Eurasier aus Röbersdorf - Knuddel mit Hang zur Testfamilie
Autor: Anette Schreiber
Röbersdorf, Donnerstag, 04. Juli 2013
Eurasier sind eine junge, neue Hunderasse. Hürden für Züchter, aber auch für den Erwerb eines solchen Tieres sind hoch. Petra Weber aus Röbersdorf züchtet Eurasier. Sie ist Anlaufstelle für Interessenten aus der Region.
"Hallo, hallo, hallo!!!" Petra Weber ruft mit freundlich lockender Stimme. Nach und nach wackeln wollene Wusel - Cenay, Calla, Cori, Chema und Calisha - von der Terrasse in den Garten. Der wache Blick der blonden Hundemama "Akaya" gilt jedem einzelnen ihrer Welpen und auch die dunkle Hündin Lola verfolgt das Treiben aufmerksam, jedoch mit vornehmer Zurückhaltung.
Der Anblick der Hündinnen wirkt seltsam vertraut, und dann auch wieder nicht. Spitz, oder doch Chow-Chow? Oder eine Mischung aus beidem. Fast: Eurasier. Petra Weber züchtet die jüngste Hunderasse Deutschlands. 1973 wurde die Arbeit von Julius Wipfel aus Weinheim an der Bergstraße mit der Anerkennung der Eurasier als neue Rasse gekrönt. Sein Zuchtziel war ein idealer Familienhund, der anhänglich, intelligent, ausgeglichen und obendrein robust sein sollte. Der Name setzt sich aus den Bestandteilen Europa (Wolfspitz und Chow-Chow) und Asien (Samojede) zusammen, aus denen die Ursprungsrassen stammen.
Als Hunde-Fan Petra Weber 1996 auf einer Rassehunde-Ausstellung Eurasier entdeckte, hat die Wahl-Röbersdorferin ihr Herz an sie verloren. Die Leidenschaft hat noch zugenommen, so dass sie zwischenzeitlich ihren dritten eigenen Wurf - "vom Elfensee", so lautet der Züchtername, gezogen hat. Klingt einfach, ist jedoch das Resultat erheblichen Engagements. Vor allem wegen der hohen Standards ihres Zuchtverbandes, der Kynologischen Zuchtgemeinschaft Eurasier (KZG).
Das ist einer von drei Vereinen, die dem VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) angehören. Der KZG achtet penibel auf die Einhaltung der Zuchtziele. Die neue Rasse soll schließlich Bestand haben und sich auf Dauer etablieren. So ist die 47-Jährige als Züchterin außerdordentlich gefordert. Das fällt ihr allerdings leicht, weil sie hinter der Philosophie ihres Vereines steht.
So wundert es kaum, dass die Familie der tierischen Nachwuchsplanung die eigenen Urlaubspläne unterordnet. Sie selbst, Ehemann Frank und Tochter Susanne stimmen Urlaube auf Wurftermine ab, um auf diese Weise das Urlaubsziel "optimale Welpenbetreuung" zu verwirklichen. Um ein besonderer Hund zu werden, hat der Eurasier-Welpe schließlich auch ganz besondere Bedürfnisse.
Der Hunde-Nachwuchs soll in seinen ersten acht bis neun Lebenswochen in Röbersdorf stets umsorgt sein. Rund um die Uhr, in einem reizvollen, ausreichend großen und auch sicheren Lebensumfeld. Dazu gehören Welpenzimmer und ein Garten, der einem Abenteuerspielplatz ähnelt. Derartiges vorzuhalten, ist eine von vielen Voraussetzungen des Vereines, dafür dass ein Mitglied Eurasier züchten darf. Mit Rücksicht ihe auf die Hündinnen sollten diese übrigens nur drei Würfe haben, erwähnt die Züchterin eine weitere Vorgabe. Tiergesundheit wird groß geschrieben. "Die ist bei uns wichtiger als das Aussehen."
Im Leben eines Eurasiers stehen Gesundheitschecks an, deren Ergebnisse für die Zuchtdatenbank und Konsolidierung der Rasse von Bedeutung sind.
Verpflichtungen
Beim Kauf eines Welpen erklärt man sich nicht nur mit Untersuchungen bereit, sondern verpflichtet sich auch zum Besuch einer Hundeschule, zu einer Nachzuchtkontrolle und zur Teilnahme an mindestens zwei Ausstellungen. Dort werden Rassestandards überprüft und dokumentiert, führt die Expertin vor Augen.
Wenn Petra Weber einen Welpen verkauft, dann ist der schon gut vorbereitet auf ein Leben als Familienmitglied. Das hat seinen - stolzen - Preis. Unter 1200 Euro gibt es keinen Welpen und auf den wartet man in der Regel ein halbes Jahr. "Dazwischen informiert man sich ausgiebig, eignet sich Wissen an".
Einfach so vorbeikommen und einen Eurasier-Welpen kaufen, geht also nicht. Zumindest nicht beim seriösen und im Verband organisierten Züchter. "Das machen nur Schwarz-Züchter", erklärt Petra Weber beinahe verärgert. Bei der KZG geht es nicht nur in Sachen Zucht um optimale Anpaarungen, sondern auch mit Blick auf Herrchen und Hund. Deswegen wird nach Bedarf gezüchtet. So findet man kaum Eurasier in Tierheimen. Wenn jemand seinen Eurasier nicht mehr halten kann, wird unter der Rubrik "Eurasier in Not" über den Verein vermittelt. Auch hier muss der Interessent geckecked sein. Dazu gehört der Besuch einer Testfamilie, also einer mit Eurasiern. Petra Weber ist so eine Testfamilie in der Region Bamberg.
Im Bereich Bamberg gibt es nur etwa fünf Eurasier. Die Testfamilie gibt ihre Beobachtungen und Einschätzungen an den Verband weiter. Die Vermittlung erfolgt ausschließlich über den Verein. Freilich hat der Züchter auch die Möglichkeit, einen Interessenten abzulehnen, "wenn er merkt es funktioniert nicht." T
rotz aller Vorbereitung.
So sind alle Welpen des aktuellen Wurfes bereits vermittelt. Zwei blieben in Franken, zwei kommen nach Hessen und Chenna sogar nach Portugal. Womöglich werden Webers sie dort einmal besuchen. Weil der Kontakt auch nach dem Kauf gepflegt wird. So hat der Begriff Familienhund noch eine weitere Bedeutung...
Eurasier kann man übrigens auch beim Tag des Tieres am 11. August ab 10 Uhr erleben.
Allgemeines zur Rasse:
Aussehen Es handelt sich um mittelgroße, zwischen 48 und 60 Zentimeter große und zwischen 18 und 32 Kilogramm schwere Hunde mit mittelschwerem Körperbau. Bis auf reinweiß, weiß-gescheckt und leberfarben kommen alle Farben vor.
Entstehung Durch die Kreuzung von Wolfspitz-Hündinnen und Chow.-Chow-Rüden entstanden Wolf-Chows, in die Samojeden eingekreuzt wurden. Die neue Rasse wurde 1973 durch den VDH und den FCI anerkannt.
Wesen Eurasier sind selbstbewusste, ruhige und ausgeglichene Familienhunde. Sie sind aufmerksam, aber nicht bellfreudig. Zur Familie brauchen sie ständigen Kontakt, womit sich Zwingerhaltung verbietet.
Quelle: Wikipedia