Erster Schritt zur Neuausrichtung
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Montag, 24. Juni 2019
Im Strukturprozess des Erzbistums Bamberg stehen nun die Namen der Seelsorgebereiche sowie Dekanate und Dekanatsgrenzen fest.
Dem Domberg böse Absichten zuzuschreiben angesichts des Ergebnisses wäre eine ebenso böse Unterstellung. Zumindest Pfarrer Matthias Bambynek ist davon überzeugt, dass die Bistumsleitung aus rein pragmatischen Gründen die Vorschläge der Pfarreigremien nicht angenommen hat: "Ich habe geahnt, dass man versucht, die Namen der Seelsorgebereiche in der Stadt abzustimmen", sagt Bambynek, bisher Koordinator für die Pfarreien Unsere Liebe Frau (Obere Pfarre), Dom, St. Martin und St. Josef/Gaustadt im Strukturprozess des Erzbistums Bamberg.
Das Verständnis des Pfarrers bezieht sich auf die Namensgebung der künftigen Seelsorgebereiche, die jetzt von der Ordinariatskonferenz mit endgültiger Absegnung durch Erzbischof Ludwig Schick beschlossen und verkündet wurde. "Namen sind wichtig, wie allein schon bei jeder Taufe deutlich wird", betont Pfarrer Bambynek. Insofern hätten sich die pfarrlichen Gremien aus Haupt- und Ehrenamtlichen im Vorfeld schon die Köpfe darüber zerbrochen, wie der Täufling Seelsorgebereich heißen soll. Auch in den anderen Bamberger Pfarreien St. Gangolf, St. Otto, Maria-Hilf, St. Heinrich, St. Anna und St. Kunigund "gab es dazu eine stundenlange Sitzung mit 30 Leuten", blickt Pfarrer Marcus Wolf, der zweite Koordinator in der Stadt, schon etwas genervter zurück.
Kurz und gut oder schlecht: Die Vorschläge, den einen Seelsorgebereich "Bamberg - Berg, Insel und Gaustadt", den anderen "Bamberg - rechts der Regnitz" zu nennen, wurden verworfen. Der Domberg beschloss die Namen "Bamberger Westen" und "Bamberger Osten". Auch für die Seelsorgebereiche in den weiteren Regionen des Erzbistums gibt es nun ähnlich klingende, knappe Bezeichnungen. "Es ist undankbar, wenn man von der Bistumsleitung her nicht praktikable Vorschläge ändern muss", räumt Domkapitular Heinrich Hohl im Gespräch mit unserer Zeitung ein.
Mehr Vertreter aus Diözesanrat einbeziehen
Der stellvertretende Generalvikar war bislang für die Durchführung des Strukturprozesses verantwortlich und wird auch die künftigen Schritte darin koordinieren. In künftigen Fällen wäre es ratsam, "mehr Vertreter aus dem Diözesanrat in Entscheidungen hineinzunehmen", gibt der Domkapitular gleichsam ein Versprechen.
Als "Gesicht oder Prügelknabe des Strukturprozesses" - so bezeichnet sich Heinrich Hohl selbst - ist es ihm wichtig zu betonen, dass der erste Schritt zur Neuausrichtung des Erzbistums positiv gemacht sei. Zum 1. September 2019 werden die neuen 35 Seelsorgebereiche offiziell per erzbischöflichem Dekret errichtet. Jeder Bereich bekommt ein pastorales Team aus fünf bis zehn Personen. Fest steht auch, wer jeweils leitender Pfarrer wird. Doch noch wird die Namensliste top secret behandelt. Für die Stadt Bamberg gibt es aber aus den berühmten gut unterrichteten Kreisen den Hinweis, dass die bisherigen Koordinatoren auch die leitenden Pfarrer werden. Beide wollen sich jedoch nicht in unserer Zeitung vorab dazu äußern.
Unabhängig davon machen sowohl Domkapitular Hohl als auch Pfarrer Wolf darauf aufmerksam, dass in den nächsten Jahren der zweite und entscheidende Schritt im Prozess getan werden muss: "Jeder Seelsorgebereich muss ein Pastoralkonzept entwickeln", erklärt Hohl. Für eine "pastorale Erneuerung" solle zunächst eine "Nahraumbetrachtung, eine Sozialraumanalyse" erbracht werden: "Wie viele Katholiken gibt es tatsächlich in einem Seelsorgebereich? Wie kümmern wir uns um die Jugend, um Senioren, um Familien, um Arme, um Kranke?", umreißt Hohl die Fragestellung. Auch hier sei es sehr wichtig, die Ehrenamtlichen mit ihren Kompetenzen einzubeziehen. Und klar zu machen, dass es in diesem Prozess weitreichende Unterstützung aus dem Ordinariat, also aus den Hauptabteilungen Seelsorge und Pastorales Personal, gebe.
"Immer eine Belastung"
Pfarrer Marcus Wolf sieht die Aufgabe praxisbezogen: "Ein Strukturprozess ist immer eine Belastung, weil er ja zu den üblichen alltäglichen Arbeiten eines Pfarrers dazukommt". Aber die größere Belastung werde erst noch kommen, nämlich die Zusammenfindung der Teams und die neue Aufgabenverteilung. Speziell im "Bamberger Osten" gebe es in den beiden Teams sehr große Unterschiede, etwa mit Wechsel des Gottesdienstortes, oder das eine Team habe feste Beerdigungstage, das andere Team nicht. In einem Klausurtag solle das besprochen werden, so Wolf.