Erst Archäologen, dann Architekten
Autor: Andrea Spörlein
Altendorf, Dienstag, 25. Juni 2019
Im geplanten Bebauungsgebiet "Haidwiesen" im Norden Altendorfs wurden in den letzten Monaten die Reste von drei Grabhügeln der Hallstattzeit entdeckt.
Im geplanten Bebauungsgebiet "Haidwiesen" im Norden Altendorfs wurden in den letzten Monaten bei den gesetzlich vorgeschriebenen archäologischen Ausgrabungen die Reste von drei Grabhügeln der Hallstattzeit (800 bis 450 v. Chr.) entdeckt. Bereits im vergangenen Jahr waren im Herbst vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege Sondagen in der Flur durchgeführt worden, da wegen der keltischen Besiedlung im Bereich von Altendorf mit archäologischen Befunden zu rechnen war.
Bei der Anlage der Sondagen konnten in Reihe liegende Sandsteine festgestellt werden, die als die Umrandung von zwei Grabhügeln gedeutet wurden. Um abzuklären, ob im Bereich des ausgewiesenen Neubaugebiets mit weiteren Steinkreisen zu rechnen ist, wurde das gesamte Areal von Timo Seregély (Professur für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie, Universität Bamberg) geophysikalisch untersucht. Nach Abschluss weiterer Maßnahmen begann im März 2019 die Ausgrabung der beiden Steinkreise durch die Firma Archäologische Ausgrabungen Andreas Pross (Bamberg) unter der Leitung von Phil Burgdorf.
Große Zahl von Funden
Bei einem Termin vor Ort mit dem Altendorfer Bürgermeister Karl-Heinz Wagner (CSU) erklärte Grabungsleiter Burgdorf die Arbeitsweise der Bodenarchäologen, erläuterte die vorläufigen Grabungsergebnisse und erklärte einige Fundstücke. Matthias Merkl, Referent beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, zeigte sich sehr angetan über die große Anzahl der Keramik- und Holzfunde. Warum keine Metallfunde - es konnten nur winzige Metallspuren nachgewiesen werden, zu Tage kamen -, wird wohl nicht abschließend zu klären sein. Möglicherweise waren schon Grabräuber aus der Zeit der Bestattung am Werk, oder es gab schlichtweg keine Grabbeigaben aus Metall.
Im Rahmen der Ausgrabungen wurden weitere Sondageschnitte angelegt, um ausschließen zu können, dass zwischen den im Jahr 2018 geöffneten Flächen weitere Grabhügelreste liegen. Die Grabhügel waren zum Zeitpunkt der Ausgrabung derartig eingeebnet, dass sie weder im Gelände noch im digitalen Höhenmodell als Erhebungen sichtbar waren. Umso größer war die Überraschung über den guten Erhaltungszustand. Ein besonderer Glücksfall war die gute Erhaltung des Steinkreises in der Flur Haidwiesen, bei der es sich um ein Feuchtbodenareal handelt und um ein Gebiet, das intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde.
Bei den Ausgrabungen konnte ein Steinkreis mit einem Durchmesser von 15 Metern erfasst werden. Im Verlauf der Ausgrabungen tauchten holzkohlenartige Reste einer viereckigen Grabkammer auf, die zentral im Steinkreis lag. Im Inneren der Kammer wurden Reste von mehreren Gefäßen entdeckt, die entlang der Grabkammerwand aufgestellt waren. Durch den Erddruck waren diese, wie die gesamte Grabkammer, auf eine Stärke von wenigen Zentimetern verpresst worden. Die aufgefundene Keramik war von sehr guter Qualität. Neben den für die Hallstattzeit typischen Kegelhalsgefäßen konnten mehrere Schalen, Schüsseln und eine Tasse freigelegt werden. Einige Keramikbruchstücke zeigten eingedrückte Dellen mit umlaufenden kreisförmigen Einstichen und gekerbte Ränder. Nach bisherigem Kenntnisstand kann der Hügel auf die Zeit 800 bis 620 v. Chr. datiert werden.
Zwischen den Keramikfragmenten konnten immer wieder kleine Bruchstücke von verbrannten Knochen festgestellt werden, bei denen es sich um die Reste der ehemaligen Bestattung handelt. Während der frühen Hallstattzeit dominierte die Brandbestattung. Bei dieser Bestattungsform wurde der Tote auf einem Scheiterhaufen in der Nähe oder direkt im Bereich des Grabhügels verbrannt. Die kalzinierten Knochenreste wurden dann in einem Gefäß beigesetzt, oder einfach in einer Grabgrube verstreut. Eine Bestattung in einem Grabhügel war sozial höher gestellten Personen vorbehalten. Der Status der Bestatteten lässt sich zusätzlich an der Größe des Hügels und der Menge und Zusammensetzung der Grabbeigaben ablesen. Bei ärmeren Personen beinhaltete der Hügel häufig nur eine einzelne Urne mit dem Leichenbrand des Toten. Bei sozial besser gestellten Personengruppen treten ganze Geschirrsätze und bei den Eliten sogar Waffen auf. Letztere fehlen, wie auch sonstige Gegenstände aus Metall, in Altendorf. Aufgrund der großen Anzahl an Keramikgefäßen kann aber dennoch von einer sozial besser gestellten Person ausgegangen werden.
In Sichtweite der Siedlung
Die Grabhügel lagen in der hallstattzeitlichen Kulturlandschaft häufig in Gruppen beieinander. Zu den bekanntesten Gräberfeldern zählen beispielsweise das Gräberfeld von Demmelsdorf (Landkreis Bamberg), sowie die Gräberfelder von Eggolsheim und Wichsenstein (Landkreis Forchheim). Zwischen diesen befanden sich häufig ärmere Brandgräber. Solche konnten bei den Ausgrabungen in Altendorf aber nicht nachgewiesen werden. Die Gräberfelder lagen in Sichtweite der Siedlungen. Wo die zugehörige Siedlung zu den neu aufgefundenen Grabhügeln gelegen hat ist ungewiss. Während der Hallstattzeit lagen diese Siedlungen in Flussnähe, da diese als wichtige Transportwege dienten.