte und Kränze

Ein Stand war ständig von Frauen umlagert: Dort gab es ausgefallene gefilzte Hüte, aber auch Kränze. Blütenkränze aus Stoffblumen scheinen derzeit im Trend zu liegen. Zur Tracht oder zum Dirndl werden sie die Kränze tragen, antworteten, danach befragt, die jungen Frauen. Eine Mutti kaufte ein zartes Gebilde für ihre kleine Tochter, die demnächst als "Bräutla" bei einer Hochzeit mitgehen darf.
Weit weniger zart, dafür aber echt oberfränkisch war das, was vom Stand nebenan zu hören war: "Losst euch hör'n! Dunnerkeil!" Hans-Dieter Ruß, "Kemmärär Kuckuck" und Vizevorstand der Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik gab sein Flößerlied zum Besten und manch ein Besucher stimmte in den Ruf der Flößer aus dem Frankenwald ein.
Bei schönstem Sonnenschein war der Markt am Sonntagnachmittag ein Publikumsmagnet. Konnte man doch nicht nur schauen und kaufen, sondern auch ganz gemütlich einkehren. Ein verlockendes Angebot an Köstlichkeiten aus Küche und Keller präsentierte sich dem Besucher. Schmalzgebackenes aus dem Frankenwald, selbst hergestellte Butter samt Buttermilch, Nudeln - zum Zopf geflochten und fast zu schön zum essen. Die "Heusuppe mit mindestens fünfzig verschiedenen Wiesenkräutern drin" schmeckte tatsächlich nach Heu. Wer Liköre und feine Obstbrände probieren wollte, fand im Schmausen-Saal eine große Auswahl Hochprozentiges aus Röbersdorf. Aus Hirschaid wurden Marmeladen und Fruchtaufstriche, delikate Senfe und Salatsoßen aufgetischt. Frisches Obst und Gemüse gab es ebenso zu kaufen wie duftende Küchenkräuter.

Trend: Tracht

"Tracht ist wieder im Trend", erklärte Birgit Jauernig das große Interesse. Diese Kleidung sei ein persönliches Bekenntnis zur Heimat, lasse sich aber ebenso gut modern kombinieren. Seit fünf Jahren entwickelt die Trachtenberaterin zusammen mit Schneiderinnen "erneuerte Trachten" nach historischen Quellen. So gibt es die erneuerte Tracht bereits für die Regionen Bamberg, Coburg, Kulmbach, Hof und Wunsiedel. Im nächsten Jahr soll sie für den Bereich Kronach vorgestellt werden. Die regional-typischen Schnitte würden den Rahmen vorgegeben, erklärt Jauernig. Ausfüllen könne man ihn ganz nach persönlichem Geschmack.

Rund um das Markttreiben, das am Samstag Landrat Johann Kalb und Bezirkstagspräsident Günther Denzler eröffneten gab es ein buntes Programm. Alte Handarbeitstechniken wurden vorgestellt und moderne Heukränze gebunden. Zum Wirtshaussingen lud am Samstag "Rosenbergler" Stefan Ender ein. Die Fränkischen Volksmusikanten aus Bischberg spielten auf und im Biergarten gab es Folk-Musik der Frensdorfer Gruppe "Bauklötze staunen".