Erstaunliche Funde in der Josefskapelle in Bamberg
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Montag, 01. Dezember 2014
Im Zuge von statischen Sicherungsmaßnahmen und Neueindeckung der Josefskapelle an der St. Jakobs-Kirche gab es verblüffende Entdeckungen.
Es war der Kirchenpfleger von St. Jakob, Roland Gold, der Diözesanarchitekten Karl-Heinz Rottmann alarmierte: Dachziegel auf der Seitenkapelle - sogenannte Biberschwänze - haben sich gehoben, in den Außenwänden zeigen sich Risse. Rottmann reagierte sofort. Denn die Josefskapelle an einer der ältesten Kirchen Bambergs ist ein Kleinod, das es zu bewahren gilt. Da gab und gibt es keinerlei widerstreitende Diskussionen mit Annette Faber vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.
Doch bevor es an die eigentliche Sanierung gehen kann, mussten Vorarbeiten geleistet werden. Eine ganze Schar von Fachleuten war damit beschäftigt, Aufmaß, Tragwerkgutachten, Schadstoffmessung zu erstellen. Um den Dachstuhl der Josefskapelle inspizieren zu können, musste erst ein einfaches Dachfenster eingebaut werden: "Es gibt keinen anderen Zugang", erklärt der Diözesenarchitekt.
Bausünden barocker Baumeister
Der Befund der Untersuchungen ist im Blick auf andere Bamberger Kirchen wie die Obere Pfarre, St. Martin und St. Michael nicht gerade eine Neuigkeit: Bausünden barocker Baumeister haben auch in der Josefskapelle ihre schädlichen Spuren hinterlassen: "Beim Einbau des Gewölbes im 17. Jahrhundert wurden einfach Balken herausgeschnitten, die die zuvor romanische Flachdecke getragen haben", berichtet Tillmann Kohnert vom Bamberger Büro für Bauforschung. So werde der Dachschub nicht mehr aufgefangen, das Gewölbe drücke die Wände nach außen. Undichte Stellen würden zudem zu einer Durchfeuchtung führen, so Kohnert.
Er erstellte die Baupläne, Statiker und Bauingenieur Udo Keßler griff diese auf und kartierte sie: "Große Sparrenabstände bringen keine Stabilisierung", betont Keßler, der es für denkbar hält, dass einzelne Sparren ausbrechen könnten. Der Handlungsbedarf liege also offenkundig vor.
Holz aus der Zeit um 1180
Die notwendige Sanierung ist das Eine, erstaunliche Funde im Zuge des Vorprojektes das Andere. Bauforscher Kohnert nahm Bohrproben an den Hölzern des mittelalterlichen Dachstuhls und stellte fest, dass einige älter sind als die Kapelle selbst. Üblicherweise seien Hölzer für Dachwerke extra gefällt worden: "Die meisten für die Josefskapelle wurden im Winter 1304 geschlagen", weiß Kohnert. Doch er habe auch Hölzer gefunden, die wiederverwendet worden seien und aus der Zeit um 1180 stammen.
Eine weitere Entdeckung wird allerdings für die Öffentlichkeit nie zu sehen sein: nämlich Fresken im Gewölbetrichter oberhalb der Fenster an der Nordwand. "Diese Gestaltung wurde vor und nach dem Gewölbeeinbau nie überstrichen", sagt Eberhard Holter, der sich als Restaurator für Wandmalereien und Architekturfassungen um die Konservierung der kleinen Zierköpfchen und Scheinkonsolen in Dunkelgrau mit weißen Lichthöfen kümmert.
Finanzierung noch offen
Das Dach der Josefskapelle wird nun ständig kontrolliert, weil mit einer Bauausführung und Dachneueindeckung in diesem Jahr nicht mehr gerechnet werden kann. Außerdem sei die Finanzierung der Maßnahmen - voraussichtlich mit einem sechsstelligen Betrag - noch offen, betont Diözesanarchitekt Rottmann. Die Eigentümerin der St. Jakobskirche, die Marianische Herren- und Bürgersodalität, könne die Summe nicht aufbringen, bedauern Vorsitzender Martin Sauer und Kirchenpfleger Gold. Zumal auch das Dach der St. Jakobskirche selbst im Rahmen des Bauunterhalts 2015 saniert werden müsse.
Allein das Vorprojekt hat 15.000 Euro verschlungen. Die Erzdiözese Bamberg gebe einen Zuschuss von einem Drittel, bekundet Domkapitular Gerhard Förch, der als Dompfarrer auch "Rector ecclesiae" der St. Jakobskirche ist. Kirchenpfleger Gold ist also damit beschäftigt, Anträge für Denkmalpflegemittel an die zuständigen Behörden auszufüllen. Und auf Spenden zu hoffen für "seine" Kirche, die im Jahr 1071 von Bischof Herrmann gestiftet und von Bischof Otto im Jahr 1109 vollendet wurde. Trotz vorgeblendeter Barockfassade von 1771 ist St. Jakob die einzige fast vollständig romanische Kirche in Bamberg.