Fränkische Hilfe für Bildungszentrum in Tansania
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Montag, 01. Dezember 2014
Aus kleinen Anfängen entstand das Bildungszentrum, mit dem sich eine gehbehinderte Lehrerin aus Tansania einen Lebenstraum erfüllte - mit fränkischer Hilfe. Und nun profiliert sich ihr Rose-Education-Center unter den besten Schulen des Landes. Auf Spenden ist das Projekt aber noch angewiesen.
Vor fünf Jahren war das Schulzentrum am Fuße des Kilimandscharo noch der ferne Traum einer Lehrerin, die in Armut aufwuchs. So wollte Roselyne Swai Kinder aus einfachen Verhältnissen unterrichten, die ihr Leben nicht als billige Arbeitskräfte fristen sollten. Mittlerweile sitzen im Rose-Education-Center fast 120 Jungen und Mädchen - zu denen auch 30 Waisen und Halbwaisen wie Rose Swai gehören - eifrig über ihren Büchern und lernen.
Mit fränkischer Hilfe wurden etliche Gebäude fertiggestellt. Und nun rieselte vor kurzem noch die Nachricht herein, "dass das Bildungszentrum unter den Schulen des Landes zu den besten zehn Prozent dank der letzten Prüfungen der Abschlussklassen zählt", wie Thomas Kovacic als Vorsitzender des Voitmannsdorfer Vereins Anam Cara Network berichtet, der die Kontinente übergreifende Hilfsbrücke 2009 initiierte.
An Polio erkrankt und teilweise gelähmt
In Voitmannsdorf als kleinem Ort der Fränkischen Schweiz laufen alle Fäden zusammen. Von hieraus koordinieren Mitglieder von Anam Cara alle Hilfen, die beispielsweise auch über Aktionen des Bamberger Franz-Ludwig-Gymnasiums oder des Königsfelder Kindergartens St.Jacobus zusammenkamen. Etliche fränkische Jungen und Mädchen verfolgen auf diese Weise jeden Erfolg des Bildungsprojekts, das Rose Swai als gehbehinderte Frau aus kleinen Anfängen aufbaute: Eine Tansanierin, die als Kind an Polio erkrankte, ausgestoßen wurde und sich das Gehen trotz der Lähmung beider Beine ohne fremde Hilfe wieder beibrachte.
Was hat Rose Swai mit ihren Schützlingen und dem achtköpfigen Lehrerkollegium seit 2009 alles geschafft: "Sämtliche Klassenräume für die Primaryschool sind fertig, haben endlich auch Fenster, Türen und sogar Schulmöbel", schwärmt Thomas Kovacic, der gerade von einem vierwöchigen Besuch zurückkehrte. Über ein Viertel der benötigten Schulbücher verfügt die Einrichtung mittlerweile, "nachdem Kinder aus der Bamberger Region eigens für diesen Zweck Spenden sammelten". Ans Stromnetz ist das Bildungszentrum angeschlossen und bekam mit fränkischer Hilfe einen eigenen Brunnen. Woraufhin Kinder und Erwachsene die gesamte Anlage mit Blumen, Sträuchern und Bäumen bepflanzen. "Alle Räume wurden inzwischen farbenfroh gestrichen, liebevoll dekoriert - "und ist wieder etwas Geld da, wird weitergebaut", so Friederike Klein als Mitinitiatorin von Anam Cara Network. "Selbst ihre eigenen Ziegel haben die Schüler produziert. Es ist unglaublich."
Schlimme Folgen
Noch immer aber ist die Mauer ums Schulgelände nur zur Hälfte fertiggebaut, weshalb die Rinder- und Ziegenherden der nahe lebenden Massai den Garten kahlfressen. "Da es sich Rose nicht leisten kann, auf dem Markt frisches Obst und Gemüse zu kaufen, gibt es derzeit also täglich Maisbrei mit Bohnen", berichtet Friederike Klein. Was bei den Kindern schon zu Mangelerscheinungen führte."Auch wurde die Secondary School (achte bis zwölfte Klasse) von staatlicher Seite wieder geschlossen, nachdem Rose die geforderten Rücklagen in Höhe von rund 35.000 Euro nicht nachweisen konnte." 40 Kinder mussten demnach die Schule wechseln, was enorme Verluste an Schulgeld bedeutete.
Einen Schulbus finanzieren
Dabei genießt das Bildungszentrum, das nun auch offiziell gewürdigt wurde, einen exzellenten Ruf. "Zumal das Niveau staatlicher Schulen erheblich zu wünschen übrig lässt." Vorrangig ist für Rose Swai somit die Anschaffung eines Schulbusses, damit wohlhabende Eltern aus der Umgebung ihre Kinder in die Einrichtung schicken und die finanzielle Situation auf Dauer verbessern können. Endlich würden dann auch weitere dringend benötigte Räume fertiggestellt und die sanitären Anlagen erweitert - "gerade die Mädchen leiden unter den derzeitigen Bedingungen". Dringender Handlungsbedarf besteht zudem in den Schlafsälen: "Weiterhin drängen sich die meisten Schüler zu dritt in einem Bett." Den Räumen der rund 40 Kindergartenkinder fehlt sogar jede Ausstattung.
Ja, manches ist noch zu leisten. Aber bei aller Sorge um die Zukunft lässt gerade das neugewonnene Glück vieler Kinder, denen Rose Swai ein Zuhause gab, hoffen: Nehmen wir die kleine Irene, die die Schulleiterin auf der Straße auflas, nachdem das Mädchen seine Mutter verloren hatte und völlig traumatisiert war. Heute ist die fünfjährige Waise ein Frechdachs, der gleich mit den fränkischen Besuchern herumtollte. Lachen kann selbst das kleine Mädchen wieder, das ab dem 18. Lebensmonat von seinem Stiefvater über ganze fünf Jahre hinweg missbraucht wurde. "Seelische Narben werden natürlich bleiben. Aber dank Rose hat das Kind eine Zukunft."
Für alle, die spenden wollen
Wer spenden möchte, kann das unter dem Stichwort "Rose-Education-Center" beim Verein Anam Cara Network e.V., Sparkasse Bamberg unter der IBAN DE40770500000300852902 .