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Fragwürdige Kosten für ein Feuerwehrhaus in Bamberg


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Dienstag, 28. April 2015

In der Wunderburg will die Stadt ein neues Feuerwehrgebäude für 1,9 Millionen Euro bauen. In einem Antrag werfen die Freien Wähler die Frage auf, warum die Kosten deutlich höher als bei einem Vergleichsobjekt andernorts ausfallen.
Jetzt noch grüne WIese. 2016 soll auf einer Baulücke am Münchner Ring das neue Feuerwehrhaus der Löschgruppe Wunderburg gebaut werden. Um die Kosten von 1,9 Millionen Euro ist eine Debatte entbrannt. Die Freien Wähler weisen auf aus ihrer Sicht bestehende Ungereimtheiten bei der Kostenberechnung hin.   Fotos: Ronald Rinklef


An der Notwendigkeit besteht kein Zweifel. Seit vielen Jahren wartet man im Bamberger Stadtteil Wunderburg auf ein neues Feuerwehrhaus. Das alte in der Kapellenstraße ist sichtlich in die Jahre gekommen, seine Zuwegung über eine Hausdurchfahrt aus Sicht des Stadtbrandrats Matthias Moyano problematisch.

Doch am Preis für das Technikgebäude mit drei Garagenplätzen und einem Sozialtrakt scheiden sich die Geister. 1,88 Millionen Euro beträgt der Aufwand nach einer Kostenberechnung eines Bamberger Architekten ohne zentrale Kleiderkammer. Die Stadtverwaltung hält diese Aufstellung für einen Neubau an der Rotensteinstraße für "nachvollziehbar" und weist damit einen Antrag der Fraktion der Freien Wähler zurück, die um Aufklärung gebeten hatten.

In ihrem Schreiben vom Januar erinnerten die Stadträte Dieter Weinsheimer und Hans-Jürgen Eichfelder Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) daran, dass anfänglich eine "erheblich geringere Summe" für den Neubau genannt worden war. Als Beleg für "den schwer nachvollziehbaren Betrag" von zwei Millionen für ein Technikgebäude legten die FW-Stadträte die Kostenaufstellung für ein ähnliches Bauvorhaben in Lohmar-Breidt in Nordrhein-Westfalen bei. Dort gelang es, ein ähnlich großes Feuerwehrgebäude für 0,9 Millionen Euro hinzustellen.

Die Diskussion über den Streitpunkt Kosten fand am Dienstag im nicht öffentlichen Teil des Finanzsenats statt. OB Starke hatte den Tagesordnungspunkt 3 mit Hinweis auf das Vergaberecht kurzfristig in den nicht öffentlichen Teil verlegt.


Rathaus: Vergleichsweise Mehrkosten sind begründet

Da unserer Zeitung die schriftlichen Argumente des Immobilienmanagements vorliegen, können wir trotzdem über den Streitfall berichten. Im Wesentlichen begründet die Verwaltung die "Mehrkosten" durch den um 800 Kubikmeter größeren umbauten Raum des Gebäudes in Bamberg (plus 300 000 Euro). Weitere Mehrkosten von 170 000 Euro entstehen laut Verwaltung durch die deutlich bessere Sanitärausstattung in Bamberg, durch die Kosten von Außenanlagen und zusätzliche Möbel. Durch höhere Baunebenkosten, den in einem Jahr gestiegenen Preis und den so genannten Regionalfaktor steigt der Aufwand um zusätzliche 370 000 Euro.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gebäude in Bamberg 1,9 Millionen Euro kosten soll. Das entspräche bei 500 Quadratmetern Nutzfläche einem stolzen Quadratmeterpreis von 3 800 Euro.

Die Freien Wähler lassen sich von dem Zahlenspiel der Stadt nicht beeindrucken. Stadträtin Ursula Redler spricht gegenüber unserer Zeitung von erheblichen Zweifeln, die sich für sie gerade auch nach einem Blick von Experten auf die Kostenaufstellung in Bamberg stellen.


Doppelte Baunebenkosten?

So bemängelt Redler, dass die Kubatur gegenüber den städtischen Berechnungen nach den reinen Außenmaßen deutlich niedriger ausfällt als von der Stadt dargestellt und sich nicht mehr dramatisch vom Vergleichsobjekt in Lohmar-Breidt unterscheidet. Auch die Ausweisung der Baunebenkosten sei wegen ihrer Mehrfachaufrechnung etwa bei den Posten für Sanitärausstattung oder Möbel kritikwürdig. Die Nebenkosten seien außerdem bereits in der Gesamtschätzung enthalten.

Unterm Strich kommen die Freien Wähler gegenüber der Architektenrechnung auf ein Einsparpotenzial von einer halben Million Euro bei gleicher Ausstattung. Dennoch gab es im Finanzsenat keine Mehrheit dafür, die Kostenrechnung des Architekten noch einmal zu überprüfen.

Dieter Weinsheimer sieht seinen Antrag gleichwohl bestätigt: "Wir sehen es als unsere Aufgabe als Fraktion, die Kosten für Bauprojekte kritisch zu hinterfragen."