Federleichte Jagd nach der Liebe
Autor: Dieter Grams
Bamberg, Montag, 20. Februar 2017
Mit Jörg Isermeyers "Schnickschnack & Schnuck auf der Jagd nach der Liebe" feierte Chapeau Claques Frühjahrsproduktion ihre Premiere in der Alten Seilerei.
Auf der Bühne ein Koffer, gebaut von Martin Klerner. Ein Riesenkoffer. Das macht auch Sinn, denn der liebenswert-arrogante und ganz frisch gebackene Detektiv Herr Schnuck (Benjamin Bochmann) und seine süße, eher ein wenig unbedarfte Assistentin Schnickschnack (Heidi Lehnert) treten eine verrückte, abenteuerliche Reise an. Sie suchen nach der Liebe, die ja bekanntlich überall sein kann. Wo sie eben hinfällt.
Verursacht hat diese Tour de Force Schnickschnack, aber alle ihre Versuche, das Missverständnis aufzuklären, werden von Herrn Schnuck im Keim erstickt. Sein neu gegründetes Detektivbüro hat endlich den ersehnten ersten Auftrag, und den lässt er sich nicht mehr nehmen. Er, einer der größten Detektive seiner Zeit (ups), hat auf jede Frage eine Antwort und für jedes Problem eine Lösung. Seitdem wissen wir, dass die Liebe auf jeden Fall lange, blonde Haare hat, wenn auch ihre Schuhgröße nach wie vor im Dunkeln bleibt.
Schnickschnack kümmert das nicht. Sie legt sich hin, wenn sie müde ist ("Wo ist das Bett?") und isst, wenn sie hungrig ist. Vielleicht sind Frauen ja doch ein bisschen praktischer gestrickt als Männer.
So abenteuerlich wie die Reise sind auch die nur schwer nach zu vollziehenden Ablauf- und Aufbaupläne, Überlegungen und Strategien des fleißigen Herrn Schnuck, um die Liebe aufzuspüren und in genial ausgeklügelten Lebend-Fallen dingfest zu machen. Letztlich fängt er sich selbst ein und verdurstet auch noch fast im heißen Wüstensand. Aber da ist ja noch die von Chrysenda Sallmann farbenfroh gewandete, reizende Schnickschnack. Und die Liebe so nah, ob nun im Gebirge, in der Wüste oder im Dschungel. Alle Ziele werden von dem Detektiv-Team mit dem Bus erreicht, denn sie haben praktischerweise ihre eigenen Haltestellen-Schilder dabei. Und wo so ein Schild steht hält ja natürlich auch ein Bus. Nicht der OVF, aber der B (= Bochmann)VF.
"Dieser Fall ist komplizierter als ich dachte", muss Herr Schnuck allerdings schließlich erkennen. Das wahre Leben hat all seine Theorien über den Haufen geworfen.
Federleicht ist sie, diese Jagd nach der Liebe, mal lautstark, wortgewaltig, mal zart säuselnd, ebenso turbulent, mit vollem Körpereinsatz, wie auch mitunter sanft dahin plätschernd, immer gespickt mit viel Wortakrobatik, einer köstlichen, bezaubernd naiven Heidi Lehnert und einem souveränen "Expeditionsleiter" Benjamin Bochmann.
Kriegen sie sich, oder kriegen sie sich nicht, das ist hier die Frage. Geknistert hat es jedenfalls. Kein Wunder, denn jenseits der Bühne hatten Lehnert und Bochmann ja schon viel Zeit zu üben. Wie leicht und einfach wäre doch das Leben ohne die Liebe. Und wie öde, und wie leer.
Regie bei "Schnickschnack & Schnuck" führt ein Neuer in der Chapeau-Familie, Christoph Wehr, assistiert von Anne Pfister.Für Licht und Ton sorgte Thomas Rosiwal. Die Musik trägt die Handschrift von Guido Apel. Verdienten und lang anhaltenden Applaus gab es nach der Vorstellung für alle.