Finales Austraßenfest: Das Aus nach 24 Jahren
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Donnerstag, 01. August 2013
Wieder wird Bambergs Eventkalender um eine Tradition ärmer. Erst starb das Judenstraßenfest, nun wirft der letzte Organisator des Austraßenfestes das Handtuch. Zum letzten Mal zelebriert wird das Event am Freitagabend im kleinen Rahmen. Beileidsbekundungen via Facebook sind willkommen.
"Shine on you crazy diamond", singen Mr. Sister. Trotzdem werden am Freitag viele Austraßenfest-Fans den Blues kriegen. Von 19.30 Uhr bis Mitternacht geht's schließlich ums Abschiednehmen: Der letzte Organisator lädt zur "Trauerfeier", mit der Bamberger nach dem Judenstraßenfest nun eine weitere Traditionsveranstaltung zu Grabe tragen. Betroffene Zeitgenossen können ihr Beileid via Twitter und Facebook bekunden, wie es in der offiziellen Traueranzeige heißt.
Rest in peace
"Rest in peace" nach fast einem Vierteljahrhundert? Der Schlussstrich vor dem 25-jährigen Jubiläum im kommenden Jahr? "2007 war ich einer von mehr als zwölf Organisatoren, mittlerweile stemme ich das Fest im Alleingang", berichtet Walter Fischer als Betreiber der Café Bar New York.
Auf Facebook zu finden
Als Bandmitglied von Mr. Sister postete Matz Reichardt die Traueranzeige, die unter unter www.facebook.com/Austrassenfest zu finden ist. "Vom Mitfeiern kenne ich das Austraßenfest seit den 90er Jahren", berichtet der Wahlbamberger, der hier am Freitag zum vierten Mal mit seiner Band auftritt. "Ich mochte die lockere Atmosphäre, in der sich Leute verschiedensten Alters treffen. Und ich mochte es, dass hinter dem Fest kein kommerzielles Interesse eines großen Veranstalters steht." Das Absurde nach monatelangen Diskussionen um lärmgeplagte Anwohner sei, dass nun ausgerechnet kleine Bürgerfeste - aus einer gänzlich anderen Problematik heraus - auf der Strecke bleiben. "Es lohnt sich für Organisatoren einfach nicht mehr, den Aufwand zu betreiben, wenn viele Jüngere doch erst nach 23 Uhr aus dem Haus gehen." Auf einen Trauermarsch verzichten Mr. Sister dennoch, wenn sie das Austraßenfest gegen Mitternacht zum voraussichtlich letzten Mal ausklingen lassen. "In einer katholischen Stadt wie Bamberg glaubt man schließlich an die Auferstehung. Vielleicht findet sich jemand, der übers Wasser läuft - also das Austraßenfest tatsächlich rettet." In diesem Sinne also "Shine on you crazy diamond". Tja, und "Still got the Blues", nachdem die Formation mit Gary Moore zum Ausdruck bringen möchte, "dass die Diskussion um eine für alle lebenswerte, spannende Innenstadt noch lange nicht vom Tisch ist".
Für Reinhold Grill ist eine Wiederauferstehung keine abwegige Vorstellung. "Totgesagte leben länger", meint der "Orlando"-Wirt. Gut erinnert sich der Gastronom, der das Fest ein Jahrzehnt lang mitorganisierte, noch an die Anfänge: "Von Rudi Sopper kam die Idee." Eine Idee, die viele Mitstreiter fand, nun aber offenbar an Interessenskonflikten zu Grunde geht. "Irgendwann zerfiel die Veranstaltung. Da spielten dann zwei Bands an zwei verschiedenen Orten parallel." In dieser Phase zog sich Grill zurück, um "andere mal machen zu lassen - nach ihren Vorstellungen".
Zu den Gastronomen, die die Veranstaltung lange mittrugen, gehört auch Harald Kurz-Brauner. "Das große Austraßenfest starb im Grunde schon vor vier Jahren", sagt der Mitbetreiber des Hofcafés. Danach beschränkte sich die einst auch mehrtägige Veranstaltung auf einen Teilbereich - zur Langen Straße hin. "Inzwischen trauere ich den früheren Austraßenfesten tatsächlich nach", so der Gastronom, der einen Wiederbelebungsversuch allerdings für "unrealistisch" hält: "Zu unterschiedlich sind die Vorstellungen aller Beteiligten." Hinzu kämen steigende Kosten - von der Werbung über Künstlergagen bis hin zu anfallenden Gebühren, während "Zuschüsse im Gegenzug entfielen".