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Flüchtlinge: Angekommen in Trunstadt


Autor: Sebastian Martin

Trunstadt, Mittwoch, 10. Dezember 2014

In Trunstadt wohnen derzeit 14 Flüchtlinge in einem Mehrfamilienhaus. Die Unterkunft wurde Ende November in Betrieb genommen. Nach ersten Erfahrungen läuft es gut, allerdings warnt die Awo davor, die Unterkunft zu überfüllen.
Oleg ist mit seiner Familie aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet. Mit der Unterkunft in Trunstadt ist der 30-Jährige zufrieden. Doch würden er und die anderen Bewohner gerne Deutsch lernen. Eine Lösung ist nun geplant.  Foto: Barbara Herbst


Oleg ist froh, in Trunstadt zu sein. Er und seine Frau sind im September vor den Unruhen in der Ukraine nach Deutschland geflohen. Es sei nicht einfach gewesen, als sie im Erstlager in München mit 80 anderen Menschen in einer Halle auf ihren Taschen schlafen mussten. Vor allem, weil Olegs Sohn erst ein Jahr alt ist. Doch nun springt der Kleine durch den Flur der Wohnung im ersten Stock des Mehrfamilienhauses, wo Oleg mit seiner Familie untergekommen ist. Oleg, 30, ist ein freundlicher Mann. Sein Englisch ist gut.

Neben der jungen Familie wohnt bisher noch ein weiteres Ehepaar aus Armenien in der Wohnung. Das Zusammenleben klappt. Doch ist die Wohnung noch für weitere Personen ausgestattet. In jedem Zimmer stehen mehrere Betten. Wenn die Unterkunft voller wird, wird es eng. Nach den Plänen des Landratsamtes könnten hier maximal 35 Flüchtlinge leben.



Zu wenig Badezimmer

Der Kreisverband der Bamberger Arbeiterwohlfahrt (Awo), der die Betreuung der Asylbewerber übernommen hat, hat sich bei einer Ortsbesichtigung am Mittwoch auf eine andere Zahl festgelegt: "Nach dem Eindruck jetzt sollten wir die Zahl auf etwa 25 beschränken", sagt Awo-Geschäftsführer Werner Dippold. Ähnlich sieht das auch Regina Wohlpart (BG), Bürgermeisterin von Viereth-Trunstadt. Die Zimmer seien doch sehr beengt, vor allem die sanitäre Situation sei nicht zufriedenstellend. Ein Bad, eine Toilette für über zehn Personen pro Stockwerk. Das gehe kaum. Es wird deutlich: Es müssen Gespräche geführt werden, unter anderem mit dem Besitzer des Gebäudes. Weniger Betten bedeuten für ihn weniger Geld. Die Interessen sind verschieden. Kompromisse müssen gefunden werden.

Im gesamten Landkreis sind momentan 370 Flüchtlinge untergebracht. Sieben Unterkünfte und ein Wohnhaus für jugendliche Flüchtlinge in Hirschaid werden derzeit vom Landratsamt betrieben. Die Unterkunft in Trunstadt ist eine der jüngeren. Hier wohnen momentan 14 Asylbewerber. Neben Olegs Familie und dem armenischen Ehepaar sind noch acht Syrer untergekommen.

50 Plätze sind im Kreis noch frei

Die Nutzung des Hauses, das mitten in einem Wohngebiet steht, war eigentlich erst für später geplant. Doch werden jede Woche zwischen 15 und 20 neue Flüchtlinge im Landkreis erwartet. Auch wenn eine ständige Fluktuation besteht und manche wieder gehen, werden mehr Kapazitäten benötigt. Momentan sind noch 50 Plätze frei. Das reicht bis Weihnachten, heißt es vom Landratsamt. Im Januar soll dann eine weitere Unterkunft mit 80 Plätzen hinzukommen.

Wenn neue Unterkünfte entstehen, sind am Anfang auch ein paar Ängste vorhanden. Kreisrätin Barbara Müllich (Grüne/AL) wohnt direkt neben dem Haus in Trunstadt, sie glaubt, dass sich diese Ängste nehmen lassen: "Das legt sich mit der Zeit." Nach dem Eindruck von Hannelore Müller, die als Hausmeisterin in der Unterkunft nach dem Rechten schaut, läuft es schon jetzt gut: "Die Nachbarn sind sehr nett", sagt sie. Und die Asylbewerber "sind im Endeffekt klasse Leute".

Berührungsängste abbauen

Was noch gegen Berührungsängste helfen könnte: Oleg und die anderen Flüchtlinge würden gerne Deutsch lernen. Sie würden am liebsten gleich anfangen. Das sei aber oft das Hautproblem im Landkreis, sagt Lilo Schön von der Initiative "Freund statt fremd", die die Awo bei der Betreuungsarbeit der Flüchtlinge unterstützt: Noch fehlt es an Freiwilligen, die zusätzlich helfen könnten.

Landrat Johann Kalb (CSU) sieht auch hier den Vorteil kleiner Einrichtungen: "Man braucht zwar auch die Gemeinschaftsunterkünfte, aber die Umstellung auf Dezentralität, die wir getätigt haben, hat sich rentiert." In jeder Gemeinde gebe es schließlich Menschen, die sich engagieren wollen. Darüber hinaus sieht Kalb eine bessere Integrationschance für Flüchtlinge, wenn sie Anschluss in Vereinen vor Ort finden. Für die Awo ist das nur der erste Schritt: Menschen bei Menschen unterzubringen, wäre der nächste. Doch das ist bisher nicht erlaubt.

Sich zu Hause zu fühlen, ist aber wichtig: Oleg freut sich mit seiner kleinen Familie umso mehr, Weihnachten mit seiner Schwester zu verbringen. Die dürfen sie über die Feiertage für eine Woche in Köln besuchen.



Infoveranstaltung und Asylbewerber-Spendenaktion

Info Am Donnerstag, 11. Dezember, wollen das Landratsamt, die Gemeinde und die Awo ab 18.30 Uhr in der Gaststätte Schlossbräu in Trunstadt über die Unterkunft informieren.

Aktion Der Landkreis Bamberg hat einen Spendenaktion für Asylbewerber gestartet. Das Geld soll für Dolmetscherkosten und Arztbesuche verwendet werden.
Wer spenden möchte: Verwendungszweck "Spende Asylbewerber", Kontoinhaber: Landkreis Bamberg, Konto: 71001 (Sparkasse Bamberg), IBAN: DE58770500000000071001
BIC: BYLADEM1SKB