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Flussbaden wird in Bamberg immer beliebter


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Freitag, 03. Juli 2015

Schwimmen im linken Regnitzarm wird immer beliebter. Um das fast überall in Bamberg bestehende Badeverbot scheren sich dabei die Wenigsten. Welche Risiken bestehen? Und könnte die Stadt nicht mehr Flussbadestellen ausweisen?
Immer mehr Menschen in Bamberg ziehen den Sprung in natürliche Fließgewässer der Abkühlung im Freibad vor. Dieser Trend birgt aber auch Risiken.  Foto: Ronald Rinklef


Es sind fast schon mediterrane Gefühle, die sich in der ersten Juli-Woche in Bamberg einstellen. Wer an den sonnendurchfluteteten Nachmittagen vom Mühlwörth zur Buger Spitze läuft, erlebt eine Art wildes Badeparadies, das längst über das offizielle Hainbad hinausgewachsen ist und in Franken seinesgleichen sucht. Der träge dahinströmende Fluss mit immer noch angenehm frischen Temperaturen zieht vor allem junge Menschen in seinen Bann.

Liegt Flussbaden im Trend? Was für Gründe gibt es für die Zunahme? Am besten wissen das die Betreiber der Hainbadestelle, die Stadtwerke. Das "Licht-, Luft und Sonnenbad" mit einer mittlerweile 80-jährigen Geschichte erlebte in den letzten Jahren einen Aufschwung, der die Entwicklung der anderen Bäder in Bamberg beinahe in den Schatten stellt.

Hainbad war 2009 bedroht
Bis zu 2000 Menschen kommen an einem Tag und bevölkern die hölzerne Terrasse und die davor liegende Liegewiese unter den Bäumen. Sprecher Jan Giersberg erklärt den Trend mit der einmaligen Atmosphäre der Badestelle, aber auch seiner Stadt- und nicht zuletzt Uni-Nähe. Dies alles beschere dem Bad einen anhaltenden Zulauf. Kaum zu glauben, dass 2009 eine Debatte im Stadtrat geführt wurde, in der es eine Zeit lang so aussah, als könne das Baden im Hainbad untersagt werden.

Sechs Jahre später ist das glücklicherweise Geschichte - und es gibt mittlerweile sogar natürliche Konkurrenz für das Hainbad, wenn auch nur inoffizielle. Etwa 100 Meter flussabwärts hat sich in den vergangenen Jahren auf einem schmalen Uferstreifen eine zweite Badeszene etabliert, die eine dort vorhandene Treppe zum Einstieg in den Fluss nutzt. Bis spät in die Abendstunden wird hier an heißen Tagen unter idyllischem Blattwerk den Badefreuden gefrönt - erlaubtermaßen muss hinzugefügt werden.

Denn das ist die andere, weniger charmante Seite des "Flussparadieses im Welterbe. Im kühlen Nass zu paddeln, ist zumindest für Menschen in allen Bamberger Gewässern verboten - mit Ausnahme einer 240 Meter langen Flussstrecke vom Hainbad beginnend nach Norden. Wer sich nicht dran hält, riskiert ein Bußgeld.

Nachzulesen ist das in einer aus den 70er Jahren stammenden Verordnung, in der inklusive Hollergraben und Hainweiher sämtliche Punkte aufgelistet sind, wo es in dieser Stadt zum verbotenen Ganzkörperkontakt mit dem flüssigen Element kommen könnte. Freilich berücksichtigt das von OB Andreas Starke (SPD) 2014 für 20 Ja<hre bekräftigte Badeverbot nicht, wie ungleich die Risiken zwischen dem Norden und Süden dieser Stadt verteilt sind. Dass das Baden, geschweige denn Brückenspringen, überall dort, wo Schiffe unterwegs, Kraftwerksanlagen in der Nähe sind und Untiefen lauern, sehr gefährlich ist, wird niemand bezweifeln. Dort ist es bereits zu schweren Unfällen gekommen.

Auch aktuell gab es Ärger. So meldet die Polizeiinspektion Bamberg, dass am Donnerstag einige Schwimmer auf Höhe der Konzerthalle den Schiffsverkehr behindert haben. Weil die Fahrgastschiffe in der Regnitz in diesem besonders schmalen Flussabschnitt in ihrer Manövrierfähigkeit stark eingeschränkt sind, kann ein leichtsinniger Badeausflug üble Folgen haben.

Bliebe noch der Süden der Stadt: Schiffe verkehren auf dem linken Regnitzarm zwischen Hainbad und Buger Spitze samt vorgelagerten Gewässern bekanntlich keine, wenn man von Ruder- und Tretbooten absieht. Kein Wunder, dass die dort vorhandenen Ufer an Beliebtheit in den letzten Jahren stark gewonnen haben - trotz der zur Ufersicherung eingebauten Bruchsteine. Beliebt ist dieses inoffizielle Baderevier wegen seines großen Platzangebotes und weil sich das Wasser im Rückstau des 300 Meter entfernten Jahnwehrs schnell erwärmt. Auch die Strömung ist hier kaum zu spüren.

Trotz des sommerlichen Treibens sieht man im Bamberger Ordnungsamt eine mögliche Lockerung des Badeverbots im Süden der Stadt aber mit Skepsis. Die Debatte um die Verkehrssicherung im Hainbad hat Spuren hinterlassen. "Wo immer wir das Baden erlauben, sind Sicherungsmaßnahmen für uns unerlässlich", sagt Christine Feldbauer vom Ordnungsamt. "Was passiert, wenn das Jahnwehr hochgefahren wird?", fragt Steffen Schützwohl von der Pressestelle der Stadt.

Solche Bedenken lassen im Sommer 2015 die meisten Anhänger des Flußbadens kalt. Sie genießen die "Lebensadern der Stadt" - gewissermaßen in vollen Arm-Zügen.
 


Kommentar von Michael Wehner: Im "Flussparadies Franken" ist noch viel zu tun

Der Zauber, den Flüsse unserer Landschaft schenken, wann könnte man ihn besser erleben als in sonnendurchglühten Julitagen in Bamberg?

Diese Stadt hat sich in Teilen eine Natürlichkeit bewahrt, die uns fast unwirklich erscheint, weil wir uns daran gewöhnt haben, dass Flüsse in Röhren aus Beton gepresst jedweden Charmes beraubt sind.

Selbst wenn man sich auch in Bamberg noch mehr Zugänglichkeit zum Wasser wünscht, so kann vom Hollergraben bis zum Erbabach das Gewässernetz doch als Vorbild gelten - gerade für das Main- und Regnitztal.

Von Autobahnschildern hochtrabend als Flussparadies vermarktet, findet sich der Bade- und Naturfreund ausgerechnet an der Vereinigung der beiden Flüsse in einer Art Niemandsland wieder.

Der riesigen Wasserfläche zum Trotz gibt es zwischen Trunstadt, Hirschaid und Baunach nur zwei offizielle Badessen, und auch die sind kompromissbehaftet. Eine beschämende Bilanz, vergleicht man sie mit der Situation im Süden des Freistaats, wo sich die Isar zwischen München und Bad Tölz an heißen Tagen in einen 40 Kilometer langen Badestrand verwandelt.

Im so genannten Flussparadies Franken wünscht man sich ein ähnliches Bekenntnis, wie es Markus Söder für Nürnberg ablegt. Dort verwandelt der Freistaat den Wöhrder See für 16 Millionen zur "Wasserwelt". Und hier?
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