Erzbistum Bamberg: Maulkorb für Pfarrer Stefan Hartmann
Autor: Gertrud Glössner-Möschk
Bamberg, Donnerstag, 16. Januar 2014
Das Erzbistum Bamberg hat dem in Oberhaid wirkenden katholischen Priester Stefan Hartmann, der sich im Fernsehen öffentlich zu seiner Tochter bekannt hat, ein Sprechverbot auferlegt.
Es ist Hartmann nicht mehr erlaubt, sich öffentlich kritisch zum Zölibat zu äußern. Generalvikar Georg Kestel wirft ihm in einem Schreiben vor: "Durch Ihre medialen Auftritte und Äußerungen in Fernsehen, Presse und Social Media verursachen Sie für die kirchliche Gemeinschaft Schaden und Verwirrung."
Der 59-jährige Hartmann hatte sich vor wenigen Tagen im SWR zu seiner 24 Jahre alten Tochter bekannt und den Zölibat in der katholischen Kirche in Frage gestellt. Sein nächster Auftritt hätte am 22. Januar in Bamberg sein sollen. An diesem Abend kommt das Bayerische Fernsehen mit seiner Sendung "BürgerForum live" nach Bamberg in den Hegelsaal. Hartmann hätte mitdiskutieren sollen.
Wenig freundlich
Die Kirche verbietet es ihm nun, und Hartmann will sich an die Weisung halten: Er hat die Teilnahme an der Fernsehsendung abgesagt. Harry Luck, Pressesprecher der Erzdiözese, betonte in seiner Stellungnahme, dass es sich bei dem Schreiben nicht um die Einleitung eines kirchenrechtlichen Strafverfahrens handele, sondern um ein Ermahnungsschreiben.
Hartmann hat den Brief des Generalvikars am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite gepostet und damit öffentlich gemacht. Der Text des Briefes ist unmissverständlich, der Ton wenig freundlich: "Sie haben im Bayerischen Rundfunk und andernorts den Zölibat als ,Anachronismus, der vielen Menschen und der Kirche schadet', bezeichnet. Damit stellen Sie sich expressis verbis gegen Aussagen zum Zölibat im ,Dekret über Dienst und Leben der Priester' des Zweiten Vatikanischen Konzils". Weiter wird Hartmann vorgehalten, im Jahr 2012 bei zwei Landeskirchen versucht zu haben, als evangelischer Pfarrer Anstellung zu finden. "Diese Versuche haben Sie zwar abgebrochen, sich aber nicht von diesem Unterfangen distanziert."
Die am 22. Januar geplante Sendung findet nach Auskunft des Bayerischen Rundfunk trotzdem statt. Weitere Auskünfte waren aus München nicht zu erhalten.
Am "BürgerForum live" diskutieren Vertreter der katholischen Kirche mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Die Veranstaltung findet im Foyer des Hegelsaals in der Konzert- und Kongresshalle statt. Das Thema lautet: "Umbruch in Krisenzeiten - Welche Reformen braucht die katholische Kirche?". Einlass ist um 19 Uhr, Sendebeginn um 20.15 Uhr. Die Moderation hat Tilmann Schöberl.
Kostenlose Karten erhalten Interessierte unter der Telefonnummer 0175/1619204 (Claudia Grimmer), oder per E-Mail: cl.grimmer@gmail.com.
Zurück zu Stefan Hartmann: In seinem Schreiben hat der Generalvikar angekündigt, den Pfarrer in Kürze zu einem Gespräch einzubestellen. gg