Facebookgruppe: Flohmarkt vom Küchentisch aus
Autor: Anna Lienhardt
LKR Bamberg, Mittwoch, 16. Oktober 2013
Wir stellen eine Auswahl unterschiedlicher Bamberger Facebookgruppen vor. Diesmal: den "Online Flohmarkt aus Bamberg in Franken". Hier wird angeboten, verkauft, gefeilscht - auch abends um zehn.
Eine Miezekatze? Nein, das geht nicht. Nicht mehr. "Am Anfang waren auch Tierverkäufe und Tiergesuche erlaubt. Aber die Diskussionen und Beleidigungen waren irgendwann einfach nur noch grausam", sagt Jochen Bohri.
Der 35-Jährige aus Lisberg hat vor relativ genau einem Jahr die Gruppe "Online Flohmarkt aus Bamberg in Franken" im sozialen Internet-Netzwerk Facebook gegründet.
Warum? Weil er sich geärgert hat. Er war Mitglied in einer anderen Verkaufsgruppe auf Facebook. Regelmäßig war er genervt, wenn immer wieder die gleichen User ihre Beiträge so häufig aktualisiert haben, dass sie ganz oben auf der Seite stehen - und andere untergehen. Bohri wollte eine Gruppe, in der man nicht "schieben" darf.
Das wurde denn auch gleich die erste Regel in seiner neu gegründeten Online-Flohmarkt-Gruppe.
Unerwünschte Werbung löschen, Kredithaie sperren, Diskussionen schlichten und natürlich "Hochschieber" ermahnen. Bei rund 5000 Mitgliedern kommt da einiges an Arbeit zusammen.
Fünf Administratoren sind jeden Tag im Einsatz. "Jeder schaut über den Tag verteilt mehrmals rein", erklärt Administratorin Anita Höhn (39). Sie hält ihr iPhone in der Hand. "Sie hat es erst vor kurzem gegen ihr Kurbeltelefon eingetauscht", scherzt Jochen Bohri.
Das Smartphone von Tobias Erk (30) klingelt gerade, er steht vom Tisch auf und telefoniert draußen. Da schaut auch Georg Pelzer (42) schnell aufs Handy. Der mobile Zugang über das internetfähige Smartphone gehört für die Admins dazu. Klein, praktisch, unmittelbar. Und weil auch viele Mitglieder mit den Smartphones die Einträge durchsehen, besteht in der Gruppe keine Ordner- oder Albumpflicht für die eingestellten Artikel.
10 Paragrafen für die Mitglieder
Ein paar Regeln gibt es aber sehr wohl, besser gesagt Paragrafen. 10 Stück insgesamt. Es geht um den Zustand der Ware, Voraussetzungen zum Einstellen von Artikeln oder allgemeine Verhaltensformen.
Paragraf 9 befasst sich mit der Ortsangabe: "Der Artikelstandort muss immer angegeben werde. Hierbei müsst ihr natürlich nicht die Straße angeben. Es reicht vollkommen aus, wenn ihr schreibt ,Artikelstandort Bamberg oder Lichtenfels'", heißt es dort.
Über diese Regel haben die Gruppenmitglieder demokratisch abgestimmt. "Da hat zum Beispiel ein Handy den Artikelstandort Düsseldorf. Der Käufer will es sich aber ungern schicken lassen, weil er nicht weiß, ob es dann noch ganz ankommt", erklärt Gruppengründer Jochen Bohri. Also haben die Mitglieder entschieden - eindeutig: "80 Prozent waren für die Ortsangabepflicht", sagt Tobias Erk.
Beim Tierverbot mussten sich die Admins erst einmal untereinander einig werden. "Fünf Admins, zehn Meinungen", sagt der Gruppengründer. "Ich war lange gegen ein Verbot, aber dann wurden Mitglieder von anderen in Kommentaren beleidigt."
Wie zum Beispiel? "Es kamen Vorwürfe, warum sich jemand überhaupt ein Tier angeschafft habe, wenn er es nun anbiete", sagt Georg Pelzer. "Oder wie man als Hundebesitzer in eine Wohnung umziehen kann, in der Hunde nicht erlaubt sind", ergänzt Tobias Erk.
Schließlich wanderte das Verbot in Form von Paragraf 6 auf die Regelliste. Über einen anderen - Paragraf 2 - haben die Mitglieder wieder abgestimmt. Er regelt, dass bei jedem Artikel ein Preis stehen muss, damit nicht jeder einzelne Interessent nachfragen muss.
Beim Thema "Preis" verhält es sich übrigens wie auf dem "echten" Flohmarkt: Feilschen ist erwünscht. Alle fünf Admins gehen auch gerne und regelmäßig auf Flohmarktveranstaltungen außerhalb der digitalen Welt. "Aber wenn mir abends um zehn nach Flohmarkt ist, dann nehme ich halt das Handy in die Hand und bin dort", sagt Jochen Bohri.
Außergewöhnliche Angebote
Online tauchen schon mal Angebote auf, die im realen Leben nicht auf dem Verkaufsplatz stehen: "Das Krasseste war, als jemand ein Haus angeboten hat", erinnert sich Bohri.
In einem anderen Beitrag wollte jemand seinen Bauschutt verkaufen. "Da hingen 63 Kommentare unten dran, ob das tatsächlich ernst gemeint ist. Die Antwort war ,ja'", sagt Tobias Erk. Also haben sich die Admins beratschlagt und schließlich entschieden: Alle Regeln sind eingehalten, der Beitrag wird nicht gelöscht.
Was auch stehen bleibt, sind Spaßbeiträge - die als solche zu erkennen sind. Da wird zwischen der Kaffeemaschine und dem Strampelanzug die Hausspinne für fünf Euro zum Verkauf angeboten. Oder ein Reißnagel in verschiedenen Farbtönen. "Es soll ja auch Spaß machen und ein harmonisches Miteinander sein", sagt Jochen Bohri. "Hier haben sich schon Freundschaften gebildet."
Und weil die Spaßbeiträge und witzigen Diskussionen mit einigen Mitgliedern gar so nett waren, haben Tobias Erk und Jochen Bohri gleich noch eine Facebookgruppe gegründet: "Die lustige Witzegruppe."