Faschingsumzug in Oberhaid: Alte Mühle beflügelt die Fantasie
Autor: Rudolf Görtler
Oberhaid, Sonntag, 03. März 2019
Zum 22. Mal wälzten sich die Wagen durch Oberhaid, so viele wie nie vor so vielen Zuschauern wie nie.
Der Himmel war nach einigen Tagen Vorfrühling zwar grau und verhangen in Oberhaid, jedoch: Dem Spaß am 22. Faschingszug bei Beteiligten und Zuschauern tat das keinen Abbruch. Die Zahl 22 wurde, misst man die Gruppen und Wagen, bei weitem übertroffen.
Nicht der einzige Rekord an diesem Faschingssamstag, denn geschätzt Tausende säumten die Straßen der Ortsmitte, gefühlt war auch der Zug so lang wie nie, und kaum jemals hatten sich nach dessen Ende so viele Feiernde rund um die Brauerei Wagner und weit darüber hinaus versammelt.
Es waren ja auch allerhand Hilfstruppen aufmarschiert: aus Dörfleins und Hallstadt, aus den Oberhaider Ortsteilen naturgemäß, aus Baunach und besonders eindrucksvoll aus dem Steigerwald. Was nicht heißt, dass sich die Oberhaider Traditionalisten lumpen ließen. Wobei allzuviel Anekdotisches aus dem dörflichen Jahresablauf nicht zu berichten war. Lediglich die Renovierung der alten Mühle bewegte die Gemüter: Bürgermeister Joneitis eröffnete den Zug mit einem Mühlen-Auto, und die Mühlengeister des Blasmusikvereins schlugen vor: "Die Mühlengeister sind jetzt raus, der BMV will ins Haus."
RSC will größere Halle
Ein neues oder größeres Haus wünscht sich auch die Basketballabteilung des RSC, im Zwergengewand, denn die Trainings-Turnhalle sei für Normalwüchsige nicht groß genug. Überhaupt der RSC - er hatte besonders viele Mitmarschierer und Wagen aufgeboten, denn vor 50 Jahren gründete sich die Fußballabteilung des Vereins, den ältere Oberhaider noch als "die Handballer" kennen. Was sich mit der ersten Mondlandung deckt: "Vor 50 Jahren flogen wir ins All - seit 50 Jahren rollt bei uns der Ball" - was mit Gast-"Weltstars" des Fußballs gebührend gefeiert wurde. Und einem Science-Fiction-Wagen, viel Fußvolk und den erwähnten Basketball-Zwergen. Der RSC wird dieses Jubiläum im Juli noch eigens würdigen.
Der FC Oberhaid wiederum drückte in Kostümen und Fahrzeug das Grauen an der Welt aus. So wie überhaupt viel Grusliges zu sehen war (die Widerspiegelung der Zeitläufte im Fasching wäre einmal eine volkskundliche Untersuchung wert).
Wandelnde Heißluftballone
Der Preis für den originellsten Auftritt gebührt zweifelsohne dem Carnevals Club Oberhaid, dessen Protagonisten als wandelnde Heißluftballone durch die Straßen zogen, während eine Kerntruppe in einem Korb fleißig den Brenner aufflammen ließ. Aber auch die Familien Wohlleber und Geus, altvertraute Faschingszug-Veteranen, waren wieder dabei - als Hühnerhof. Aufwändig war ein Mühlendorfer Piratenschiff gebaut, beziehungsweise das Schiff der "Bieraten".
Sehr schön und ebenfalls aufwändig: Ein Wagen der Unterhaider Feuerwehr, der den Lärmschutzwall in dem Ortsteil thematisierte. Die Frösche des Staffelbacher Kindergartens St. Cyriakus erfreuten das Auge ebenso wie die in Kittelschürzen gewandeten Musiker des Jugendblasorchesters mitsamt den erwachsenen Sängern, erfreulich auch die Abordnungen der gemeindlichen Kindergärten.