Freie Wähler ausgebremst
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Montag, 10. Februar 2020
Eine gezielte Aktion vermutet Stefan Kabitz nach der missglückten Nominierung der FW Zapfendorf. CSU-Anhänger hätten zahlreiche Kandidaten verhindert. Bürgermeister Dittrich sieht die Schuld bei den Nominierten selbst.
Bei den Freien Wählern in Zapfendorf herrscht derzeit getrübte Stimmung. Zwar wird man mit Stefan Kabitz, James Bodero und Franz Spindler bei der Kreistagswahl antreten. Aber in der Marktgemeinde ist für sie die Wahl bereits gelaufen.
Vor drei Wochen war man noch mit einem Bürgermeister-, 20 Listen- und zwei Ersatzkandidaten optimistisch in die öffentliche Nominierungsversammlung gegangen. Doch dann führten eine Grippewelle und andere Gründe dazu, dass nur drei der Kandidaten am Abend der Abstimmung anwesend waren. Dafür viele andere. "Es waren etwa 30 Leute, 17 haben abgestimmt. Die meisten hatten aber nichts mit den Freien Wählern zu tun", sagt Spindler. So hätten auch Verwandte des amtierenden Bürgermeisters teilgenommen. Bei Freien Listen kann grundsätzlich jeder mitstimmen, der erklärt, sich mit deren Zielen zu identifizieren.
Dann nahm das Unheil seinen Lauf. Ein Bewerber nach dem anderen wurde in geheimer Abstimmung abgelehnt, und so blieben am Ende nur noch sieben FW-Kandidaten. "Weil aber unsere besten Leute nicht dabei waren, wollten die anderen dann auch nicht mehr", erklärt Spindler. Die Freien Wähler vermuten, dass die CSU dahintersteckt. "Das war eine seit November geplante Kampagne gegen meine Person", sagt Gemeinderat Kabitz. "Die wollten mich loswerden, weil ich mich einmische und unbequeme Fragen stelle."
Von einer geplanten Unterwanderung der Versammlung will Bürgermeister Volker Dittrich (CSU) aber nichts wissen: "Es waren viele interessierte Bürger da. Dass es so ausgegangen ist, war eben des Bürgers Wille. Und wenn von 22 Nominierten nur drei anwesend sind, wer hat dann was verkehrt gemacht?" Dittrich sei wie bei allen anderen Nominierungsversammlungen dabei gewesen, habe aber selbst ebenso wenig mit abgestimmt wie Altbürgermeister Josef Martin (CSU).
"Ich bin auch nur hingegangen, weil ich den mir unbekannten Bürgermeister-Kandidaten mal sehen wollte", sagt Martin. "Das Ganze ist wirklich chaotisch abgelaufen, so etwas habe ich in 36 Jahren als Bürgermeister noch nicht erlebt."
Doch kein Bürgermeisterkandidat
So war schon ein Notar kurzfristig erkrankt, der Wahlleiter sein sollte. Dafür musste Bruno Kellner einspringen, der sich eigentlich nur als Landratskandidat der FW/ÜWG vorstellen wollte.
Die Anwesenden wollten dann auch nicht über die gesamte Liste, sondern über jeden einzelnen Kandidaten abstimmen. Martin hatte sich bereiterklärt, die Stimmen auszuzählen: "Zu meiner Überraschung gab es bei 13 Kandidaten mehr Nein- als Ja-Stimmen." Es hätten aber keine CSU-Mitglieder mit abgestimmt.