Festivalbesucher, Weltenbummler, Winzer: Wer sind die Bamberger Camper? (mit Bildern)
Autor: Natalie Schalk
Bamberg, Freitag, 07. Juli 2017
Vom Minigaskocher bis zur rollenden Küche: Camping ist vielfältig. Manches verbindet dabei die unterschiedlichsten Typen. Begegnungen in Bamberg-Bug.
Zwei Hamburger genießen in Franken die große Freiheit: Timo Schlesinger und Lara Kröger verbringen vier Nächte in ihrem neongrünen Zwei-Mann-Zelt auf der Campinginsel Bamberg-Bug. Am Nachmittag lümmeln die 23-Jährigen im Schatten großer Eichen auf einer Decke am Regnitzufer und lassen den Tag auf sich zukommen. Als Entertainment-Center im Freiluft-Wohnzimmer reichen ein Lautsprecher für's Handy und ein Kreuzworträtselheft. Vielleicht gehen sie abends noch in die Stadt. Oder trinken hier am Flußufer was: Fränkischen Wein finden die Norddeutschen gut. Rot oder weiß? "Beides!"
Erholung in Bamberg vorm anstrengenden Festival nahe Forchheim
Natur, Freiheit und Ruhe: Das ist campen. Am Wochenende wird das Zelt beim "Shamrock Castle - Celtic & New Folk Festival" in Eggolsheim (Kreis Forchheim) aufgeschlagen. "Festivals sind anstrengend", sagt Lara Kröger, "deshalb kombinieren wir es diesmal mit dem Ausflug nach Bamberg." Hinterm Zelt haben sie die Küche aufgebaut. "Wir haben aufgerüstet", erklärt Timo Schlesinger. Ein Tisch, zwei Stühle - im Vergleich zur durchschnittlichen Festivalausstattung ziemlicher Luxus. Auf dem kleinen blauen Gasbrenner kochen sie Kaffeewasser, dazu gibt's Marmeladenbrot. Das geht auch ohne Kühlschrank. Essen zu gehen ist außerdem noch im Budget: Inklusive Autostellplatz zahlen sie für vier Nächte in Bamberg etwa 90 Euro.
Urlaub nach dem Lustprinzip
Wohnwagenplätze sind nicht viel teurer. Aber deshalb campen Ute und Thorsten Schütte nicht. Auch sie schätzen das Ungezwungene, die Freiheit - ihr Wohnwagen ist dabei vom Anti-Schleuder-System ATC bis hin zur Kücheneinrichtung bestens ausgestattet. Hat das Paar aus dem schleswig-holsteinischen Delingsdorf keine Lust, einzukaufen, landet kurzerhand Fleisch aus dem Gefrierfach auf dem Gasgrill. "Und wenn wir unterwegs keine Lust haben, weiterzufahren, schauen wir einfach online, wo ein Campingplatz ist", sagt Thorsten Schütte.
Eine Camper-Ehe in Zahlen
Bamberg haben sie auf der Rückreise ihres Südtirolurlaubs gezielt angesteuert. Der 54-Jährige und seine 51-jährige Frau haben es sich in Liegestühlen vorm Wohnwagen gemütlich gemacht. "Wir waren vor zwei Jahren schon hier", sagt Ute Schütte. "Der Platz ist ausgesprochen gut." Es gibt wechselnde Kunstausstellungen auf dem Gelände, geräumige, moderne Sanitätranlagen - und die Nähe zum Weltkulturerbe. "Wir sind viel unterwegs, machen auch mit dem Schiff oder mit dem Flieger Urlaub", sagt sie. "Aber wir hatten schon immer einen Wohnwagen", ergänzt er. Ute Schütte rechnet 30 Jahre gemeinsames Camperleben nach: "Den Knaus Tabbert, dann den Fendt, wieder einen Tabbert, ... insgesamt sieben. In den Tango konnte man zwei Motorräder stellen", sie lächelt: "Das haben wir oft genutzt." Heute nehmen sie E-Bikes. "Prioritäten ändern sich. Komfort wird wichtiger." Sie reise gern mit ihrem eigenen Zuhause. "Mein Bett, mein Sofa, mein Geschirr - das mag ich. Und dass man sich fürs Essen nicht erst fertig machen muss wie im Hotel."
Freier Himmel und himmlische Freiheit
Tisch und Stuhl aufklappen und essen, wann und wie es einem beliebt: Ihre Brotzeit unter freiem Himmel genießen auch Christl (63) und Karl Freibert (65) aus Untereisenheim (Kreis Würzburg). Sie haben spontan beschlossen, mit dem VW Bulli nach Bamberg zu fahren. Dank Fahrradträger am Heck haben sie sogar ihre Räder dabei. Der Oldtimer ist bei Campern immer noch beliebt. Im Dach lässt sich eine Schlafkabine hochklappen. "Wenn die Enkel dabei sind, wollen die immer rauf. Aber wir schlafen unten", sagt Christl Freibert. Seit etwa zehn Jahren haben sie den Bus. "Der Bulli ist 33 Jahre alt. Ein Erbstück unseres Sohnes. Den hatte er, wie er früher auf die Festle gefahren ist." Weinfeste, aber auch Festivals, wie sie das junge Pärchen aus Hamburg liebt. "Als wir jung waren, haben wir auch gezeltet", erzählt Christel Freibert. Aber ein bisschen mehr Komfort brauchen sie heute doch. Wenn sie länger verreisen, nehmen sie ihren Wohnwagen - auch diese beiden sind seit über 30 Jahren Camper. Was für sie dabei den Reiz ausmacht? "Freiheit." Der unterfränkische Winzer genehmigt sich einen Schluck vom oberfränkischen Bier: "Nicht lang buchen, nicht lange suchen, einfach frei sein."