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Floristen verschenken Blumen auf der Unteren Brücke


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Montag, 14. April 2014

Montagnachmittag warteten 2000 Becher mit Blumen darauf, an Passanten verschenkt zu werden. Mit der Aktion machten Floristen an einem Tag der Ausbildung auf ihren Handwerks-Beruf aufmerksam - und manchem eine kleine Freude.
Wer Montagnachmittag auf der Unteren Brücke vorbei schlenderte, bekam besonders schöne Postkarten-Motive vor die Linse. Fotos: Matthias Hoch


Marina Großmann hatte die Ellenbogenmentalität satt, wie sie sagt. Deswegen ist die 26-Jährige heute keine Schauspielerin mehr, sondern Floristin - beziehungsweise, in der Ausbildung dazu.

Die Coburgerin ist im ersten Lehrjahr ihrer zweiten Ausbildung. "Zuerst hatte ich in München Schauspielerin gelernt. Aber der ganze Egoismus in der Branche war mir zu viel. Das hat mich dazu veranlasst, etwas mit Blumen zu machen", sagt sie. Denn: "Wenn Menschen in einen Blumenladen kommen, haben sie immer etwas Schönes im Sinn."

Sei es ein Strauß für eine Hochzeit, oder ein Gesteck bei einem Trauerfall - "auch der Gedanke, Trost spenden zu wollen, ist ja ein schöner", sagt Marina. Der Anlass, der sie Montagnachmittag auf die Untere Brücke in Bamberg geführt hat, war denn einer in eigener Sache: Hier haben sich Floristen getroffen, um auf ihr Handwerk aufmerksam zu machen und den Beruf als Ausbildungsoption ins Gespräch zu bringen.

Die Idee: 2000 Becher mit Pflanzen und Schnittblumen an Passanten verschenken. Die Aktion war eine von fünf in ganz Deutschland. "Bamberg ist der Austragungsort in Bayern", erklärt Mit-Initiator Johann Obendrauf. Neben ihm steht Floristmeisterin Katharina Schumm aus Bamberg und blickt in Richtung der Becher, die auf dem breiten Geländer der Brücke aufgereiht sind.


Dem Wetter stand gehalten

Tapfer haben die Floristen im heftigen Wind die Blümchen immer wieder aufgestellt. Doch einige mussten beim Aprilwetter mit Regen und teilweise Hagel Blüten lassen. "Sie sind eigentlich für den Esszimmertisch gedacht", sagt Katharina Schumm. Sie ist eine von 14 Floral-Designern aus Deutschland und den Nachbarländern, die sich unter dem Dach eines großen Blumenvermittlungs-Unternehmens zusammengefunden haben und sich deswegen "Fleurops Junge Wilde" nennen.

Die jungen Leute haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit für das floristische Handwerk zu begeistern. Dabei wollen sie auch aktiv um den Nachwuchs werben und haben extra dafür den 14. April zum "Tag der Ausbildung" auserkoren.

Bei der Aktion arbeiten Florsiten mit Gärtnereien, dem "Bezirksverband Oberfranken des Fachverbands deutscher Floristen" und Sponsoren zusammen. Die Botschaft: "Die Welt braucht Blumen", wie Katharina Schumm sagt. Und Kollege Johann Obendrauf ergänzt: "Wichtig ist, dass im Hintergrund die Ausbildung steht. Sie ist das Rüstzeug."

Das sei entscheidend, um sich etwa gegen die Blumen-Konkurrenz durch Supermärkte behaupten zu können, findet Auszubildende Marina Großmann. "Wir müssen uns auszeichnen, durch Service, unsere Dienstleistungen und die Beratung. Die gibt es im Supermarkt nicht. Dort kann man sich keinen individuellen Strauß binden lassen."

Sie schätzt vor allem die Abwechslung im Beruf als Floristin. "Es ist unglaublich, wie viele Ereignisse das Jahr bietet." Vor kurzem Valentinstag, bald komme Ostern, dann Muttertag und ab Mai dann die ganzen Hochzeiten bis September.

"Dabei lerne ich immer etwas Neues kennen. Alle paar Wochen habe ich mit Blumen zu tun, die ich zum allerersten Mal in der Hand halte", sagt Auszubildende Martina. Ebenfalls Blumen in der Hand - beziehungsweise im Becher - hielten gestern dann etliche Passanten, die auf der Unteren Brücke an der Aktion vorbei kamen. Mancher wünschte sich die Blumenpracht nicht nur für zuhause: "So schön war die Brücke noch nie", rief eine Bambergerin beim Vorbeischlendern durch das Blumenspalier.