Druckartikel: Fans sind mehr denn je gefordert

Fans sind mehr denn je gefordert


Autor: Bertram Wagner

Bamberg, Dienstag, 20. Sept. 2016

Im Cinestar präsentierte sich das Team von Brose Bamberg vor der am Freitag beginnenden neuen Spielzeit.
Wanamaker-Nachfolger Fabien Causeur stand im Fokus bei der Teampräsentation. Die neue "Nr. 1" wurde im Cinestar stürmisch begrüßt. Fotos: Bertram Wagner


Großes (Basketball)-Kino im Cinestar: Vorfreude auf die am Freitag beginnende Bundesliga-Spielzeit mit der Mission Titelverteidigung, eine extreme Herausforderung mit dem neuen Format Euroleague, ein klares Bekenntnis zum Standort Bamberg sowie die Spielervorstellung prägten die offizielle Teampräsentation des Deutschen Meisters, zu der der Business Club Brose Bamberg insgesamt 400 Sponsoren, VIP-Kartenbesitzer und Nachwuchsförderer eingeladen hatte.

Die brauchten ihr Kommen in doppelter Hinsicht nicht zu bereuen: Die kurzweilige Saisoneröffnung mit Trinchieri und Co. war der richtige Vorgeschmack auf eine Marathonspielzeit, in der die Korbjäger allein bis kurz vor Weihnachten in 30 Partien gefordert werden.

Anschließend genossen die Gäste die Jugendbuch-Verfilmung "Tschick". Laut Theaterleiter Stefan Lauterbach besteht diese Tradition auf dem Atrium-Dach bereits seit 2004.

Trotz zwölf nationaler Titel in elf Jahren bleiben die Bamberger geerdet, überhaupt keine Spur von Überheblichkeit, Selbstüberschätzung oder überzogenen Zielen bei der von Business-Club-Sprecher Mischa Salzmann und Hallensprecher Matthias Steger moderierten Veranstaltung, in der Danica Großer als Dolmetscherin Unterstützung leistete. Im Gegenteil: "Ich verspreche möglichst besten Basketball mit möglichst viel Spaß. Mehr kann ich nicht versprechen. Wir müssen einen weiteren Entwicklungsschritt machen. Die neue Generation muss nach vorne! Wir sind auch bereit, Spiele zu verlieren, wichtig ist, dass die älteren Spieler die Jungen unterstützen. Vier, fünf Spiele in acht Tagen kommen vor, da brauchen wir mehr denn je die Fans", redete der Headcoach, der keine hellseherischen Fähigkeiten besitzt ("ich weiß nicht, wie die Saison läuft"), nicht lange um den heißen Brei herum.

Der Italiener brachte seine Freude über den "special place Bamberg" zum Ausdruck, weiß aber auch, dass viele Mannschaften an zu hohen Erwartungen gescheitert sind. "Ich hoffe, dass wir dies alles gut überleben!"
Angesichts des spielstarken Kaders bestünden große "Überlebens-Chancen", schließlich konnten bis auf Brad Wanamaker alle Meister-Stützen gehalten werden und auch die drei namhaften Neuzugänge (Causeur, Lo, Veremeenko) sind Güteklasse A.


Keine Garantie

"Wir haben extrem gut gescoutet. Doch eine Garantie ist dies für gar nichts. Die kommenden Belastungen sind enorm, die Jungs haben ihre Hausaufgaben gemacht und mir ist vor der Saison nicht bange", beschreibt Rolf Beyer die Pre-Season-Lage. Der Geschäftsführer sprach vom "Dosieren der Kräfte", damit diese bis zu den Play-offs reichen. "Der Coach muss die Minuten verteilen und es werden nicht alle ,Veteranen' in jedem Spiel der BBL auf dem Parkett stehen." Rein statistisch müssen die Brose Bamberg, ebenso im neuen Namen-Gewand wie die Bundesliga (easyCredit statt Beko), alle 2,2 Tage antreten.

Dass schon der neue Name allein ein klares Bekenntnis zu Bamberg ist, unterstrich Beyer nochmals deutlich ("unsere Heimat ist Bamberg"). Die zwei Euroleague-Partien in Nürnberg seien dennoch unabdingbar. Da der Meister Wachstum braucht und auf die nächste Stufe will, muss er die Metropolregion Nürnberg stärker in Betracht ziehen. Die sportliche Beyer-Vorgabe für Europa: "Wir wollen den Home-Court verteidigen und auswärts unsere Chancen nutzen. Wir sind stolz, kein weißer Fleck mehr zu sein. Vergangene Erfolge zählen nichts mehr, wir starten bei null!"

Gänsehaut-Feeling verbreitete der anschließende Trailer, der in ein paar Minuten deutlich machte, dass in Bamberg Deutschlands Basketball-Herz schlägt. Mehr Leidenschaft, Spaß und Emotionen gehen einfach nicht. Der Wunsch zur Fortsetzung ("... to be continued") war gleichzeitig der Einmarsch der Akteure, die wie in der Brose Arena üblich stehend und klatschend von den Fans einzeln empfangen wurden. Mit Ausnahme der drei Nationalspieler Maodo Lo, Patrick Heckmann und Daniel Theis, die erst am gestrigen Dienstag zum Team stießen, war der gesamte Kader mit Trainierstab vertreten.

Der eine oder andere Spieler plauderte schon aus dem Nähkästchen: Fabian Causeur kannte als erstes Bamberger Wort "Freak City" und führte mit Trinchieri die entscheidenden Gespräche ("große Chance für mich"), Nico Melli trauerte der verpassten Olympia-Teilnahme mit Italien nach, Nikos Zisis (erstmals ohne Spiele im Sommer) erholte sich in seiner Heimat Thessaloniki und auf griechischen Inseln und Vladimir Veremeenko entschied sich nach fünf Minuten Bedenkzeit für Bamberg. Über allen Antworten thronte das Wort "Teamchemie" in der gesamten Organisation.

Nun liegt es ab kommenden Freitag in den Händen der Bühnen-Helden im Cinestar, ob es auch in der Spielzeit 2016/17 viele explosive Momente auf dem Spielfeld und am Ende wieder Sektfontänen und Bierduschen gibt. Die Teampräsentation war schon ein "Appetizer", der große (und auch berechtigte) Hoffnungen weckt.