Freibad-Förderung klammer Kommunen: Finanziell Oberwasser behalten
Autor: Sebastian Schanz
Zapfendorf, Montag, 24. Juni 2019
Weil mancher Kommune wegen der Kosten für ihr Freibad das Wasser bis zum Hals steht, hat der Freistaat ein großes Förderprogramm für Sanierungen auf den Weg gebracht. Doch oft sind die laufenden Kosten das größere Problem.
Wenn die Sahara-Hitze brutzelt, ist Coolness gefragt. Und die hat Ambros Usselmann (86 Jahre alt) ohne Frage, wenn er im Wellnessbecken seines Zapfendorfer Freibades entspannt und sich die Wellen und Bikinis in seiner grün-blauen Sonnenbrille spiegeln. "Bewegen, immer bewegen", sei das Geheimnis, um in diesem Alter noch so fit zu bleiben. Und wo? "Am besten im Wasser."
Wasser - ein Element, das alle Generationen begeistern kann: Auf der anderen Seite des Beckens planscht Mara Dütsch aus Kemmern (eineinhalb Jahre alt) auf dem Arm ihrer Mama. Kurz klettert die kleine Badenixe nach draußen, erzittert vor einem leichten Windzug und lässt sich dann lieber wieder ins immer warme Wasser gleiten.
Das Wellnessbecken in Zapfendorf ist immer 30 Grad warm, egal wie heiß oder kalt es draußen ist. Das liegt am Energieüberschuss der örtlichen Industrie, mit dem das Becken erhitzt wird.
"Ich war vor zwei Jahren am Ostermontag hier drin, da hat es draußen sogar noch geschneit", erzählt Matthias Vogel, täglicher Stammgast, der gerne die Werbetrommel für sein Freibad rührt. "Rutsche, Dampfbad, Sauna, Wassergymnastik, Zumba, da bekommt man für wenig Geld wirklich was geboten."
Fixkosten zehren an den Kräften
Draußen im Schatten blickt Zweiter Bürgermeister Andreas Schonath (WOB) über das Gelände. "Von den Liegewiesen, von den Schattenplätzen, von den Becken und von der Anlage her, haben wir sicher eines der besten Freibäder, aber es ist für uns vom Unterhalt fast nicht mehr tragbar", sagt er. "Das Defizit für die laufenden Kosten liegt jedes Jahr bei fast 400 000 Euro", bestätigt Bürgermeister Volker Dittrich (CSU). Immer strengere und umfangreichere rechtliche Personalanforderungen und die Wartung der technischen Anlagen: Die Kosten werden von Jahr zu Jahr mehr. "Hier wäre mal der Freistaat gefragt, um die Kommunen bei dem Thema zu unterstützen", fordert Bürgermeister Dittrich schon seit Jahren einen finanziellen Rettungsring vom Freistaat.
Und wirklich: Die bayerische Staatsregierung hat die SOS-Rufe gehört und will ein großes Förderprogramm für die Freibäder auf den Weg bringen. 120 Millionen Euro sollen in den kommenden sechs Jahren zur Verfügung stehen - für die Sanierung der 860 Hallen- und Freibäder, die es in Bayern gibt.
Das ist Wasser auf die Mühlen der kommunalen Kämmerer, denn der Sanierungsbedarf ist enorm: Das Bauministerium rechnet allein für Freibäder mit nötigen Investitionskosten von rund 480 Millionen Euro. Das angelegte Förderprogramm sieht daher vor, dass der Freistaat bis zu 55 Prozent der Sanierungskosten von Schwimmbecken, Umkleiden und Technikbereichen bezahle - je nach Finanzlage der jeweiligen Kommune. Sprung- und Wellenbecken, Sauna und Gastronomie sollen bei den Finanzspritzen des Freistaates außen vor bleiben - gefördert werden sollen aber zum Beispiel Baumaßnahmen, die es ermöglichen, Unterhaltskosten zu reduzieren. Noch ist das Programm Thema bei der Abstimmung mit den kommunalen Spitzenverbänden.