"Frau Europas" ist Hoffnung für viele

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Solwodi-Gründerin Schwester Lea Ackermann trug sich in das Goldene Buch der Stadt Bamberg ein, flankiert von Bürgermeister Christian Lange, Initiatorin Brunhilde Schierl und Weihbischof Herwig Gössl. Foto: Bärbel Meister
Solwodi-Gründerin Schwester Lea Ackermann trug sich in das Goldene Buch der Stadt Bamberg ein, flankiert von Bürgermeister Christian Lange, Initiatorin Brunhilde Schierl und Weihbischof Herwig Gössl. Foto: Bärbel Meister

Ordensschwester Lea Ackermann kämpft mit ihrer Organisation Solwodi gegen Zwangsprostitution. Jetzt trug sie sich ins Goldene Buch der Stadt Bamberg ein.

Lea Ackermann gilt als bekannteste Ordensschwester Deutschlands. Als eine mutige und angstfreie Frau, die weder vor den Oberen in der Kirche oder Politik, noch vor gewalttätigen Menschen kuscht. Die heute 79-jährige Persönlichkeit mit Doktortiteln und vielfachen Auszeichnungen kämpft seit über dreißig Jahren gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution von Frauen und Kindern. 1985 gründete sie im afrikanischen Kenia die Hilfsorganisation "Solwodi" (Solidarity with women in distress - Solidarität mit Frauen in Not), die inzwischen in mehreren Ländern - auch in Deutschland - mit Beratungsstellen und Schutzwohnungen vertreten ist.

"Ich habe damals zum lieben Gott gesagt: Ich kümmere mich um deine chancenlosen Töchter, lass mich bloß nicht hängen", erklärte Schwester Lea Ackermann jetzt in der Ehrungsstunde im Rathaus am Maxplatz, während der sie sich in das Goldene Buch der Stadt Bamberg eintrug.
"Danke für diese Ehre für das Engagement mit Frauen und Kindern in Elend und Gewaltsituationen", schrieb die Ordensfrau unter ihren Namen. Und bekundete dann energisch, dass sie mit Solwodi weiterhin für ein generelles Verbot von käuflichem Sex in Deutschland kämpfe, "auch wenn das Bordellbesitzer schädigt".

Bürgermeister Christian Lange (CSU) hatte die Trägerin des Augsburger Friedenspreises 2014 und des Ehrentitels "Frau Europas" für die Stadt Bamberg willkommen geheißen. "Wir fühlen uns sehr geehrt, dass Sie als weltweit bekannte Kämpferin für die Rechte der Frauen bei uns sind", sagte Lange. Schwester Lea Ackermann sei "eine Lichtgestalt, die für christliche Werte in Europa steht und für viele Menschen Hoffnung bedeutet".

Nicht zuletzt nach den Silvester-Vorkommnissen in Köln bekomme Lea Ackermanns Thema Menschenrechte für Frauen eine besondere Aktualität: "Wir müssen deutlich machen, dass Mädchen und Frauen gleichberechtigt sind und auch aus arabischen Ländern kommend hier den gleichen Zugang zu Bildung haben," betonte der Bürgermeister. Die katholische Schwester Ackermann ergänzte: "Es ist wichtig, dass wir uns alle als Kinder Gottes erkennen, gleich ob Christ, Muslim oder Angehöriger einer anderen Religion."

Als Vertreter des Erzbistums Bamberg war Weihbischof Herwig Gössl ins Rathaus gekommen: "Ich bewundere Schwester Lea für das, was sie tut", nämlich "Wertschätzung von Frauen und auch von Sexualität zu entwickeln", so der Weihbischof. Denn "nur was ich schätze, kann ich schützen", fügte Gössl hinzu. Es sei wichtig, dass Schwester Lea Ackermann mit ihrem Anliegen "öffentlich präsent ist".

Am Abend zuvor hatte die Solwodi-Gründerin im voll besetzten Pfarrzentrum St. Urban über "Das Geschäft mit der Ware Frau und Kind" gesprochen. Dass die Ordensfrau überhaupt in Bamberg weilte, war der Privatinitiative der Drosendorferin Brunhilde Schierl zu verdanken. Seit geraumer Zeit sammelt die 65-jährige Rentnerin Unterschriften für ein Verbot der Prostitution und besseren gesetzlichen Schutz von Frauen. Ein solches Unterschriftenpaket hat Brunhilde Schierl persönlich Schwester Lea Ackermann überreicht, die dieses wiederum an das zuständige Bundesministerium weitergegeben hat.

Die vielfach ehrenamtlich für Menschen in Not engagierte Brunhilde Schierl hat zudem die "Nikolaus-Einkraft-Stiftung" ins Leben gerufen, die zwar keine eingetragene Stiftung ist und keine Zustiftungen oder Spenden möchte, jedoch einen dotierten Preis auslobt. Diesen bekam nun Schwester Lea Ackermann von Brunhilde Schirl verliehen: "Ich bin der Überzeugung, dass die Würde des Menschen, die Würde der Frau von Anfang an begründet ist", sagte die Stifterin. Diese Würde liege in "unserer Menschlichkeit begründet". Und eben das zu verwirklichen, menschlich zu sein, "ist unsere Aufgabe, deren Erfüllung uns unsere Würde gibt". Für eine solche Erfüllung stehe Schwester Lea Ackermann, die "auf die Größe der Kleinen, nämlich der ausgegrenzten, diffamierten, herabgewürdigten Frauen, aufmerksam macht".

Brunhilde Schierl hat die Nikolaus-Einkraft-Stiftung nach ihrem Vater benannt. Er habe vorgelebt, wie man Würde im Inneren bewahren könne trotz gesellschaftlicher Diskriminierung wegen Armut. Im April wird sich die Drosendorferin auf einen 900 Kilometer langen Fußmarsch von Görlitz bis Aachen machen und dabei weiter Unterschriften gegen "die Prostitutionsmafia" sammeln, wie die Mutter von vier Töchtern erzählte. Brunhilde Schierl hat verinnerlicht. "Die Würde des Menschen ist unantastbar."