Erzbischof Schick in Bamberg: Die Heilige Familie als Vorbild

2 Min
Erzbischof Ludwig Schick: "Unsere Liebe und unser Friede in den Familien sind ein wichtiger Beitrag, um auch die großen Weltprobleme zu lösen." Foto: Matthias Hoch
Erzbischof Ludwig Schick: "Unsere Liebe und unser Friede in den Familien sind ein wichtiger Beitrag, um auch die großen Weltprobleme zu lösen." Foto: Matthias Hoch
Weihrauchduft erfüllte den Dom. Foto: Matthias Hoch
Weihrauchduft erfüllte den Dom. Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
 

An den Feiertagen erlebte Bamberg volle Kirchen und hörte Predigten, die so gar nichts mit weltentrückter Romantik zu tun hatten. Bambergs Erzbischof Ludwig Schick bezeichnete die Heilige Familie als Vorbild für das Familienleben heute.

Natürlich gibt es alle Jahre wieder die Weihnachtschristen, also Menschen, die nur an diesem Fest den Weg in die Kirche finden. Die Christmette gehört eben zum Ritual dazu wie der Kartoffelsalat mit Würstchen und die Bescherung.

Doch wer sich in den übervollen Bamberger Kirchen einen Sitzplatz ergattert und auch noch offene Ohren mitgebracht hatte, konnte sich nicht einfach wohlig zurücklehnen, um lediglich den Festtagsgesängen der Chöre zu lauschen. Denn die Predigten hatten so gar nichts mit weltentrückter Romantik zu tun. Schließlich ist die Geburt Jesu in Bethlehem auch nicht in der Idylle geschehen.

"Maria, Josef und das Jesuskind waren Ausgewiesene, Flüchtlinge und Vertriebene", sagte etwa Erzbischof Ludwig Schick im mitternächtlichen Dom. Er bezeichnete diese Heilige Familie als Vorbild für das Familienleben heute.
Denn Maria und Josef hätten sich und das Gotteskind geliebt und so die Schwierigkeiten der Geburt, der Flucht nach Ägypten, des Aufenthaltes in der Fremde und die Rückkehr nach Nazareth bestanden.

"Unsere Liebe und unser Friede in den Familien sind ein wichtiger Beitrag, um auch die großen Weltprobleme zu lösen", erklärte der Erzbischof. Das Heranwachsen von Kindern in Liebe und im Frieden sei der beste Schutz gegen Radikalisierung durch rechte oder linke Gewaltpropaganda.

Weihnachten als Fest der Liebe und des Friedens zu feiern, könne jedoch nur gelingen, wenn es auch ein Fest des Glaubens sei, fuhr der Prediger fort: "Gott ist im Kind von Bethlehem Mensch geworden, um uns zu Kindern Gottes zu machen." Aus der Anbetung des Jesuskindes als Gottes Sohn werde "Menschheitsfamilie in Liebe und Frieden".


Das Kind im Zentrum

Hans-Martin Lechner, evangelisch-lutherischer Dekan des Dekanatsbezirks Bamberg, stellte ebenfalls das Kind in der Krippe in das Zentrum seiner Predigt, der eine große Gemeinde in der St. Stephans-Kirche lauschte. Mit diesem Kind setze Gott ein konkretes und fassbares Zeichen für die Botschaft "Kein Mensch geht über die Erde, den Gott nicht liebt". Der Dekan weitete diesen Satz auf den Umgang mit Flüchtlingen und das menschliche Miteinander in der Gesellschaft aus: "Vielfalt und Buntheit werden zur echten Bereicherung, zur wahren Freude", betonte Lechner.

Weihnachten seien nicht nur ein paar besinnliche Stunden und vielleicht einige harmonische Tage, meinte der Dekan. Weihnachten gebe einen nachhaltigen Impuls des Lebens und des Friedens für jeden Tag und für alle Welt: "Ein Kind ist geboren - und die Führung und Regierung der Welt ohne Macht in Gerechtigkeit ist in die Hand eines Kindes gelegt. Man gibt ihm einen Namen: Wunder heißt dieses Kind, Friede heißt es, Gott heißt es!"
Auch die Gottesdienste am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag waren allerorten gut besucht. Die Innenstadtgemeinde St. Martin etwa freute sich darüber, die festlichen Liturgien wieder im frisch sanierten Chorraum feiern zu können. Eine besondere Freude gab es auch in Stephan, als Pfarrer Walter Neunhoeffer das "Christkindl" Yannes taufte und somit in die Gemeinde aufnahm.

Alles andere als rührselig war die Botschaft von Erzbischof Schick am Stephanus-Tag (26. Dezember), an dem die katholische Kirche des ersten christlichen Märtyrers gedenkt, und der in Deutschland als Gebetstag für verfolgte Christen begangen wird. Schick erinnerte daran, dass die Christen die von allen Religionen am meisten verfolgte Gruppe seien. Derzeit würden Christen besonders im Visier von islamistischen Bewegungen wie dem Islamischen Staat, Boko Haram oder der Taliban stehen.

Die Verfolgung von Christen und anderer Religionsgemeinschaften sei eine wichtige Ursache für die Flucht. In manchen Regionen in Syrien, im Irak und in Palästina drohe das Christentum auszusterben, so Schick. Der Erzbischof richtete den Blick zugleich auf christliche Flüchtlinge, die in deutschen Sammelunterkünften von Muslimen angefeindet und verfolgt würden. "Auch hier müssen wir aufmerksam sein und unseren Glaubensgeschwistern beistehen", forderte Schick. Der Einsatz für verfolgte Christen sei immer auch die Forderung nach freier Religionsausübung für die Angehörigen aller Religionen.

Verfolgte Christen
Am "Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen" (26. Dezember) standen besonders die von Repressionen betroffenen Christen in Syrien im Fokus. Über diesen Tag hinaus hat die Deutsche Bischofskonferenz das Informationsheft "Syrien" herausgegeben. Diese Arbeitshilfe 277 kann kostenlos bestellt werden: E-Mail: dbk@azn.de, Telefon: 0228 / 103 111.